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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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diverse, aneinandergefrorene Überreste, unter anderem Vogelfedern und Tierknochen. »Sie liegt in der Nähe des bärtigen Typen«, rief Ron. Richard beleuchtete die gefrorenen Füße des Kaukasiers und entdeckte die Tageszeitung aus Anchorage. Die Schlagzeile betraf den Krieg in Europa. Er konnte das Datum ohne Mühe erkennen: 17. April 1918.
    Er wand sich aus der engen Lücke und kroch zurück in den Vorraum. Jetzt war er nur noch aufgeregt. »Ich glaube, du hattest recht«, sagte er. »Es sieht in der Tat so aus, als wären alle drei an Lungenentzündung gestorben, und ihren Todestag hat man uns gleich mitgeliefert.«
    »Ich hab’ gewußt, daß dich das interessieren würde.«
    »Interessieren ist stark untertrieben«, erwiderte Richard. »Das ist eine einmalige Chance. Ich werde wohl eine Säge brauchen.«
    Ron wurde bleich. »Eine Säge«, wiederholte er entsetzt. »Ich hoffe, das soll ein Witz sein.«
    »Glaubst du etwa, ich lasse mir diese Chance entgehen? Ich bin doch nicht verrückt! Ich brauche unbedingt ein bißchen Lungengewebe.«
    »Um Himmels willen!« wisperte Ron. »Versprich mir noch einmal, daß du niemals mit irgend jemandem darüber sprechen wirst.«
    »Ich hab’s dir doch schon versprochen«, erwiderte Richard ungeduldig. »Wenn ich das finde, womit ich rechne, will ich es für meine eigene Sammlung haben. Mach dir keine Sorgen. Niemand wird davon erfahren.«
    Ron schüttelte den Kopf. »Manchmal bist du wirklich ein merkwürdiger Kauz.«
    »Komm, laß uns die Säge holen«, drängte Richard. Er reichte Ron die Taschenlampe und machte sich auf den Weg zurück zum Eingang.
     
    18.40 Uhr
    O’Hare-Flughafen Chicago
    Marilyn Stapleton betrachtete ihren Mann, mit dem sie seit zwölf Jahren verheiratet war, und fühlte sich hin- und hergerissen. Sie wußte, daß die drastischen Veränderungen, unter denen ihre Familie seit einiger Zeit zu leiden hatte, vor allem bei John ihre Spuren hinterlassen hatten. Aber sie mußte auch an ihre Kinder denken. Sie musterte die beiden Mädchen, die in der Abflughalle saßen und nervös zu ihr herüberschauten; sie schienen zu spüren, daß ihrem gewohnten Leben ein tiefer Einschnitt drohte. John wollte seine Familie nach Chicago holen, wo er vor kurzem seine Ausbildung zum Pathologen begonnen hatte.
    Er hatte sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Aus dem zuversichtlichen, zurückhaltenden Mann, den sie einst geheiratet hatte, war ein verbitterter und unsicherer Mensch geworden. Seitdem er fünfundzwanzig Pfund abgenommen hatte, waren seine einst vollen Wangen eingefallen und ließen ihn mager und abgezehrt aussehen - und dieser Gesichtsausdruck entsprach genau seiner neuen Persönlichkeit. Marilyn schüttelte den Kopf. Man konnte sich kaum vorstellen, daß sie noch vor zwei Jahren das Wunschbild einer erfolgreichen Vorstadtfamilie verkörpert hatten. John hatte seine florierende Augenarztpraxis gehabt, und sie hatte an der Universität von Illinois eine Lebensstellung als Dozentin für englische Literatur. Doch dann war der Medizingigant AmeriCare am Horizont aufgetaucht und hatte in Champaign sowie in zahlreichen anderen Städten in Illinois mit einer beängstigenden Geschwindigkeit die meisten Arztpraxen und Krankenhäuser in den Ruin getrieben und sich viele von ihnen einverleibt. John hatte versucht durchzuhalten, doch am Ende hatte auch er seine Patienten verloren. Es waren ihm nur zwei Möglichkeiten geblieben: zu kapitulieren oder zu fliehen. Und John war geflohen.
    Zuerst hatte er sich nach einer neuen Stelle als Augenarzt umgesehen, doch als ihm klar geworden war, daß er gezwungen sein würde, für AmeriCare oder eine ähnliche Organisation zu arbeiten, hatte er sich entschieden, lieber auf ein anderes Fachgebiet der Medizin umzusatteln.
    »Ich glaube, es würde euch in Chicago gefallen«, sagte er erwartungsvoll. »Ich vermisse euch alle so schrecklich.« Marilyn seufzte. »Wir vermissen dich auch«, erwiderte sie. »Aber darum geht es doch nicht. Wenn ich meine Stelle aufgeben würde und wir nur noch dein Assistenzarztgehalt hätten, könnten wir uns keine Privatschule mehr leisten. Dann müßten die Mädchen auf eine öffentliche Schule gehen, mitten in Chicago.«
    In der Lautsprecheranlage war ein Rauschen zu hören, dann wurden alle Passagiere mit dem Ziel Champaign aufgefordert, sich umgehend an Bord des Flugzeuges zu begeben. Es war der letzte Aufruf.
    »Wir müssen los«, drängte Marilyn. »Sonst verpassen wir unseren Flug.«
    John

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