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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Dauerfrostbodens aufhalten.« Zuletzt kramte er eine schwere Taschenlampe hervor.
    »Okay«, drängte er. »Laß uns gehen. Ich will auf keinen Fall, daß irgend jemand vorbeikommt und sich fragt, was wir hier treiben.«
    Er verließ den Weg und marschierte in Richtung Norden; Richard folgte ihm. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Moskitoschwarm auf und attackierte die beiden gnadenlos. Ungefähr eine halbe Meile vor sich machte Richard eine Nebelbank aus; er vermutete, daß dort die Küste des Nordpolarmeeres begann. In allen anderen Himmelsrichtungen bot die eintönige Landschaft keinerlei Abwechslung: Die konturlose, flache Tundra, über die ein eisiger Wind fegte, erstreckte sich bis zum Horizont. Über ihnen zogen ein paar heiser kreischende Seevögel ihre Kreise.
    Als sie sich ein paar Schritte von der Straße entfernt hatten, blieb Ron stehen. Er versicherte sich ein letztes Mal, daß auch wirklich kein Auto zu sehen war. Dann bückte er sich und griff nach einem Stück Sperrholz, das zur Tarnung so bemalt worden war, daß es sich in nichts von den buntscheckigen Farben der Tundra unterschied. Er schob das Holz zur Seite und legte ein knapp eineinhalb Meter tiefes Loch frei. An der Nordwand der Vertiefung befand sich der Eingang zu einem schmalen Tunnel. »Sieht so aus, als wäre die Hütte unter dem Eis begraben worden«, sagte Richard.
    Ron nickte. »Wir glauben, daß einer von diesen orkanartigen Winterstürmen jede Menge Packeis vom Strand herübergeschoben hat.«
    »Ein von der Natur geschaffenes Grab.«
    »Willst du wirklich hineingehen?«
    »Was für eine Frage«, entgegnete Richard, während er sich den Parka und die Handschuhe anzog. »Dafür bin ich schließlich ein paar tausend Meilen geflogen. Gehen wir.« Ron stieg in das Loch und krabbelte auf allen vieren in den Tunnel. Richard blieb ihm dicht auf den Fersen. Je weiter er sich vom Eingang entfernte, desto finsterer und drückender wurde es. In dem immer schwächer werdenden Licht sah er, wie sein Atem gefror. Gott sei Dank litt er nicht an Klaustrophobie! Nach ungefähr sechs Metern fielen die Wände des Tunnels schräg ab, und es ging leicht bergab, so daß sie einen knappen halben Meter zusätzliche Kopfhöhe hatten. Sie hockten nun vor einem lichten Raum von gut einem Meter Breite. Ron machte Platz, damit Richard aufrücken konnte. »Affenkalt ist es hier unten«, sagte Richard. Ron richtete den Strahl seiner Taschenlampe in die Ecken des Raumes, wo kurze Verstrebungen aus den Rippen eines Beluga-Wales als Stützen dienten.
    »Das Eis hat die Walknochen zerbrochen, als wären es Zahnstocher«, erklärte er. »Und wo sind die Bewohner?«
    Ron deutete mit der Taschenlampe auf einen großen, dreieckigen Eisblock, der von der Decke heruntergekommen war. »Hinter dem Eisbrocken«, sagte er und reichte Richard die Lampe. Richard nahm sie und kroch weiter. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr ganz so wohl in seiner Haut. »Glaubst du wirklich, daß wir hier sicher sind?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Ron. »Ich weiß nur, daß sich hier seit ungefähr fünfundsiebzig Jahren nichts verändert hat.« Sie mußten sich eng an die Wand pressen, um an dem Eisblock vorbeizukommen. Richard richtete den Strahl der Lampe in den Raum, der sich vor ihm auftat.
    Was er sah, verschlug ihm den Atem. Obwohl er sich innerlich auf den Moment vorbereitet hatte, fand er den Anblick gespenstischer als erwartet. Im Schein der Taschenlampe starrte ihm das blasse Gesicht eines gefrorenen, in Felle gehüllten, bärtigen Mannes entgegen. Er saß aufrecht da. Mit seinen eisblauen, weit geöffneten Augen sah er Richard herausfordernd an. Sein Mund und seine Nase waren von rosafarbenem, gefrorenem Schaum umgeben.
    »Siehst du sie alle drei?« rief Ron.
    Richard ließ den Lichtstrahl durch den Raum wandern. Die zweite Leiche lag auf dem Rücken, der untere Teil ihres Körpers war vollkommen von Eis umhüllt. Der dritte leblose Körper befand sich in der gleichen Position wie der erste; er lehnte halb sitzend an einer Wand. An den charakteristischen Merkmalen erkannte Richard, daß sie beide Eskimos waren; sie hatten dunkles Haar und dunkle Augen. Auch ihnen klebte Schaum um Mund und Nase. Richard schauderte, und ihm wurde plötzlich übel. Mit einer so heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet, doch der Anfall ging schnell vorüber.
    »Siehst du die Zeitung?« rief Ron.
    »Noch nicht«, erwiderte Richard, während er den Lichtstrahl auf den Boden richtete. Er erkannte

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