Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
ausgebrochen, aber inzwischen glauben die Experten, daß alles wieder unter Kontrolle ist.«
»Eigentlich sind wir eher hier, um die Menschenmassen unter Kontrolle zu halten«, gestand der andere Beamte. »Vor ein paar Stunden hat man befürchtet, daß es Ärger geben würde. Da haben die Spezialisten nämlich noch mit dem Gedanken gespielt, das ganze Krankenhaus unter Quarantäne zu stellen, aber inzwischen ist die Lage nicht mehr so dramatisch.«
»Ja, da haben wir noch Glück gehabt«, entgegnete Jack. Als er auf den Eingang zusteuerte, hielt ihn einer der Polizisten zurück. »Wollen Sie wirklich reingehen?« fragte er. »Auf jeden Fall.«
Der Beamte zuckte mit den Schultern und ließ ihn vorbei. Als er den Eingang passiert hatte, wurde Jack sofort von einem uniformierten Mann des Krankenhaus-Sicherheitsdienstes angehalten. Er trug eine OP-Maske vor dem Gesicht. »Tut mir leid«, sagte der Mann. »Heute haben Besucher keinen Zutritt.
Jack zeigte ihm seine Dienstmarke.
»Entschuldigung, Herr Doktor«, murmelte der Mann und trat zur Seite.
Von der Ruhe, die das Krankenhaus nach außen hin ausstrahlte, war drinnen nichts mehr zu spüren. In der Eingangshalle wimmelte es vor Menschen. Da ausnahmslos alle Masken trugen, wirkte die Szene gespenstisch.
Seit dem letzten Meningokokken-Fall waren mehr als zwölf Stunden vergangen. Deshalb war Jack sich ziemlich sicher, daß es überflüssig war, eine Schutzmaske zu tragen. Trotzdem wollte er eine haben; so konnte er von gewissen Leuten unerkannt bleiben. Der Mann vom Sicherheitsdienst schickte ihn an den unbesetzten Informationsschalter. Dort entdeckte Jack etliche Kisten mit Schutzmasken. Er nahm sich eine heraus und zog sie vors Gesicht.
Danach ging er zur Kleiderkammer, in der die Ärztekittel aufbewahrt wurden. Als einer der Ärzte herauskam, schlüpfte Jack schnell in den Raum, entledigte sich seiner Bomberjacke und suchte sich einen langen, weißen Kittel aus. So vermummt, kehrte er in die Halle zurück.
Er hatte sich vorgenommen, dem Zentralmagazin einen weiteren Besuch abzustatten. Dort, so glaubte er, mußte der Schlüssel zu dem Geheimnis zu finden sein. Als er den Fahrstuhl in der dritten Etage verließ, fiel ihm als erstes auf, daß in den Fluren viel weniger Patienten zu sehen waren als bei seinem letzten Besuch. Er warf einen Blick durch die Glastür, die zum OP-Bereich führte, und wußte sofort, warum. Die Operationssäle waren vorübergehend geschlossen worden. Da Jack eine vage Vorstellung davon hatte, wie in einem Krankenhaus Gewinne erwirtschaftet wurden, vermutete er, daß die Krankheitsausbrüche bei AmeriCare eine schwere finanzielle Krise verursacht haben mußten.
Er stieß die Pendeltür zum Zentralmagazin auf. Selbst dort herrschte nicht einmal halb so viel Betrieb wie am vergangenen Donnerstag. Er sah lediglich zwei Frauen, die am Ende eines der beiden langen Gänge zwischen den deckenhohen Regalen hantierten. Wie alle anderen Mitarbeiter des Krankenhauses trugen auch sie Masken.
Er machte einen Bogen um den Gang, in dem er die Frauen gesehen hatte, und steuerte auf das Büro von Gladys Zarelli zu. Sie hatte ihn bei seinem ersten Besuch sehr freundlich empfangen und war zudem die Leiterin der Abteilung. Wahrscheinlich konnte sie ihm am ehesten etwas Erhellendes mitteilen. Im Vorbeigehen warf Jack einen Blick auf die unzähligen Krankenhausvorräte und Ausstattungsartikel, die sich in den Regalen stapelten. Plötzlich kam ihm die Idee, ob es wohl irgend etwas unter diesen vielen Dingen gab, das das Zentralmagazin nur an die jeweils ersten Opfer geliefert hatte. Doch selbst wenn es so etwas gab - wie waren die Frauen vom Zentralmagazin mit den Patienten und den Bakterien in Berührung gekommen? Schließlich hatte man ihm versichert, daß die Mitarbeiterinnen des Magazins so gut wie nie einen Patienten zu Gesicht bekamen.
Gladys war in ihrem Büro. Sie telefonierte gerade, doch als sie ihn in der Tür stehen sah, gab sie ihm durch ihr überschwengliches Winken zu verstehen, daß er eintreten solle. Er nahm gegenüber von ihrem kleinen Schreibtisch Platz. Das Büro war so winzig, daß er das Telefongespräch unweigerlich mithören mußte. Sie war tatsächlich dabei, neue Mitarbeiter anzuwerben. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie habe warten lassen«, wandte sie sich an Jack, als sie ihr Telefonat beendet hatte. Trotz ihrer Probleme war sie genauso entgegenkommend wie bei seinem letzten Besuch. »Ich brauche dringend neue Leute.« Er
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