Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
die Pedale. Überrascht stellte Jennifer fest, dass er das Gefährt im Stehen offensichtlich leicht und locker beschleunigen konnte. Sie fuhren an der Vorderseite der Jama Masjid entlang, bis sie vom Treiben des riesigen Basars verschluckt wurden.
Als Dhaval Narang wieder bei seinem Auto am Lahore-Tor des Roten Forts anlangte, war Ranjeets Ampel bereits auf Grün gesprungen und er hatte sich in den vom Chandni-Chowk-Boulevard her kommenden Verkehr eingereiht. Dhaval beeilte sich und schaffte es noch rechtzeitig, bevor die Ampel wieder auf Rot sprang. Er beschleunigte, raste dem Hotelauto hinterher und versuchte verzweifelt, es nicht aus dem Blick zu verlieren. Das war aufgrund des lebhaften Verkehrs nicht einfach, obwohl er einen ziemlich aggressiven Fahrstil an den Tag legte. Er kam ganz gut voran, bis direkt vor ihm ein Bus vom Bordstein auf die Straße zog und ihm jegliche Sicht raubte.
Dhaval zwang sich, mehr als nur ein kleines Risiko einzugehen, trat das Gaspedal voll durch, schnitt einen Lastwagen und schaffte es, sich vor den vollkommen überfüllten Bus zu quetschen. Jetzt hatte er wieder freie Sicht nach vorne, doch bedauerlicherweise war Ranjeet aus diesem Sichtfeld verschwunden. Dhaval verlangsamte seine Fahrt ein wenig und fing an, in die westwärts führenden Seitenstraßen zu blicken. Einen Augenblick später musste er vor einer roten Ampel halten. Menschenmassen strömten auf die Straße und überquerten die Netaji Subhash Marg.
Verärgert trommelte Dhaval mit den Fingern auf das Lenkrad und wartete, bis die Ampel Grün zeigte. Ursprünglich war er froh gewesen, dass sie zum Roten Fort gefahren war, weil es so groß und so voller Touristen war, dass er nach dem Anschlag sofort und ohne Risiko in der Menge hätte untertauchen können. Doch dann war Ranjeet plötzlich wieder weggefahren, und Dhaval hatte keine Ahnung, wohin und wieso überhaupt.
Die Ampel sprang auf Grün, und Dhaval wartete voller Ungeduld, während die vor ihm stehenden Fahrzeuge langsam losfuhren. An der Ecke warf er einen Blick in Richtung Jama-Masjid-Moschee und fasste einen schnellen Entschluss. Dort, auf halber Strecke bis zur Moschee, stand ein Wagen im Stau, der aussah wie der Mercedes des Amal Palace Hotel.
Ruckartig riss Dhaval das Steuer nach rechts, zwängte sich ohne Skrupel durch den entgegenkommenden Verkehr und zwang etliche Fahrzeuge zu einer Vollbremsung. Er biss die Zähne zusammen und stellte sich schon auf einen krachenden Zusammenstoß ein, doch zum Glück war außer quietschenden Reifen, Hupen und wütenden Schreien nichts zu hören. Er hatte keine Ahnung, ob das der richtige Wagen war, aber er wollte auf jeden Fall bei der Moschee nachsehen. Falls er Jennifer Hernandez dort nicht antraf, würde er wieder zum Hotel zurückfahren.
Der Verkehr in der kleinen Straße kam nur stoßweise voran, und so dauerte es einige Zeit, bis Dhaval vor der Moschee angelangt war und nach links auf den Parkplatz abbiegen konnte. Im gleichen Augenblick entdeckte er auch den parkenden Mercedes des Hotels. Und als er kurz über die Schulter in die entgegengesetzte Richtung blickte, wurde er mit Jennifers Anblick belohnt, die in einer Fahrradrikscha saß und gerade in einer der belebten Galis verschwand.
Da Inspektor Naresh Prasad erfahren hatte, in welcher Reihenfolge Jennifer die Sehenswürdigkeiten von Alt-Delhi besuchen wollte, nahm er einfach an, dass sie es sich mit dem Roten Fort anders überlegt hatte und jetzt zur Jama Masjid wollte. Er war zwar in Eile, hatte aber nicht das Gefühl, als müsste er irgendein Risiko eingehen. Trotzdem wollte er sie natürlich nicht aus den Augen verlieren, auch wenn er sich verstärkt fragte, warum er ihr eigentlich folgen sollte, wenn sie sich benahm wie eine ganz normale Touristin. Er hätte lieber gewusst, mit wem sie sich heute Morgen zum Frühstück getroffen hatte, anstatt ihr bei einer Besichtigungstour hinterherzurennen.
Er rollte auf den Parkplatz und stellte seinen Wagen ab, wo ihm ein schwarz gekleideter Mann auffiel, der gerade aus seinem Mercedes stieg. Diesen Mann hatte Naresh vor ein paar Minuten schon einmal gesehen. Als Jennifer Hernandez den Parkplatz beim Roten Fort verlassen hatte, war er zu seinem Wagen gerannt. Naresh war neugierig geworden und stieg eilig aus.
Neil musste unwillkürlich grinsen, während er an der Vorderfront der Jama Masjid entlanglief. Er platzte fast vor Freude, Jennifer zu überraschen. Was mochte ihr wohl beim Roten Fort
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