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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sämtlichen inländischen Transplantationszentren zu telefonieren, John DeVries untersucht derweil, ob und welche Immunsuppressiva das Opfer genommen hat, Maureen O’Conner aus dem Histologielabor kümmert sich um die Gewebeschnitte, und Ted ist gerade dabei, einen DNA-Test mit einem Polymarker durchzuführen, der, wie er behauptet, jeden Zweifel ausräumen soll. Heute nachmittag wissen wir mit absoluter Sicherheit, ob man dem Opfer eine Leber transplantiert hat, und mit ein wenig Glück wissen wir auch, wo die Operation durchgeführt wurde.«
    »Und Sie sind wirklich nicht für die heutige Titelgeschichte in der Post verantwortlich?« vergewisserte sich Bingham noch einmal und zwinkerte Jack über den Schreibtisch hinweg zu.
    »Ich gebe Ihnen mein Indianerehrenwort«, erwiderte Jack und formte zwei Finger zu einem V.
    »Okay, dann entschuldige ich mich hiermit«, sagte Bingham. »Aber denken Sie daran, Stapleton - diese Geschichte müssen Sie für sich behalten! Und verärgern Sie nicht dauernd irgendwelche Leute, die dann bei mir auf der Matte stehen und sich über Ihr Verhalten beschweren. Sie verfügen nämlich über ein außerordentliches Talent, anderen auf den Wecker zu fallen. Und zum Schluß versprechen Sie mir bitte noch, daß Sie niemals irgend etwas an die Presse geben, ohne mich vorher zu informieren. Ist das klar?«
    »Sonnenklar«, erwiderte Jack.
     
    Während des ganzen Tages hatte Jack kaum Gelegenheit gefunden, das Institut zu verlassen und sich auf sein Fahrrad zu schwingen, so daß es ihm jetzt richtig Spaß bereitete, mit dem Verkehrsstrom die First Avenue hinauf zuradeln. Er war auf dem Weg zu Dr. Levitz. Die Sonne ließ sich zwar noch nicht blicken, aber die Temperatur war mit zehn bis fünfzehn Grad schon recht angenehm und ließ erste Frühlingsgefühle aufkommen. Für Jack stand fest, daß es in New York im Frühling am schönsten war.
    Nachdem er sein Fahrrad an einem Halteverbotsschild festgekettet hatte, steuerte er auf den Eingang von Dr. Levitz’ Praxis zu. Er hatte den Arzt zwar vorher angerufen, um sicherzugehen, daß er überhaupt da war, doch er hatte absichtlich keinen Termin vereinbart. Irgendwie sagte ihm sein Gefühl, daß er mit einem Überraschungsbesuch mehr erreichen würde. Falls man Franconi eine Leber transplantiert hatte, war diese Operation zweifellos mit irgendeinem Geheimnis verbunden. »Wie ist Ihr Name?« fragte ihn eine silberhaarige, matronenhafte Dame am Empfang.
    Jack ließ kurz seine Marke des Gerichtsmedizinischen Instituts aufblitzen. Sie sah so schön offiziell aus, und die meisten, denen man sie kurz hinhielt, verwechselten sie mit einer Polizeimarke. In Situationen wie dieser unterließ Jack es tunlichst, seinem Gegenüber die Herkunft der Marke zu erläutern. Es passierte kaum, daß die Marke keine Reaktion hervorrief. »Ich muß mit Dr. Levitz sprechen«, sagte er und ließ die Marke schnell wieder in seiner Jackentasche verschwinden. »Und zwar je früher, um so besser.«
    Als die Rezeptionsdame ihre Stimme wiedergefunden hatte, fragte sie Jack noch einmal nach seinem Namen. Er nannte ihn, verschwieg jedoch seinen Doktortitel, um ihr nicht etwa einen Hinweis auf seinen Beruf zu geben.
    Die Rezeptionsdame erhob sich von ihrem Stuhl und verschwand hinter einer der Türen.
    Jack ließ seinen Blick durch das geräumige und luxuriöse Wartezimmer schweifen. Er hatte selbst mal als niedergelassener Arzt gearbeitet, doch der rein zweckmäßig ausgestattete Wartebereich seiner damaligen Augenarztpraxis war mit diesem Prunk und Protz nicht zu vergleichen. Die aggressive Durchsetzung der kostenorientierten Gesundheitspolitik hatte ihn damals gezwungen, eine weitere Facharztausbildung zu absolvieren. Heute hatte er oft das Gefühl, damals in einer anderen Welt und als ein anderer Mensch gelebt zu haben, und in vielerlei Hinsicht stimmte das auch.
    Im Warteraum saßen fünf gutgekleidete Patienten, die ihn insgeheim musterten, während sie in ihren Zeitschriften herumblätterten. Während sie geräuschvoll die Seiten umschlugen, spürte Jack die geladene Atmosphäre. Es war, als wüßten sie bereits, daß er den Terminplan durcheinanderbringen würde und ihnen eine noch längere Wartezeit bevorstand. Er hoffte nur, daß sich unter den Wartenden kein berühmt-berüchtigter Mafioso befand, der diese Unannehmlichkeit für eine wie auch immer geartete Rache zum Anlaß nehmen könnte. Die Rezeptionsdame betrat erneut den Raum und geleitete ihn in das private

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