Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
gegenüberliegende Straßenseite. »Das ganze Gebiet südlich der Chandni Chowk – das ist die Hauptstraße, die vom Roten Fort wegführt – ist der Basar.«
    »Können Sie irgendwo in der Nähe parken, damit ich ein bisschen durch den Basar laufen kann?«
    »Ja. Am südlichen Ende des Basars, neben der Jama-Masjid-Moschee, da gibt es einen Parkplatz.«
    »Dann nichts wie hin«, sagte Jennifer.
    Ranjeet wendete zügig, wirbelte eine gelbliche Staubwolke auf und fuhr wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Außerdem drückte er auf die Hupe, als sie auf einen schwarz gekleideten Mann zurasten, der eine Jacke über dem Arm trug. Den kleinen Mann neben einem Erfrischungsstand, der jetzt seine Mineralwasserdose wegwarf und zu seinem Auto sprintete, sah er nicht.
    »Chandni Chowk, ist das denn eine Straße und gleichzeitig auch ein Stadtbezirk?«, wollte Jennifer wissen. Sie hatte sich wieder in ihren Reiseführer vertieft. »Ich finde das ein bisschen verwirrend.«
    »Es ist beides«, sagte Ranjeet. Er stand zwar vor einer roten Ampel, drückte aber dennoch auf die Hupe, als ein Taxi viel zu schnell auf den Parkplatz beim Lahore-Tor einbog, seinen Wagen nur um Zentimeter verfehlte und dann weiterraste. Ranjeet schüttelte die Faust und brüllte einige Worte auf Hindi, die man bei offiziellen Anlässen vermutlich nicht zu hören bekam.
    »Entschuldigung«, sagte Ranjeet.
    »Ist schon gut«, meinte Jennifer. Das Taxi hatte auch ihr einen Schrecken eingejagt.
    Die Ampel sprang auf Grün, und Ranjeet fuhr in südlicher Richtung hinaus auf die vor dem Roten Fort verlaufende mehrspurige Netaji Subhash Marg. »Sind Sie schon einmal mit einer Fahrradrikscha gefahren, Miss Hernandez?«
    »Nein, noch nicht«, gab Jennifer zu. »Aber mit einer Motorrikscha.«
    »Dann würde ich Ihnen eine Fahrradrikscha empfehlen, besonders hier auf der Chandni Chowk. Ich kann Ihnen bei der Jama Masjid eine besorgen. Der Fahrer fährt Sie dann über den Basar. Die engen und sehr belebten Gassen dort werden Galis genannt, und die Katras sind sogar noch schmaler. Da brauchen Sie eine Fahrradrikscha, sonst verlaufen Sie sich. Der Fahrer bringt Sie jederzeit wieder zurück, wenn Sie möchten.«
    »Dann sollte ich das wohl ausprobieren«, sagte Jennifer wenig begeistert. Wenn sie doch bloß ein klein wenig abenteuerlustiger wäre!
    Ranjeet bog nach rechts von dem breiten Boulevard ab und landete in einer verstopften, engen Seitenstraße. Das war noch nicht der eigentliche Basar, aber die Straße war dennoch zu beiden Seiten von kleineren Geschäften gesäumt, in denen von Küchengeräten aus Edelstahl bis hin zu Bustouren durch Rajasthan alles Mögliche angeboten wurde. Während der Wagen langsam vorwärtsglitt, konnte Jennifer sich die zahllosen Gesichter der Einheimischen betrachten, in denen sich die schwindelerregende Vielfalt der Völker und Kulturen spiegelte, aus denen im Lauf der Jahrtausende auf wunderbare Weise das Indien der Gegenwart entstanden war.
    Die schmale Straße traf jetzt auf die exotische Jama-Masjid-Moschee, und Ranjeet bog links ab auf einen belebten Parkplatz. Er sprang aus dem Wagen und bat Jennifer, einen Augenblick zu warten.
    Während der Wartezeit gelangte Jennifer zu einer Erkenntnis hinsichtlich des indischen Temperaments. Obwohl Ranjeet das Auto mitten auf einem verkehrsreichen Parkplatz hatte stehen lassen, schien sich keiner der Parkwächter daran zu stören. Es war, als wären sie und der Wagen komplett unsichtbar, obwohl sie eigentlich mitten im Weg standen. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, welchen Aufruhr ein solches Verhalten in New York ausgelöst hätte.
    Ranjeet kam mit einer Fahrradrikscha im Schlepptau zurück. Jennifer erschrak. Der Rikschafahrer war ein bleistiftdünner Mann, und seine Wangen waren vom Eiweißmangel tief eingesunken. Er schien nicht einmal kräftig genug zu sein, um eine längere Strecke zu gehen, geschweige denn ein dreirädriges Fahrrad mitsamt Jennifers Körpergewicht von 52 Kilogramm vorwärtszuwuchten.
    »Das ist Ajay«, sagte Ranjeet. »Er fährt Sie durch den Basar, wo immer Sie hinmöchten. Ich würde den Gold- und Silberschmuckmarkt Dariba Kalan vorschlagen. Und wenn Sie zum Auto zurück wollen, dann sagen Sie ihm einfach Bescheid.«
    Jennifer stieg aus dem Wagen und kletterte zögerlich auf die harte Rückbank. Sie stellte fest, dass sie sich kaum irgendwo festhalten konnte, und fühlte sich sofort verwundbar. Ajay verneigte sich und trat dann wortlos in

Weitere Kostenlose Bücher