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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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überwucherte Schlucht erblickte Kevin das erste Gebäude des Tierkomplexes, der mit den neuesten technischen Mitteln ausgestattet war. Die aus Spannbeton und Aschenstein konstruierten Häuser waren mit Stuck verziert und weiß gestrichen, so daß sie ein spanisches Flair verbreiteten und gut zur Kolonialarchitektur in der Stadt paßten. Das riesige Hauptgebäude wirkte eher wie ein Flughafenterminal als wie eine Behausung für Primaten. Die vordere, drei Stockwerke hohe Fassade war etwa hundertfünfzig Meter lang. Aus dem hinteren Teil des Gebäudes entsprangen zahlreiche Flügel, die buchstäblich unter dem Dach der Vegetation verschwanden. Gegenüber dem Hauptgebäude gab es mehrere kleinere Gebäude, von denen Kevin nur von den beiden Häusern in der Mitte wußte, welchem Zweck sie dienten. In dem einen war das dem Tierkomplex zugeteilte Kontingent äquatorialguinesischer Soldaten untergebracht. Wie ihre auf dem Hauptplatz postierten Kameraden hatten sie nichts zu tun und vertrieben sich, die Gewehre geschultert, rauchend und kamerunisches Bier trinkend, die Zeit. Das Gebäude nebenan war das Hauptquartier einer Gruppe bedrohlich wirkender Gestalten, die Kevin noch unheimlicher waren als die Teenagersoldaten. Hier wohnten marokkanische Söldner, die zur Präsidentengarde Äquatorialguineas gehörten. Offenbar mißtraute der Präsident seiner eigenen Armee.
    Die Söldner dieses Spezialkommandos trugen für den Dschungel völlig ungeeignete und schlecht sitzende dunkle Anzüge und Krawatten. Wo sich ihre Pistolenhalfter befanden, waren dicke Ausbuchtungen zu erkennen. Sie waren alle dunkelhäutig, hatten stechende Augen und dichte Schnurrbärte. Im Gegensatz zu den einheimischen Soldaten ließ die Söldnertruppe sich nur selten blicken, doch ihre Anwesenheit war wie eine unheilbringende Macht stets zu spüren. Allein die Größe des Tierkomplexes war ein Zeichen für den Erfolg von GenSys. Die Firma hatte frühzeitig die Schwierigkeiten erkannt, die mit der biomedizinischen Forschung an Primaten einhergingen, und ihre Versuchsanlage deshalb in Äquatorialguinea errichtet, wo die Tiere ja zudem auch beheimatet waren. Durch diesen cleveren Schritt hatte GenSys zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Firma konnte die lästigen, von den westlichen Industrieländern für die Ein- und Ausfuhr von Primaten erlassenen Beschränkungen hervorragend umgehen und gleichzeitig auch noch dem ständigen Störfeuer der Tierschutzfanatiker aus dem Weg gehen. Schließlich kam noch als weiterer Anreiz hinzu, daß die kommunale Verwaltung nach Devisen lechzte und ihre käuflichen Funktionäre für alles empfänglich waren, was eine Firma wie GenSys zu bieten hatte. Hinderliche Gesetze wurden einfach ignoriert oder gleich ganz abgeschafft. Das Parlament hatte sich sogar so entgegenkommend gezeigt, ein Gesetz zu verabschieden, nach dem eine Einmischung in die Angelegenheiten von GenSys wie ein Kapitalverbrechen geahndet wurde.
    Die Operation erwies sich bereits nach kürzester Zeit als so erfolgreich, daß GenSys die Anlagen erweiterte und den vorteilhaften Standort dazu nutzte, auch anderen Biotechnologie-Unternehmen ihre Dienste anzubieten; vor allem Pharma-Giganten gingen auf das Angebot ein und lagerten ihre Primatenversuche nach Äquatorialguinea aus. Das rasante Wachstum überraschte sogar die Wirtschaftsberater von GenSys. Das Zonenprojekt galt in jeder Hinsicht als ein äußerst beeindruckender finanzieller Erfolg.
    Kevin parkte sein Auto neben einem anderen allradangetriebenen Wagen. Der Sticker auf der Stoßstange verriet ihm, daß es der Wagen von Dr. Edwards war. Der Aufkleber verkündete: Der Mensch ist ein Affe. Kevin trat durch die gläserne Doppeltür mit der Schablonenaufschrift »Tierärztliches Zentrum«. Hier befanden sich Dr. Edwards’ Büro und seine Untersuchungsräume.
    Martha Blummer begrüßte ihn. »Dr. Edwards ist gerade im Schimpansenflügel«, erklärte sie. Martha war die Sekretärin des tierärztlichen Zentrums. Ihr Mann war einer der Mechaniker in der Autowerkstatt.
    Kevin machte sich auf den Weg zum Schimpansenflügel, einem der wenigen Bereiche in dem Gebäude, den er kannte. Nachdem er eine zweite Doppeltür passiert hatte, gelangte er in den langen zentralen Gang des Veterinärkrankenhauses. Bis hin zu den Angestellten sah hier alles aus wie in einem normalen Krankenhaus; sie trugen OP-Kleidung, viele hatten ein Stethoskop um den Hals.
    Einige nickten Kevin zu, andere lächelten, manche

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