Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
schon lauten Bar kaum sein eigenes Wort verstehen konnte.
»Heute war ein großartiger Tag«, schrie Lou Jack und Laurie zu. »Wir haben Vido Delbario eingebuchtet, und er singt, was das Zeug hält, um seinen eigenen Arsch zu retten. Sieht so aus, als könnten wir dem Vaccarro-Clan diesmal richtig die Hölle heiß machen.«
»Und was ist mit Angelo Facciolo und Franco Ponti?« wollte Laurie wissen.
»Das ist eine andere Geschichte«, erwiderte Lou und lachte. »Der Richter hat sich endlich mal auf unsere Seite geschlagen und die Kaution auf zwei Millionen pro Nase festgesetzt. Vor allem, daß die beiden sich als Polizisten ausgegeben haben, hat ihn diesmal zu dieser Härte bewogen.«
»Und das Spoletto Funeral Home?« fragte Laurie.
»Das entpuppt sich als Goldmine«, erwiderte Lou. »Der Besitzer ist der Bruder von Vinnie Dominicks Frau. Du wirst dich sicher an Vinnie erinnern, Laurie, nicht wahr?« Laurie nickte. »Wie könnte ich den wohl vergessen haben?«
»Wer ist Vinnie Dominick?« fragte Jack.
»Er hat während der Cerino-Geschichte eine ziemlich überraschende Rolle gespielt«, erklärte Laurie. »Er arbeitet für die Konkurrenz«, fügte Lou hinzu. »Für die Lucia-Familie. Nach Cerinos Sturz waren sie unvermittelt die Kings. Aber meine Intuition sagt mir, daß wir es diesmal schaffen, den Laden auszuheben.«
»Hast du auch schon die undichte Stelle im Gerichtsmedizinischen Institut aufdecken können?« wollte Laurie wissen.
»Eins nach dem anderen«, erwiderte Lou. »Ich kriege schon raus, wer dahintersteckt. Keine Sorge.«
»Wenn du dazu kommst, achte mal besonders auf einen Sektionsgehilfen namens Vinnie Amendola«, sagte Laurie.
»Aus irgendeinem bestimmten Grund?« fragte Lou, während er sich den Namen in sein kleines Notizbuch schrieb, das er immer in der Seitentasche seiner Jacke trug.
»Ist nur so ein Verdacht«, erwiderte Laurie.
»Ich werd’ ihn mir vorknöpfen«, versprach Lou. »Bei dieser Franconi-Geschichte merkt man mal wieder, wie schnell alles anders kommen kann. Gestern noch stand ich bei meinem Chef in Ungnade, heute bin ich plötzlich der Tollste. Er hat mir sogar eine Beförderung in Aussicht gestellt. Kannst du dir das vorstellen?«
»Verdient hast du sie jedenfalls«, entgegnete Laurie.
»Wenn ich befördert werde, müßt ihr beiden aber auch aufsteigen«, stellte Lou klar.
Jack wandte sich um, als ihm jemand auf den Arm tippte. Es war die Kellnerin. Sie fragte, ob sie noch eine Runde bestellen wollten.
»Wie sieht’s aus?« rief Jack über den Tisch. »Wer trinkt noch ein Bier?«
Jack sah zuerst Natalie an, die die Hand über ihr Glas legte und damit deutlich machte, daß sie wunschlos glücklich war. In ihrem dunkelvioletten Hosenanzug war sie bildhübsch. Sie war Lehrerin an einer staatlichen Schule in Harlem, doch sie sah nicht im geringsten aus wie die Lehrerinnen, mit denen Jack bisher zu tun gehabt hatte. Für ihn glich sie einer der ägyptischen Skulpturen aus dem Metropolitan Museum, die er sich auf Lauries Drängen einmal angesehen hatte. Sie hatte mandelförmige Augen und volle, sinnliche Lippen. Ihre Frisur war ein regelrechtes Kunstwerk, das sie dem Geschick ihrer Schwester zu verdanken hatte. Sie hatte Natalies Haare zu unendlich vielen kleinen Zöpfen geflochten und sie dann raffiniert hochgesteckt. Als nächstes sah Jack Warren an, doch auch er schüttelte den Kopf. Warren saß neben Natalie. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine Sportjacke, in der seine muskulöse Statur nicht so auffiel. Er wirkte glücklicher, als Jack ihn je zuvor gesehen hatte. Seine normalerweise eher strenge und entschlossene Miene war einem entspannten Lächeln gewichen.
»Ich bin auch wunschlos glücklich«, sagte Esteban. Er grinste noch breiter als Warren.
Schließlich warf Jack Laurie einen fragenden Blick zu. »Danke. Im Augenblick möchte ich nichts mehr trinken. Ich bestelle mir lieber gleich im Flugzeug einen schönen Wein zum Essen.« Laurie hatte sich ihr kastanienbraunes Haar zu einem geflochtenen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug eine weite Veloursbluse und Leggings. Jack fand, daß sie in ihrer Freizeitkleidung und mit ihrer lockeren, übermütigen Art wie eine junge College-Studentin wirkte.
»Ich nehme auf jeden Fall noch ein Bier«, meldete sich Lou.
»Ein Bier noch«, wandte sich Jack an die Kellnerin. »Und die Rechnung bitte.«
»Wie ist es euch denn heute ergangen?« wollte Lou von Jack und Laurie wissen.
»Wir haben alles erreicht, was wir
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