Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
sie hinaus unter den Eingangsbaldachin geschickt, wo sie in Kürze von einem Mercedes abgeholt werden sollte. Ihr Fahrer hieß Ranjeet Basoka, und die Sikh-Türsteher seien angewiesen worden, ihr das richtige Fahrzeug zu zeigen.
Während Jennifer auf ihren Wagen wartete, betrachtete sie sich die bunte Mischung aus den unterschiedlichsten Nationalitäten, ohne den schwarz gekleideten Mann mit den diversen goldenen Halsketten zu bemerken, der das Hotel verließ, sich durch die Menge schlängelte und einen schwarzen Mercedes bestieg. Es fiel ihr auch nicht auf, dass der Mann den Motor gar nicht startete, sondern lediglich auf dem Fahrersitz saß und mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte.
»Möchten Sie noch ein wenig Kaffee?«, fragte die Serviererin.
»Nein, danke«, erwiderte Neil.
Er faltete seine Zeitung zusammen, stand auf und streckte sich. Das Frühstück war vorzüglich gewesen. Er hatte noch nicht oft ein solch reichhaltiges Buffet zu sehen bekommen, und er hatte praktisch alles probiert. Die Rechnung war bereits quittiert, und so ging er jetzt hinaus in das geschäftige Foyer und überlegte, was er als Nächstes machen sollte. Da fiel sein Blick auf den Portier, und er dachte, dass das ein Anfang sein könnte.
Es dauerte eine Weile, dann war er an der Reihe. »Ich bin Hotelgast …«, fing er an.
»Selbstverständlich«, sagte Lakshay. »Sie sind Sahib Neil McCulgan, nehme ich an.«
»Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
»Wenn ich morgens zur Arbeit komme und noch ein bisschen Zeit habe, dann versuche ich mich mit den neuen Gästen vertraut zu machen. Manchmal liege ich falsch, aber meistens habe ich recht.«
»Dann kennen Sie bestimmt auch eine Miss Jennifer Hernandez.«
»Aber selbstverständlich. Sind Sie ein Bekannter von ihr?«
»Das bin ich. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Es ist so etwas wie eine Überraschung.«
»Einen Moment bitte«, sagte Lakshay und eilte hinter seinem Tresen hervor. »Warten Sie hier«, fügte er noch hinzu, dann rannte er zur Tür hinaus.
Verwirrt sah Neil durch die Glasfront zu, wie er direkt auf einen der farbenprächtig gewandeten Türsteher zulief. Sie sprachen kurz miteinander, dann kam Lakshay wieder nach drinnen gerannt. Er war ein wenig außer Atem. »Tut mir leid«, sagte er zu Neil. »Miss Hernandez war vor zwei Minuten noch hier. Ich dachte, ich erwische sie vielleicht noch, aber sie ist soeben weggefahren.«
Neils Miene hellte sich auf. »Sie war erst vor ein paar Minuten hier am Empfangstresen?«
»Ja. Sie hat sich ein paar Tipps für eine Stadtbesichtigung geben lassen. Wir haben ihr das Rote Fort in Alt-Delhi, die Jama-Masjid-Moschee und den Basar empfohlen, möglicherweise mit einem abschließenden Mittagessen in einem Restaurant namens Karim’s.«
»In dieser Reihenfolge?«
»Ja. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass Sie sie am Roten Fort einholen, wenn Sie sich beeilen.«
Neil war schon unterwegs zum Ausgang, da rief der zweite Portier ihm hinterher: »Sie ist mit einem hoteleigenen Wagen gefahren. Einem schwarzen Mercedes. Fragen Sie den Transportmanager nach dem Nummernschild. Das könnte hilfreich sein.«
Neil nickte und signalisierte per Handzeichen, dass er verstanden hatte, ging zum Transportschalter, bekam das Kennzeichen des Wagens und die Handynummer des Fahrers mitgeteilt und lief nach draußen, um sich ein Taxi zu besorgen.
Jennifer war sehr froh, dass sie sich hatte überreden lassen, ein Hotelfahrzeug zu mieten. Sobald sie sich in die gedämpfte, klimagekühlte Behaglichkeit des Mercedes hatte sinken lassen, fühlte sie sich im Vergleich zu der Motorrikscha oder dem Taxi wie auf einem anderen Planeten. Während der ersten Viertelstunde schaute sie einfach nur zum Fenster hinaus und genoss das Spektakel, das die Straßen Delhis mit ihrer fantastischen Vielfalt an Fahrzeugen, den erdrückenden Menschenmassen und den diversen Tieren, angefangen von störrischen Affen bis hin zu gelangweilten Rindern, boten. Sogar ihren ersten indischen Elefanten bekam sie zu Gesicht.
Ihr Fahrer, Ranjeet, trug eine maßgefertigte, sorgfältig gebügelte dunkelblaue Uniform. Er sprach zwar Englisch, aber mit einem sehr starken Akzent. Jennifer bemühte sich zwar redlich, ihn zu verstehen, während er unterwegs immer wieder auf verschiedene Sehenswürdigkeiten zeigte, aber irgendwann gab sie auf und beschränkte sich darauf, zu nicken und Dinge wie »Sehr interessant« oder »Das ist wunderschön« zu sagen. Schließlich klappte
Weitere Kostenlose Bücher