Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
sie von sich geben?« fragte Melanie. »Machen sie viel Lärm?«
»Ja, jede Menge«, erwiderte Alphonse.
»So wie die Bonobos in Zaire?« fragte Kevin. »Oder sind sie lauter?«
»Viel lauter«, antwortete Alphonse. »Aber in Zaire habe ich ja auch nicht immer wieder dieselben Bonobos gesehen. Außerdem habe ich ihnen kein Futter gebracht. In meiner Heimat holen sie sich ihr Futter selbst aus dem Dschungel.«
»Was für Laute geben die Tiere denn von sich?« fragte Candace. »Können Sie uns das mal vormachen?«
Alphonse lachte ein wenig verlegen und sah sich nach seiner Frau um; er wollte sichergehen, daß sie nicht zuhörte. »Eeee, ba, da, loo, loo, tad tat«, äffte er die Tiere dann nach und lachte wieder. Die Situation war ihm sichtbar peinlich.
»Geben sie johlende Schreie von sich?« fragte Melanie. »So wie Schimpansen?«
»Einige schon«, erwiderte Alphonse.
Die drei sahen sich an. Im Augenblick fielen ihnen keine weiteren Fragen ein. Kevin erhob sich als erster, die beiden Frauen taten es ihm gleich. Sie bedankten sich bei Alphonse für seine Gastlichkeit und reichten ihm ihre halbvollen Gläser zurück. Falls der Pygmäe beleidigt war, ließ er es sich nicht ansehen. Das freundliche Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht.
»Mir ist noch etwas eingefallen«, sagte er, als seine Gäste bereits im Weggehen begriffen waren. »Die Bonobos auf der Insel tun sich gerne wichtig. Immer wenn sie kommen, um sich ihr Futter zu holen, gehen sie aufrecht.«
»Die ganze Zeit?« fragte Kevin. »Ja, fast«, erwiderte Alphonse.
Kevin, Melanie und Candace durchquerten das Dorf erneut und gingen zurück zu ihrem Auto. Keiner sagte etwas, bis Kevin den Motor anließ.
»Wie sieht’s aus?« fragte Kevin. »Sollen wir weiterfahren oder nicht? Die Sonne ist bereits untergegangen.«
»Ich bin für weiterfahren«, stellte Melanie klar. »Wir sind doch schon fast da.«
»Ich auch«, pflichtete Candace ihr bei. »Ich bin so neugierig auf die wachsende Brücke.«
Melanie lachte. »Alphonse ist wirklich ein charmantes Kerlchen.«
Der Laden war jetzt noch voller als vorher. Kevin fuhr langsam an, doch er wußte nicht genau, in welcher Richtung es weiterging. Die Straße, die ins Dorf führte, war direkt in den Parkplatz vor dem Laden übergegangen, und man konnte nicht erkennen, wo die weiter nach Osten führende Piste begann. Um sie zu finden, mußte er den ganzen Parkplatz einmal umkreisen.
Als sie den holprigen Weg endlich gefunden hatten, wußten sie schnell zu schätzen, wie bequem sie auf der Teerstraße vorangekommen waren. Die Piste war eng, matschig und voller Schlaglöcher. Auf dem Mittelstreifen wuchs stellenweise fast ein Meter hohes Gras. Hier und da war der Weg von Zweigen überwuchert, die gegen die Windschutzscheibe krachten und durch die geöffneten Fenster in den Wagen schlugen. Um nicht von den Zweigen getroffen zu werden, mußten sie die Fenster schließen. Kevin schaltete die Klimaanlage und das Licht an. Die hellen Strahlen der Scheinwerfer wurden von der dichten Vegetation reflektiert; sie hatten den Eindruck, durch einen Tunnel zu fahren.
»Wie weit müssen wir denn noch auf diesem Eselspfad weiterfahren?« fragte Melanie.
»Nur noch fünf oder sechs Kilometer«, erwiderte Kevin.
»Ein Glück, daß dein Auto Vierradantrieb hat«, bemerkte Candace. Obwohl sie sich mit aller Kraft an den Deckengriffen festhielt, hüpfte sie ständig auf und nieder und wurde kräftig durchgeschüttelt. Auch der Sicherheitsgurt nützte nicht viel.
»Wäre es nicht ein Alptraum, hier draußen steckenzubleiben?« fragte sie, während es ihr beim Anblick des tiefschwarzen Dschungels eiskalt den Rücken hinunterlief. Ihr war sehr unheimlich zumute. Von ein paar hell erleuchteten Tupfern am Himmel abgesehen, konnte sie absolut nichts erkennen. Die nächtlichen Geräusche taten ein übriges. Während sie bei Alphonse gewesen waren, hatten die Nachttiere des Dschungels mit ihrem lauten, monotonen Urwaldkonzert begonnen.
»Was haltet ihr von dem, was Alphonse uns erzählt hat?« fragte Kevin schließlich.
»Ich würde sagen, die Jury ist noch unentschieden«, erwiderte Melanie.
»Ich finde es äußerst beunruhigend, daß die Bonobos angeblich auf zwei Beinen angelaufen kommen, wenn sie ihr Futter holen«, sagte Kevin. »Die Indizien summieren sich allmählich.«
»Mich hat am meisten beeindruckt, daß die Affen offensichtlich miteinander kommunizieren«, bemerkte Candace.
»Ja«, stimmte Melanie ihr zu. »Von
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