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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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in der letzten Zeit bestimmt keinen Karibikurlaub gemacht.
    »Um einen von deinen Lieblingssprüchen zu zitieren«, sagte Vinnie, »er sieht nicht gerade aus, als ob er einen Schönheitswettbewerb gewinnen könnte.«
    Jack lächelte. So kannte er Vinnie, der sich offenbar von seiner morgendlichen Verstimmung erholt und zu seinem schwarzen Humor zurückgefunden hatte.
    Obwohl die Leiche durch das Hinundhergeschaukel im Wasser sauber gewaschen worden war, befand sie sich in einem grauenvollen Zustand. Wenigstens hatte sie allem Anschein nach nicht allzulange im Wasser getrieben. Über die Einschußwunden hinaus wies der Körper im oberen Bauchbereich zahlreiche weitere Verletzungen auf. Man hatte der Leiche nicht nur den Kopf und die Hände abgehackt, über den ganzen Torso verteilt, klafften mehrere große, tiefe Wunden, aus den Oberschenkeln quoll in Schwaden das Fettgewebe hervor. An den Rändern waren die Wunden ausgefranst.
    »Sieht so aus, als ob die Fische ein Festmahl gehabt hätten«, stellte Jack fest.
    »Wie geschmackvoll du wieder bist«, bemerkte Vinnie. Die Einschüsse hatten etliche der inneren Organe freigelegt und in Mitleidenschaft gezogen. Einige Darmstränge hingen aus dem Leib heraus, ebenso eine Niere. Jack hob einen der Arme hoch und musterte den herausragenden Knochen. »Ich tippe, daß sie eine Metallsäge benutzt haben«, sagte er.
    »Was sind das nur alles für riesige Schnitte?« fragte Vinnie. »Sieht aus, als ob jemand versucht hätte, ihn wie einen Thanksgiving-Truthahn zu tranchieren.«
    »Nein«, widersprach Jack. »Ich würde eher tippen, daß er unter ein Schiff geraten ist. Die Wunden sehen aus, als ob sie von einer Schiffsschraube stammen.«
    Er begann mit einer gründlichen äußerlichen Untersuchung der Leiche. Er wußte aus Erfahrung, wie schnell man bei derartig vielen Verletzungen weniger offensichtliche Auffälligkeiten übersah. Deshalb ging er äußerst behutsam vor und unterbrach seine Arbeit oft, um die Verletzungen zu fotografieren. Seine Sorgfältigkeit zahlte sich aus. Am ausgefransten Nacken entdeckte er direkt vor dem Schlüsselbein einen kleinen, runden Einschnitt. Eine gleich aussehende Stelle fand er auf der linken Seite unterhalb des Brustkorbes.
    »Was mag das bloß sein?« rätselte Vinnie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Jack. »Sieht nach irgendwelchen Stich Verletzungen aus.«
    »Was glaubst du?« fragte Vinnie. »Wie oft haben sie ihm in den Bauch geschossen?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Jack.
    »Junge, Junge«, sagte Vinnie. »Die wollten wirklich auf Nummer Sicher gehen und ihn auf jeden Fall mausetot haben.« Als Jack eine halbe Stunde später gerade mit der Untersuchung der inneren Organe beginnen wollte, ging die Tür auf. Es war Laurie. Sie trug zwar Spezialkleidung und hielt sich auch eine Schutzmaske vors Gesicht, doch ihren Mondanzug hatte sie nicht an. Da sie normalerweise peinlich genau auf die Einhaltung der Vorschriften achtete und alle Mitarbeiter in der »Grube« seit neuestem zum Tragen des Anzugs verpflichtet waren, ahnte Jack, daß irgend etwas nicht stimmte.
    »Wenigstens hat deine Leiche nicht allzulange im Wasser getrieben«, sagte Laurie, während sie auf den leblosen Körper hinabsah. »Der Verwesungsprozeß hat ja noch gar nicht eingesetzt.«
    »Stimmt«, entgegnete Jack. »Er hat nur mal eben ein kurzes Erfrischungsbad genommen.«
    »Ganz schön heftig«, staunte Laurie, als sie die grauenhaften Verletzungen sah. »Der ist ja von Schüssen regelrecht durchsiebt.« Mit einem Blick auf die klaffenden Fleischwunden fügte sie hinzu: »Sieht aus, als wäre er unter eine Schiffsschraube gekommen.«
    Jack richtete sich auf. »Was ist los, Laurie? Du bist doch bestimmt nicht hier runtergekommen, um uns zu helfen.«
    »Stimmt«, erwiderte Laurie durch die Maske hindurch. Ihre Stimme bebte. »Ich bin gekommen, weil ich ein bißchen moralische Unterstützung brauche.«
    »Wieso denn das?« wollte Jack wissen.
    »Calvin hat mir gerade die Leviten gelesen«, erklärte Laurie. »Wie es scheint, hat sich der Assistent der Nachtschicht, Mike Passano, bei ihm beschwert. Angeblich soll ich ihn gestern nacht beschuldigt haben, bei dem Verschwinden von Franconis Leiche mitgewirkt zu haben. Kannst du dir das vorstellen? Calvin war jedenfalls richtig wütend, und du weißt ja, wie sehr ich jede Konfrontation hasse. Zum Schluß habe ich sogar angefangen zu heulen. Das hat mich dann erst richtig wütend gemacht - und zwar auf mich selber.«
    Jack zog

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