Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Fifth-Avenue-Augenarzt als der Kopf der kriminellen Vereinigung Yamaguchi-gumi.
Vinnie glitt aus der Nische heraus, als Michael zum Tisch kam.
»Hallo, Bruder«, strahlte Vinnie und nahm Michael brüderlich in die Arme. Auch er war ausgezeichnet gekleidet, mit sogar noch ein wenig mehr Esprit als sein Yamaguchi-gumi-Gast. In der Brusttasche von Saborus Jackett steckte ein sorgfältig gefaltetes dunkelbraunes Tuch, in Vinnies Tasche bauschte sich ein wildgemustertes Seidentuch von Cartier, dessen Farben zu explodieren schienen.
Mit seinem Arm noch immer um Michaels Schulter gelegt, tippte Vinnie Saboru auf den Arm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Hey, Psycho ! Mikey ist hier!« Saboru und er hatten viel Zeit miteinander verbracht, als ihre Geschäftsverbindung sich zu entwickeln begann. Aus dieser Zeit stammte Vinnies Einfall, statt des japanischen Saiko von Saiko-komon das englische Psycho als lustiges Wortspiel zu benutzen. Saboru hatte das ganz amüsant gefunden, als man es ihm erklärt hatte.
Saboru erhob sich, verbeugte sich schnell und überreichte Michael seine Visitenkarte. Nach einer ungeschickten, schnellen Verbeugung nahm Michael die Karte entgegen und übergab eine von seinen eigenen. In einer Schreibtischschublade in seinem Büro hatte er bereits eine ganz Sammlung von Saborus Karten.
»Setz dich, setz dich!«, sagte Vinnie zu Michael, erinnerte sich dann aber an Carol. »Hör mal, Süße, wir müssen hier übers Geschäft reden. Wie wär’s, wenn du dich ein wenig zu den Männern rübersetzt.« Er zeigte auf die Gruppe am Nachbartisch.
»Ich möchte aber lieber bei euch sitzen«, jammerte Carol.
»Carol, Schatz«, sagte Vinnie langsam, ohne seine Stimme zu erheben. »Ich sagte, wie wär’s, wenn du dich an den nächsten Tisch setzt.«
Michael fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Vinnie war sehr jähzornig und neigte zu Gewalttaten. Einen Moment lang starrten Vinnie und Carol sich an. Der ganze Raum war still, bis Carol sich weise dazu entschloss, nachzugeben, und aus der Nische schlüpfte. Im selben Moment wurden die Gespräche weitergeführt.
»Bitte«, sagte Vinnie und bedeutete seinen Gästen, Platz zu nehmen. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein Kellner und fragte Michael nach seinem Getränkewunsch, wobei er erst auf eine offene Flasche Sassicaia, Vinnies Lieblingswein, und dann auf einen Weinkühler mit einer Flasche Pinot Grigio und eine Flasche San Pellegrino zeigte.
»Also, was bringst du für gute Neuigkeiten?«, fragte Vinnie, als Michael seinen Wein und sein Wasser hatte. Wenn es ums Geschäft ging, war Vinnie ungeduldig. Er hatte nichts gegen Smalltalk, aber für ihn kam zuerst die Arbeit, nichts anderes.
Michael beugte sich zu Vinnie rüber und sagte mit einer Stimme, die auf Wichtiges hindeutete: »Gestern wurde ein Exklusivvertrag zwischen Satoshi Machita und iPS USA über die Stammzellenentwicklung geschlossen.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Vinnie und Michael sahen sich einfach nur an. Die einzigen Geräusche im Raum kamen vom Nachbartisch, wo sich die Männer alle Mühe gaben, Carol gut zu unterhalten. Als Michael damals zum ersten Mal Vinnie über iPS USA ins Bild setzte, war er tief in die Materie eingetaucht, hatte ihm erklärt, welch unglaubliche Möglichkeiten Stammzellen beinhalteten, aber auch, wie unglücklich diese junge, aufstrebende Industrie mit der hochemotionalen Anti-Abtreibungsbewegung verwoben war. Dann war er dazu übergegangen, zu erklären, wie induzierte Stammzellen dieses Problem umgingen. Eingedenk Vinnies intuitiver Intelligenz hatte Michael auch die Schwierigkeiten erläutert, die sich im Zusammenhang mit den Stammzellen ergaben und wie wichtig es sei, die ausschlaggebenden Patente zu erwerben. Schließlich war es Vinnie, der das Schweigen brach.
»Und das ist dieses iPS-Zellen-Patent, das die Mutter aller Patente sein wird?«
»Das ist zumindest, was Ben Corey glaubt, und der Kerl ist ein Genie, das die Kontrolle über die regenerative Medizin anstrebt.«
»Und wir werden direkt an seiner Seite sein«, verkündete Vinnie.
»Direkt dran«, bestätigte Michael.
Vinnie griff sich sein Weinglas und streckte es den anderen entgegen. Er hatte ein schiefes Lächeln im Gesicht: »Ich hatte ja keine Ahnung, dass das ganze Geld im Bereich der Gesundheitspflege liegt! Erst Krankenhäuser, jetzt Biotechnologie. Ich liebe es!«
Alle stießen miteinander an und tranken.
Vinnie wandte sich Saboru zu. »Ich habe
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