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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einen Schmollmund und atmete geräuschvoll aus. Er wollte ihr nicht mit dem Spruch kommen ›Ich hab’s dir doch gleich gesagte und überlegte krampfhaft, was er ihr antworten sollte. Doch ihm fiel einfach nichts Vernünftiges ein.
    »Tut mir leid«, sagte er schließlich schlapp.
    »Danke«, erwiderte Laurie.
    »Du hast also ein paar Tränen vergossen«, stellte Jack fest. »Das ist doch nicht so schlimm.«
    »Aber ich hasse es«, stellte Laurie klar. »Es ist einfach so unprofessionell. «
    »Ach was«, sagte Jack. »Ich würde mir darüber keine Sorgen machen. Manchmal wünschte ich auch, ich könnte ein paar Tränen vergießen. Vielleicht sollte jeder von uns dem anderen ein bißchen von sich abgeben, dann würden wir womöglich beide besser fahren.«
    »Jederzeit!« erwiderte Laurie im Brustton der Überzeugung. Jack hatte noch nie so deutlich eingestanden, was sie schon seit langem vermutete: daß er seinem Glück vor allem dadurch im Wege stand, daß er seinen Kummer ständig in sich hineinfraß.
    »Dann wirst du ja jetzt hoffentlich endlich von deinem geplanten Minikreuzzug absehen«, vermutete Jack.
    »Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Laurie. »Im Gegenteil! Jetzt will ich erst recht herausfinden, was passiert ist. Es ist genauso, wie ich befürchtet hatte. Calvin und Bingham versuchen, den Vorfall unter den Teppich zu kehren. Und das ist nicht richtig.«
    »Oh, Laurie!« stöhnte Jack auf. »Ich bitte dich! Dein kleiner Zusammenstoß mit Calvin ist doch nur der Anfang. Wenn du weitermachst, wirst du dir noch mehr Ärger einhandeln.«
    »Es geht mir ums Prinzip«, stellte Laurie klar. »Also halte mir bitte keine Vorträge. Ich bin zu dir gekommen, weil ich Unterstützung brauche.«
    Jack seufzte. Für einen Moment beschlug seine Maske. »Okay«, sagte er dann. »Was soll ich also tun?«
    »Nichts Spezielles«, erwiderte Laurie. »Sei einfach nur für mich da.«
     
    Fünfzehn Minuten später verließ Laurie den Sektionssaal. Jack hatte ihr sämtliche Ergebnisse seiner äußerlichen Untersuchung der Leiche gezeigt und sie auch auf die beiden Stichwunden hingewiesen. Sie hatte nur mit halbem Ohr zugehört; offensichtlich war sie in Gedanken immer noch bei dem Franconi-Fall. Jack hatte sich zusammenreißen müssen, um sie nicht ein weiteres Mal zu drängen, die Finger von der Geschichte zu lassen.
    »Das war’s dann mit der äußerlichen Untersuchung«, wandte er sich schließlich an Vinnie. »Dann wollen wir uns mal die inneren Organe vornehmen.«
    »Das wird auch langsam Zeit«, drängelte Vinnie. Es war schon nach acht, und inzwischen trudelten auch die anderen Gerichtsmediziner mit ihren jeweiligen Gehilfen und den ihnen zugewiesenen Obduktionsfällen im Sektionssaal ein. Obwohl er und Jack so früh angefangen hatten, waren sie den anderen kaum voraus.
    Jack ignorierte Vinnies Sprüche über den jämmerlichen Zustand der Leiche. Angesichts der zahlreichen Verletzungen mußte er von der sonst üblichen Autopsietechnik abweichen, und das erforderte äußerste Konzentration. Im Gegensatz zu Vinnie merkte er gar nicht, wie die Zeit verging. Seine Sorgfalt zahlte sich ein weiteres Mal aus. Obwohl die Leber von den Schüssen weitgehend zerstört war, entdeckte Jack etwas Außergewöhnliches, das einem oberflächlicher und weniger gründlich vorgehenden Pathologen vielleicht entgangen wäre. Sowohl an der Vena cava als auch an dem ausgefransten Ende der Arteria hepatica entdeckte er die kaum erkennbaren Überreste von Operationsnarben. Operationsnarben in diesem Bereich waren äußerst ungewöhnlich. Die Arteria hepatica versorgte die Leber mit Blut, die Vena cava hingegen war im gesamten Bauchbereich die größte Vene. An der Portalvene konnte Jack keine Operationsnarben erkennen; dieses Gefäß war fast vollständig zerstört.
    »Hey, Chet, komm doch bitte mal rüber!« rief Jack. Chet McGovern war der Kollege, mit dem er sich sein Büro teilte. Er arbeitete gerade am Seziertisch nebenan. Chet legte sein Skalpell weg und kam an den Tisch von Jack. Vinnie ging ans Tischende, um ihm Platz zu machen.
    »Was hast du denn da?« fragte Chet. »Irgendwas Interessantes?« Er lugte in die Körperöffnung, in der Jack gerade seine Untersuchung vornahm.
    »Allerdings«, erwiderte Jack. »Ich hab’ hier jede Menge Einschüsse und außerdem ein paar vaskuläre Operationsnarben.«
    »Wo denn?« fragte Chet. Er konnte keinen anatomischen Hinweis für Jacks Behauptung erkennen.
    »Hier«, sagte Jack und deutete mit dem

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