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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Arbeitszimmer von Dr. Levitz. Sie gebärdete sich peinlich unterwürfig, schloß schnell die Tür hinter ihm und verschwand wieder.
    Da Dr. Levitz nicht im Raum war, setzte Jack sich auf einen der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen, und ließ seinen Blick umherschweifen. Die Wände waren mit den üblichen Titeln und Diplomen geschmückt, daneben hingen Familienporträts, und auf dem Tisch stapelten sich ungelesene medizinische Fachzeitschriften. Jack kam das alles nur zu bekannt vor, und ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken. Aus seiner jetzigen Sicht konnte er sich nicht mehr erklären, wie er es selbst so lange in einem derart einengenden Ambiente hatte ertragen können.
    Kurz darauf betrat Dr. Levitz durch die andere Tür das Zimmer. Er trug einen weißen Kittel, die Taschen hatte er mit Zungenspateln und Stiften vollgestopft. Um seinen Hals baumelte ein Stethoskop. Verglichen mit Jacks muskulöser, breitschultriger Statur und seinen eins dreiundachtzig wirkte Dr. Levitz eher klein und beinahe schmächtig.
    Jack bemerkte sofort, daß der Mann unter einem nervösen Tick litt, der sich durch häufiges Zucken der Gesichtsmuskeln und durch ein ständiges Kopfnicken äußerte. Dr. Levitz selbst schien seine ständigen Bewegungen gar nicht zu registrieren. Er schüttelte Jack steif die Hand und zog sich dann hinter seinen riesigen Schreibtisch zurück.
    »Ich habe viel zu tun«, sagte er. »Aber für die Polizei nehme ich mir natürlich immer Zeit.«
    »Ich komme nicht von der Polizei«, entgegnete Jack. »Mein Name ist Dr. Jack Stapleton, und ich arbeite als Pathologe am Gerichtsmedizinischen Institut der Stadt New York.« Dr. Levitz reagierte mit einem heftigen Zucken, das sogar seinen spärlichen Schnäuzer erzittern ließ. »Oh«, brachte er hervor und schluckte.
    »Ich möchte mit Ihnen über einen Ihrer Patienten reden«, erklärte Jack.
    »Die Daten meiner Patienten sind streng vertraulich«, erwiderte Dr. Levitz, als hätte er den Satz auswendig gelernt. »Selbstverständlich«, sagte Jack und lächelte. »Aber nicht mehr, wenn der Patient gestorben und zu einem Fall für die Gerichtsmedizin geworden ist. Es geht um Carlo Franconi.« Jack beobachtete, wie Dr. Levitz ein paar bizarre Bewegungen vollführte. Zum Glück, dachte er, war der Mann nicht Hirnchirurg geworden.
    »Auch wenn er tot ist, genießt er immer noch Vertrauensschutz«, entgegnete Dr. Levitz.
    »Vom ethischen Standpunkt aus kann ich Ihre Einstellung durchaus verstehen«, sagte Jack. »Aber ich muß Sie daran erinnern, daß ein Gerichtsmediziner im Staat New York die Befugnis hat, Sie in einem solchen Fall unter Strafandrohung vorzuladen. Warum unterhalten wir uns nicht einfach ein bißchen? Wäre doch durchaus möglich, daß sich dabei die eine oder andere Ungereimtheit aufklären läßt, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie wissen?« fragte Dr. Levitz. »Den etlichen Krankenhausberichten über Mr. Franconi zufolge hat der Mann jahrelang unter Leberproblemen gelitten, die schließlich sogar zu völligem Leberversagen geführt haben«, erklärte Jack.
    Dr. Levitz nickte, wobei seine rechte Schulter mehrmals zuckte. Jack wartete, bis die unkontrollierten Bewegungen des Mannes nachließen.
    »Ich will die Sache direkt auf den Punkt bringen«, fuhr er dann fort. »Die große Frage lautet: Hat man Mr. Franconi eine Leber transplantiert oder nicht?«
    Statt einer Antwort zuckte Dr. Levitz nur nervös, was Jack darin bestärkte, den Mann auszusitzen.
    »Ich weiß nichts von einer Lebertransplantation«, antwortete Dr. Levitz schließlich.
    »Wann haben Sie Franconi zum letzten Mal gesehen?« bohrte Jack weiter.
    Dr. Levitz telefonierte kurz mit seiner Assistentin und bat sie, ihm die Krankenunterlagen über Mr. Franconi zu bringen. »Einen Augenblick bitte«, bat er um ein wenig Geduld. »Vor etwa drei Jahren haben Sie in einem Einweisungsbericht über Mr. Franconi ausdrücklich daraufhingewiesen, daß Sie eine Transplantation für notwendig halten. Erinnern Sie sich daran?«
    »Nein«, erwiderte Dr. Levitz. »So genau weiß ich das nicht mehr. Aber ich erinnere mich, daß der Zustand von Mr. Franconi sich stetig verschlechtert hat, was unter anderem daran lag, daß er nicht mit dem Trinken aufhören konnte.«
    »Später haben Sie nie wieder etwas von seinen Leberproblemen erwähnt«, fuhr Jack fort. »Das überrascht mich doch sehr. Immerhin konnten Sie in all den Jahren anhand der Leberfunktionstests genau beobachten, wie sich der

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