Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
zurückzulassen. Zu Beginn, kurz nach seiner Einstellung, hatte Shashank sich beklagt, dass das zu teuer sei, aber Dhaval hatte darauf beharrt und sogar mit Kündigung gedroht. Schließlich hatte Shashank nachgegeben. Schusswaffen waren in Indien sehr viel leichter zu bekommen als Leute mit Dhavals Lebenslauf.
Dhaval stammte aus einem kleinen Städtchen in einer ländlichen Gegend von Rajasthan und war zur Armee gegangen, um dem unerbittlichen Würgegriff der Provinz zu entfliehen. Diese Entscheidung hatte sein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Er entwickelte eine große Liebe zum Leben in der Armee und dem Nervenkitzel, den ihm die Aussicht auf eine Erlaubnis zum Töten verschaffte. Er beantragte die Aufnahme in die neu gegründeten Einheiten der Indian Special Forces und wurde schließlich Mitglied der »Black Cats«, der Sondereinheiten der National Security Guards. Mit riesigen Schritten trieb er seine Karriere voran, bis er im Jahr 1999 im Kaschmir-Konflikt eingesetzt wurde. Während einer nächtlichen Razzia bei einer angeblich von Pakistan finanzierten Gruppe von Aufständischen brachte er siebzehn Verdächtige um, die sich bereits ergeben hatten. Die hemmungslose Skrupellosigkeit, die er dabei an den Tag legte, veranlasste seinen Kommandeur, ihn als beschämenden Unsicherheitsfaktor von der Operation abzuziehen. Einen Monat später wurde er aus dem Dienst entlassen.
Die National Security Guards wollten seine Geschichte eigentlich unter den Teppich kehren, doch zu Dhavals Glück bekam Shashank Malhotra Wind davon. Der Unternehmer war gerade dabei, seine Geschäfte in großem Umfang zu diversifizieren, und machte sich dabei zahlreiche Feinde. Da er jemanden mit Dhavals Ausbildung und Einstellung brauchte, ließ er von sich aus nach dem ehemaligen Angehörigen der Spezialkräfte des Militärs suchen. Der Rest war Geschichte.
Als der Chef-Türsteher mit einem Block Parkscheinen in der einen und einem Stift in der anderen Hand näher kam, ließ Dhaval das Fenster herab. »Wie lange wollen Sie parken?«, erkundigte sich der Türsteher. Er hatte viel zu tun, da jetzt immer mehr Geschäftsleute eintrafen, die irgendwelche Frühstückstermine im Hotel hatten.
Dhaval drückte dem Mann ein Bündel Rupien in die Hand. Es verschwand blitzschnell in seiner scharlachroten Uniformjacke. »Ich würde mich gerne hier in die Nähe des Eingangs stellen. Wahrscheinlich eine Stunde oder so, aber bestimmt nicht mehr als zwei.«
Stumm deutete der Türsteher auf den letzten freien Platz gegenüber vom Hoteleingang, dann winkte er das nächste Auto heran. Dhaval umrundete die Säulen des Baldachins und stellte sich auf den angegebenen Parkplatz. Er war perfekt. So hatte er einen ungehinderten Blick auf den Hoteleingang, während sein Wagen nach unten in Richtung Ausfahrt zeigte.
Dhaval stieg aus, betrat das Foyer und rief von einem Haustelefon aus Jennifer Hernandez an. Er ließ es ein halbes Dutzend Mal klingeln, bekam die Mailbox und legte auf. Dann ging er hinüber ins Hauptrestaurant, das auch als Frühstückssaal diente, und fragte den Oberkellner, ob Ms Jennifer Hernandez sich heute Morgen schon hatte blicken lassen.
»Nein, Sir«, sagte der Mann.
»Wir sind verabredet, aber ich weiß nicht, wie sie aussieht. Könnten Sie sie mir vielleicht beschreiben?«
»Eine sehr hübsche junge Frau. Mittelgroß, dunkle, dichte, schulterlange Haare und eine attraktive Figur. Meistens trägt sie Jeans und ein Baumwoll-T-Shirt.«
»Ich bin beeindruckt«, erwiderte Dhaval. »Mit einer solch detaillierten Beschreibung habe ich gar nicht gerechnet. Danke.«
»Ich muss gestehen, dass ich mich an die attraktiven Frauen besonders gut erinnern kann«, sagte der Oberkellner lächelnd und mit einem Augenzwinkern. »Und sie gehört auf jeden Fall dazu.«
Ein wenig verwundert verließ Dhaval das Restaurant. Es war erst kurz nach acht, und Jennifer war weder in ihrem Zimmer noch im Frühstückssaal. Er blieb in der Mitte des Foyers stehen und sah sich um. Vielleicht entdeckte er ja eine Frau, die der Beschreibung des Oberkellners entsprach. Doch seine Suche blieb ohne Ergebnis. Dann wanderte sein Blick hinüber zu den Panoramascheiben, und er sah ungefähr ein halbes Dutzend Leute im Swimmingpool ihre Runden drehen.
Dhaval trat hinaus und musterte die Schwimmerinnen. Zwei davon waren jüngere Frauen. Eine besaß mittelbraune Haare, aber nicht gerade eine attraktive Figur. Die zweite war blond und schied somit ebenfalls aus. Dhaval nahm
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