Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
den unteren Eingang zurück ins Hotel und schaute sich im Wellnessbereich und im Fitnessraum um. Nur zwei Personen besetzten die Geräte und die Heimtrainer, und diese beiden waren Männer.
Leicht entmutigt kehrte Dhaval nach oben ins Foyer zurück und trat an den Schalter des hoteleigenen Transportservices. Der Hotelangestellte, der dort saß, hieß Samarjit Rao. Er wurde allgemein nur Sam genannt und stand auf Shashank Malhotras Schmiergeldliste. Wenn Shashank Geschäftsleute nach Delhi einlud, brachte er sie im Amal Palace Hotel unter und registrierte oft mit großem Interesse, welche Ziele diese Leute ansteuerten.
»Mr Narang«, sagte Sam respektvoll. »Namaste.« Sam wusste, wer Dhaval war, und hatte entsprechend große Angst vor ihm.
»Hier im Hotel wohnt eine junge, attraktive Frau, zumindest hat das der Oberkellner im Restaurant gesagt. Sie heißt Jennifer Hernandez. Kennst du sie?«
»Ich kenne sie«, sagte Sam und blickte sich nervös um. Er war nicht der einzige Hotelangestellte, der wusste, wer Dhaval war.
»Ich brauche jemanden, der sie mir zeigt. Meinst du, das kriegst du hin?«
»Natürlich, Sahib. Sobald sie zurückkommt.«
»Sie ist gar nicht im Hotel?«
»Nein, ich habe sie hinausgehen sehen. Das war kurz vor acht.«
Dhaval seufzte. Er hatte gehofft, früh genug da zu sein, um ihr folgen zu können.
»Na gut, ich bleibe noch ein paar Stunden hier«, sagte er dann. »Ich besorge mir eine Zeitung und setze mich da hinten an die Wand.« Er deutete auf ein paar leere Clubsessel. »Sag mir Bescheid, wenn sie wiederkommt.«
Der Weckruf um 8.15 Uhr holte Neil aus dem Tiefschlaf. Voller Panik griff er nach dem Telefon, ohne genau zu wissen, wo er war. Doch er fand sich schnell wieder zurecht, bedankte sich bei der Telefonistin und sprang aus dem Bett. Als Erstes zog er die Vorhänge auf und blickte hinaus in die diesige Sonne. Direkt unterhalb lag der Pool, in dem eine Handvoll Menschen ihre Bahnen zogen. Neil freute sich schon darauf, es ihnen irgendwann im Lauf des Tages gleichzutun. Das würde seine Nervosität und die Nachwirkungen des Jetlags bestimmt abmildern.
Mit wachsender Vorfreude lief er ins Badezimmer und sprang unter die Dusche. Er putzte sich die Zähne, brachte seine Haare mithilfe eines Kamms wenigstens halbwegs in Ordnung und schlüpfte in ein frisches T-Shirt sowie eine saubere Jeans. So vorbereitet, saß er auf der Bettkante und drückte mit zitterigem Finger die Wähltaste der Telefonzentrale. Er wollte so tun, als würde er von L.A. aus anrufen und während des Gesprächs versuchen, herauszufinden, was sie heute vorhatte. Anschließend wollte er sich überlegen, wie er sie am besten überraschen konnte.
Er hatte das Gefühl, als ob es eine Ewigkeit dauerte, bis jemand abnahm. »Komm schon!«, sagte er drängend. Als die Telefonistin sich schließlich meldete, nannte er ihr Jennifers Namen. Anschließend hörte er es klingeln und rechnete fest damit, jeden Augenblick ihre Stimme zu hören. Seine Aufregung wurde größer.
Nachdem es etliche Male geläutet hatte, sprang die Mailbox an. Neil legte auf und versuchte es auf ihrem Handy, bekam aber schon nach einem Klingeln die Mailbox. Vermutlich hatte sie es gar nicht eingeschaltet. Er legte auf. Ein bisschen enttäuscht überlegte er, was er als Nächstes machen sollte. Vielleicht war sie ja unter der Dusche, dann konnte er es in fünf oder zehn Minuten noch einmal auf ihrem Zimmer versuchen, aber mittlerweile war er so aufgedreht, dass er nicht einfach nur herumsitzen konnte. Also schnappte er sich seine Schlüsselkarte und fuhr hinunter ins Erdgeschoss. Dabei fiel ihm plötzlich ein, dass sie ja womöglich gerade beim Frühstück saß.
Das Restaurant war fast vollständig besetzt, und während er in der Schlange wartete, bis er mit dem Oberkellner sprechen konnte, suchte er mit Blicken unablässig den mehrgeschossigen Saal ab. In der obersten Etage, zu seiner Linken, war an der hinteren Wand ein beeindruckendes Buffet aufgebaut.
Zu seiner Rechten, etliche Etagen tiefer, befanden sich die Panoramafenster, die auf den Garten und den Pool hinauszeigten. Erneut musste Neil eine Enttäuschung hinnehmen. Sie war nicht zu sehen.
»Wie viele Personen?«, fragte der Oberkellner, als Neil an der Reihe war.
»Nur eine«, antwortete er.
Als der Oberkellner eine Speisekarte nahm, um sie einer der Platzdamen zu überreichen, sagte Neil: »Kennen Sie vielleicht zufällig einen weiblichen Gast namens Jennifer Hernandez? Sie ist
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