Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
doch es fiel ihr schwer; ihr Mund war vollkommen ausgetrocknet. Ein paar Minuten später öffnete sie die Augen und wußte zunächst nicht, wo sie war. Als ihr klar wurde, daß sie im Aufwachraum der chirurgischen Station lag, fiel ihr plötzlich alles wieder ein.
Die Beschwerden hatten am Abend eingesetzt, wie aus heiterem Himmel. Sie hatte mit Matthew essen gehen wollen. Schmerzen hatte sie nicht gehabt. Zuerst hatte sie nur auf der Innenseite ihrer Oberschenkel eine unangenehme Nässe empfunden. Im Badezimmer hatte sie dann entsetzt festgestellt, daß sie blutete. Und es waren nicht nur ein paar Tropfen gewesen. Da sie im fünften Monat schwanger war, hatte sie das Schlimmste befürchtet. Dann war alles ganz schnell gegangen. Es war ihr gelungen, ihre Ärztin Dr. Carol Glanz zu erreichen, und die hatte ihr angeboten, sie in der Notaufnahme des Manhattan General Hospital zu untersuchen. Dort angekommen, hatten sich Terese’ Befürchtungen schnell bestätigt. Es wurden sofort Vorbereitungen für eine Operation getroffen. Die Ärztin hatte gesagt, es sehe so aus, als hätte sich der Embryo statt in der Gebärmutter in einem Eileiter eingenistet.
Nachdem sie aufgewacht war, dauerte es nicht lange, bis eine Schwester an ihrem Bett erschien und ihr versicherte, daß alles in Ordnung sei.
»Und was ist mit meinem Baby?« fragte Terese. Sie spürte einen dicken Verband auf ihrem beunruhigend flachen Bauch. »Darüber weiß Ihre Ärztin mehr als ich«, erwiderte die Krankenschwester. »Ich gebe ihr Bescheid, daß Sie jetzt wach sind. Sie möchte mit Ihnen sprechen.«
Terese klagte über ihre trockene Kehle und bekam ein paar Eisstückchen. Die kühle Flüssigkeit kam ihr vor wie ein Geschenk des Himmels. Sie schloß die Augen. Wahrscheinlich war sie wieder eingeschlummert, denn das nächste, was sie wahrnahm, war, daß Dr. Carol Glanz sie bei ihrem Namen rief. »Wie geht es Ihnen?« fragte die Ärztin. Terese fragte nach ihrem Baby.
Dr. Glanz holte tief Luft und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, ich habe zwei schlechte Nachrichten für Sie.« Terese spürte, wie sich alles in ihr verkrampfte. »Es war eine ektopische Schwangerschaft«, erklärte Dr. Glanz. Um sich die schwierige Aufgabe etwas einfacher zu machen, flüchtete sie in ihren medizinischen Fachjargon. »Wir mußten die Schwangerschaft abbrechen, und das Kind war natürlich noch nicht lebensfähig.«
Terese nickte und tat so, als berühre sie das gar nicht. Sie hatte mit dieser Botschaft gerechnet und sich innerlich darauf vorbereitet. Doch was Dr. Glanz ihr als nächstes zu sagen hatte, traf sie wie ein Schlag.
»Leider war die Operation nicht leicht. Es gab einige Komplikationen, was auch der Grund dafür war, daß Sie bei der Einlieferung so stark geblutet haben. Wir mußten Ihre Gebärmutter opfern. Wir haben eine Hysterektomie vorgenommen.« Im ersten Moment war Terese außerstande zu begreifen, was sie gerade gehört hatte. Sie nickte und sah ihre Ärztin gespannt an, als erwarte sie weitere Informationen.
»Ich weiß, daß ich Sie jetzt ziemlich aus der Fassung gebracht habe«, fuhr Dr. Glanz fort. »Aber ich möchte Ihnen eines versichern: Wir haben wirklich alles Menschenmögliche versucht, um diesen unglücklichen Ausgang zu vermeiden.« Mit einem Mal begriff Terese, was die Worte ihrer Ärztin zu bedeuten hatten. Ihre Flüsterstimme überschlug sich plötzlich, und sie brüllte: »Nein!«
Dr. Glanz strich ihr voller Anteilnahme über die Schulter. »Ich weiß, was das für Sie heißt?« sagte sie. »Vor allem, weil es Ihre erste Schwangerschaft war. Es tut mir furchtbar leid.« Terese stöhnte. Diese Nachricht war so niederschmetternd, daß sie nicht einmal weinen konnte. Sie fühlte sich wie betäubt. Ihr Leben lang war sie davon ausgegangen, daß sie Kinder haben würde. Es war ein Teil ihrer Identität gewesen. Die Vorstellung, daß das nun unmöglich war, wollte ihr einfach nicht in den Kopf. »Was ist mit meinem Mann?« brachte sie hervor. »Weiß er schon Bescheid?«
»Ja. Ich habe sofort nach der Operation mit ihm gesprochen. Er wartet unten in Ihrem Zimmer; Sie werden gleich hingebracht.«
Dr. Glanz sprach noch eine Weile mit ihr, doch Terese behielt nichts davon. Die Tatsache, daß sie ihr Kind verloren hatte und nie wieder schwanger werden würde, hatte sie vollkommen niedergeschlagen.
Nach einer Viertelstunde kam eine Schwester, um sie in ihr Zimmer zu bringen. Im Nu hatte sie die Krankenstation erreicht,
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