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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auf das Bonobo-Erbmaterial zurückzuführen, sondern einzig und allein auf die menschliche DNA, die sie in sich trugen. »Okay«, sagte Kevin plötzlich entschlossen. »Ich versuche es.«
    »Hurra!« rief Melanie.
    Kevin kniete sich hin. Als er an die fünfzig kraftstrotzenden wilden Tiere in seiner Nähe dachte, die ihn in der Höhle festhalten wollten, zitterte er am ganzen Leibe. »Falls irgend etwas schiefgeht, komm einfach so schnell wie möglich zurück«, schlug Melanie vor.
    »Klingt so, als würdest du das Ganze für ein Kinderspiel halten«, entgegnete Kevin.
    »Das wird es auch sein«, versicherte ihm Melanie. »Bonobos und Schimpansen schlafen vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen. Ich glaube nicht, daß du Probleme bekommst.«
    »Und die Nilpferde?« fragte Kevin. »Was soll mit denen sein?« fragte Melanie zurück. »Ist schon gut«, entgegnete Kevin. »Ich mache mir eben Sorgen, das ist alles.«
    »Viel Glück«, flüsterte Melanie. »Ja, viel Glück«, wünschte auch Candace. Kevin versuchte aufzustehen und loszugehen, doch er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Immer wieder ging ihm durch den Kopf, daß er nie ein Held gewesen war und dies bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt war, plötzlich einer zu werden. »Was ist los?« fragte Melanie.
    »Nichts«, erwiderte er und schaffte es mit einem Mal, sich einen Ruck zu geben und seine Angst zu überwinden. Er richtete sich so weit wie möglich auf und bewegte sich, vornübergebeugt, immer dem Mondlicht folgend, auf den Höhlenausgang zu.
    Im Gehen überlegte er, ob es klüger war, sich im Schneckentempo zu bewegen, oder ob er einfach losrennen sollte, um so schnell wie möglich das Kanu zu erreichen. Sollte er lieber vorsichtig sein, oder sollte er den Horrortrip schnellstens hinter sich bringen? Er kam zu dem Schluß, daß er besser vorsichtig sein sollte. Also bahnte er sich ganz langsam und Schritt für Schritt seinen Weg. Jedesmal wenn er mit den Füßen ein Geräusch verursachte, fuhr er zusammen und erstarrte in der Dunkelheit. Die röchelnden Atemgeräusche und das Schnarchen der schlafenden Kreaturen drangen von allen Seiten an sein Ohr.
    Als er sich bereits bis auf sieben Meter an den Ausgang der Höhle herangepirscht hatte, bewegte sich plötzlich einer der Bonobos so ruckartig, daß die Zweige, auf denen er lag, knackten und zerbrachen. Mit pochendem Herzen blieb Kevin stehen und horchte. Der Bonobo hatte sich offenbar nur umgedreht, denn er atmete schwer, ein sicheres Zeichen, daß er weiterhin tief und fest schlief. Je näher Kevin dem Ausgang kam, desto mehr konnte er erkennen. Um ihn herum lagen überall schlafende Affen. Der Anblick so vieler Tiere auf einem Haufen ließ ihn erschaudern. Er blieb herzklopfend stehen und war eine volle Minute wie gelähmt; dann schlich er vorsichtig weiter. Noch ein paar Schritte, und er hatte es geschafft. Als ihm der Geruch des feuchten Dschungels in die Nase stieg und der Gestank der Affen nachließ, überkam ihn eine Welle der Erleichterung. Doch dieses Gefühl sollte nicht lange anhalten. Ein weiterer kurzer, aber unglaublich lauter Donner und ein unvermittelt einsetzender tropischer Platzregen ließen ihn zusammenzucken. Er verlor fast das Gleichgewicht. Verzweifelt fuchtelte er mit den Armen und schaffte es gerade noch, sich auf den Beinen zu halten und nicht von dem engen Weg abzukommen. Im nächsten Moment jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Um ein Haar hätte er auf einen der schlafenden Bonobos getreten.
    Bis zum Ausgang der Höhle waren es nur noch drei Meter. Er konnte schon die schwarze Silhouette des Dschungels erkennen, und die Geräusche der nachtaktiven Urwaldtiere übertönten bereits das Schnarchkonzert der Bonobos. Als er schon ganz nah am Ausgang war und sich gerade fragte, wie er den steilen Abstieg schaffen sollte, passierte es. Er spürte, wie eine Hand sein Bein umklammerte! Sein Herz begann so wild zu rasen, daß er das Pochen im Hals spürte. Irgend etwas hatte ihn so fest am Knöchel gepackt, daß ihm vor Schmerz Tränen in die Augen schossen. Als er im Halbdunkel einen Blick nach unten wagte, sah er als erstes seine Uhr. Sie befand sich nach wie vor an dem behaarten Handgelenk von Bonobo Nummer eins.
    »Tada«, brüllte der Bonobo. Dann sprang er auf, ohne von Kevins Bein abzulassen, und riß ihn in die Höhe, so daß er vornüberfiel. Zum Glück war der Boden in diesem Teil der Höhle mit Abfall übersät, so daß Kevin relativ sanft landete.

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