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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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von dem Fleisch probiert hatte. Es sei der zäheste Fraß gewesen, den er je zu sich genommen habe, hatte er bemerkt. Vom Geschmack, so hatte er den Frauen berichtet, erinnere ihn das Fleisch seltsamerweise an Elefantenfleisch, das er im vergangenen Jahr einmal gekostet habe, als Siegfried während einer seiner Jagdexpeditionen einen Waldelefanten zur Strecke gebracht und das Fleisch in der Zentralküche habe zubereiten lassen, nachdem er dem Tier die Stoßzähne entfernt hatte. Die Bonobos hatten Kevin, Melanie und Candace weder einzusperren versucht, noch hatten sie sie daran gehindert, das Seil aufzuknoten, mit dem sie aneinandergebunden waren. Gleichzeitig hatten sie ihnen aber deutlich zu verstehen gegeben, daß sie in der kleinen Höhle bleiben sollten. Zwei größere Männchen hatten sich stets in ihrer direkten Nähe aufgehalten. Jedesmal wenn Kevin oder eine der Frauen einen Versuch unternommen hatte, die Höhle zu verlassen, hatten die Bonobos aus vollem Halse geschrien und gebrüllt. Was jedoch noch bedrohlicher gewesen war - sie waren mit gefletschten Zähnen auf sie losgegangen und hatten erst unmittelbar vor ihnen innegehalten. Auf diese Weise hatten sie ihre Gefangenen äußerst effektiv in Schach gehalten.
    »Wir müssen uns irgend etwas einfallen lassen«, stellte Melanie klar. »Schließlich können wir nicht ewig hierbleiben. Und es liegt ja wohl auf der Hand, daß wir nur etwas unternehmen können, wenn sie schlafen, also zum Beispiel jetzt.« Alle Bonobos in der Höhle, auch die vermeintlichen Wachen, schliefen tief und fest. Sie lagen auf primitiven Pritschen, die sie sich aus Ästen und Blättern konstruiert hatten. Die meisten schnarchten.
    »Ich glaube, wir sollten sie lieber nicht verärgern«, gab Kevin zu bedenken. »Wir können froh sein, daß sie uns bisher so gut behandelt haben.«
    »Unter guter Behandlung verstehe ich etwas anderes, als Maden und Würmer serviert zu bekommen«, entgegnete Melanie. »Ich meine es wirklich ernst: Wir müssen etwas unternehmen! Außerdem können sie jederzeit auf uns losgehen, wenn sie es sich anders überlegen. Und was uns dann blüht, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«
    »Ich würde lieber noch abwarten«, sagte Kevin. »Im Moment sind wir für die Bonobos noch etwas Neues. Aber irgendwann werden sie ihr Interesse an uns verlieren. Außerdem wird man uns in Cogo vermissen. Lange wird es mit Sicherheit nicht dauern, bis Siegfried oder Bertram herausfinden, daß wir hier sind. Und dann werden sie uns holen.«
    »Davon bin ich nicht so überzeugt«, widersprach Melanie. »Siegfried könnte unser Verschwinden genausogut als Geschenk des Himmels betrachten.«
    »Siegfried vielleicht, aber Bertram nicht«, entgegnete Kevin. »Er ist im Grunde genommen ein ganz netter Kerl.«
    »Was meinst du, Candace?« fragte Melanie. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich meinen soll«, erwiderte Candace. »Nicht im Traum hätte ich mir vorgestellt, jemals in so eine Situation zu geraten. Keine Ahnung, wie wir am besten reagieren sollten. Ich bin wie betäubt.«
    »Und was sollen wir unternehmen, wenn wir es nach Cogo zurück schaffen?« fragte Kevin. »Darüber haben wir uns noch gar nicht unterhalten.«
    »Falls wir es zurück schaffen«, fügte Melanie hinzu. »Sag bitte nicht so etwas«, graulte sich Candace. »Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen«, stellte Melanie klar. »Deshalb sollten wir meiner Meinung nach auch sofort etwas unternehmen. Im Augenblick schlafen sie tief und fest.«
    »Wir haben keinen Schimmer, wie tief sie wirklich schlafen«, gab Kevin zu bedenken. »Sich aus dieser Höhle zu schleichen kommt einem Versuch gleich, ein Minenfeld zu überqueren.«
    »Eins ist jedenfalls sicher«, sagte Candace. »Ich werde mich nie wieder an einer Transplantation von Bonobo-Organen beteiligen. Daß es Affen waren, die wir opfern mußten, hat mich ja von Anfang an belastet. Aber nachdem wir nun wissen, daß wir es mit Frühmenschen zu tun haben, steht eins für mich fest: Ich will nichts mehr mit dem Programm zu tun haben!«
    »Es steht ja wohl außer Frage, daß jeder auch nur halbwegs sensible Mensch so denken wird«, entgegnete Kevin. »Aber das ist nicht der springende Punkt. Die große Frage ist doch: Was soll mit den Tieren geschehen? Diese neue Rasse existiert nun mal, und wenn wir sie nicht für Transplantationen verwenden, was soll dann mit ihnen passieren?«
    »Können sie sich fortpflanzen?« fragte Candace. »Natürlich«, erwiderte Melanie.

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