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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Bart Arnold war der leitende Pathologie-Assistent.
    »Danke, Janice«, entgegnete Jack. »Jetzt machen Sie endlich Feierabend, und sehen Sie zu, daß Sie ein bißchen Schlaf bekommen.« Janice ging so in ihrem Job auf, daß sie ständig Überstunden machte.
    »Warten Sie noch einen Moment«, hielt Janice ihn zurück. »Mir fällt da noch etwas ein, das ich in meinem Bericht vergessen habe. Die Leiche war unbekleidet, als die Küstenwache sie gefunden hat. Sie war splitternackt.« Jack nickte. Das war in der Tat ein merkwürdiges Detail. Um die Leiche auszuziehen, mußte der Mörder zusätzliche Anstrengungen unternommen haben. Jack dachte einen Augenblick nach und kam zu dem Schluß, daß auch diese Information darauf hinwies, wie sehr der Mörder darauf bedacht gewesen war, die Identität des Opfers zu vertuschen; genau deshalb hatte er dem Toten ja auch die Hände und den Kopf abgetrennt. Er wünschte Janice einen schönen Feierabend.
    »Erzähl mir bitte nicht, daß wir eine Wasserleiche sezieren!« jammerte Vinnie, während er Jack zum Fahrstuhl folgte.
    »Du kriegst ja wirklich rein gar nichts mit, wenn du deinen Sportteil liest«, entgegnete Jack. »Laurie und ich haben uns eben zehn Minuten lang darüber unterhalten.« Sie bestiegen den Fahrstuhl und fuhren hinunter zum Sektionssaal. Vinnie vermied es strikt, Jack in die Augen zu sehen.
    »Wie es scheint, bist du heute mit dem linken Bein aufgestanden«, sagte Jack. »Erzähl mir bloß nicht, daß du das Verschwinden von Franconis Leiche persönlich nimmst.«
    »Hör endlich auf davon«, raunzte Vinnie zurück. Während Vinnie schon vorging, um sich seinen Mondanzug anzuziehen, sämtliche für die Obduktion notwendigen Bestecke bereitzulegen und die Leiche aus dem Kühlfach zu holen und auf den Seziertisch zu plazieren, ging Jack noch einmal die Akte durch. Er wollte sichergehen, daß er wirklich nichts übersehen hatte, und besorgte sich auch die Röntgenbilder, die beim Eintreffen der Leiche gemacht worden waren.
    Danach zog auch er sich seinen Mondanzug an, nahm das Sauerstoffgerät von der Station, wo es die Nacht über geladen worden war, und schloß es an seinen Anzug an. Normalerweise haßte er diesen unbequemen Schutzanzug, doch beim Sezieren einer verwesenden Wasserleiche hatte er nichts dagegen, ihn zu tragen. Denn auch wenn er Laurie gegenüber damit gescherzt hatte: der Geruch war wirklich unerträglich. Zu dieser frühen Stunde waren Jack und Vinnie die einzigen im Seziersaal. Vinnie war nicht gerade glücklich darüber, daß Jack immer darauf bestand, sofort mit der Arbeit loszulegen. Oft war er schon mit der ersten Obduktion fertig, bevor seine Kollegen überhaupt mit der Arbeit begonnen hatten. Wie bei jeder Autopsie nahm Jack sich als erstes die Röntgenaufnahmen vor. Er klemmte sie an der Lichtwand fest und trat einen Schritt zurück. Die Hände in die Seiten gestemmt, betrachtete er die Ganzkörperaufnahmen, die die Leiche von vorne und von hinten zeigten. Ohne den Kopf und ohne die Hände wirkte die Aufnahme ausgesprochen anormal, etwa so wie das Röntgenbild einer primitiven, nichtmenschlichen Kreatur. Die nächste Abnormalität war ein heller, dichter Fleck, der im oberen rechten Quadranten an der Einschußstelle erkennbar war. Jacks erster Eindruck war, daß er es keineswegs nur mit einem einzigen, sondern mit einer ganzen Reihe von Einschüssen zu tun hatte; es gab jede Menge, auf eine Schrotladung hinweisende, Spuren.
    Auf dem Röntgenbild erschienen die Einschußstellen wie undurchsichtige, trübe Flecken, die alle Einzelheiten verdeckten. Auf der Lichtwand waren sie als weiße Stellen zu erkennen. Jack wollte sich gerade den Seitenaufnahmen zuwenden, als ihn an den undurchsichtigen Flecken etwas irritierte. An zwei Stellen wirkten sie an der Peripherie irgendwie merkwürdig; sie sahen klumpiger aus als die eher scharfen Konturen der Einschüsse.
    Auf der Seitenaufnahme erkannte er dasselbe Phänomen. Zuerst vermutete er, daß durch die Schüsse womöglich irgendwelche röntgenstrahlenundurchlässige Partikel in die Wunde geraten waren, vielleicht von der Kleidung des Opfers.
    »Wenn du dann irgendwann mal soweit bist, Maestro«, rief Vinnie ihm zu. Er hatte für die Obduktion alles vorbereitet. Jack wandte sich von der Lichtwand ab und ging an den Seziertisch. Unter dem fahlen Neonlicht wirkte die Wasserleiche entsetzlich bleich. Wer auch immer der Tote gewesen sein mochte - er war auf jeden Fall ziemlich fettleibig gewesen und hatte

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