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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vorstellen. Und wißt ihr eigentlich, daß ich bei jedem Insekt eine Höllenpanik kriege, das größer ist als mein Daumennagel? Bei Spinnen raste ich völlig aus.«
    Wie aus heiterem Himmel ertönte plötzlich von links ein lautes Krachen. Candace stieß einen erstickten Schrei aus und griff instinktiv nach Melanies Hand, die die Berührung sofort erwiderte. Kevin fluchte leise vor sich hin und knipste die Taschenlampe an. Obwohl er mit dem Lichtstrahl in die Richtung leuchtete, aus der das Geräusch gekommen war, konnten sie nichts erkennen; der Strahl durchdrang das Dickicht gerade mal ein bis zwei Meter.
    »Was war das?« fragte Candace, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Wahrscheinlich ein Ducker«, erwiderte Kevin. »Sie gehören zur Familie der Antilopen.«
    »Ob Antilope oder Elefant«, jammerte Candace. »Dieses Tier hat mich zu Tode erschreckt.«
    »Mich auch«, gestand Kevin. »Vielleicht sollten wir doch lieber zurückgehen und es noch einmal bei Tageslicht versuchen.«
    »Nein«, widersprach Melanie. »Nicht jetzt, wo wir fast am Ziel sind. Ich kann das Wasser schon hören.« Für ein paar Sekunden rührten sie sich nicht vom Fleck. Sie konnten das Wasser tatsächlich gegen das Ufer plätschern hören.
    »Warum sind denn all die Tiere auf einmal so still?« fragte Candace.
    »Gute Frage«, entgegnete Kevin. »Die Antilope muß sie wohl genauso erschreckt haben wie uns.«
    »Mach lieber das Licht aus!« forderte Melanie ihn auf. Als Kevin die Lampe ausgeschaltet hatte, sahen sie die silbern glitzernde Oberfläche des Wassers durch das Dickicht schimmern.
    Während der Chor der nachtaktiven Urwaldtiere erneut sein Konzert anstimmte, übernahm nun Melanie die Führung. Nach ein paar Metern mündete der Pfad in eine weitere Lichtung, die sich direkt am Ufer befand. In der Mitte der Lichtung erkannten sie ein dunkles Gehäuse, das fast so groß war wie die Garage, vor der sie ihr Auto geparkt hatten. Kevin ging auf das Betonhäuschen zu und sah sofort, um was es sich handelte: Es war die Brücke.
    »Eine Brücke mit Teleskop-Mechanismus«, sagte er.
    »Jetzt wissen wir, warum Alphonse behauptet hat, sie könne wachsen.« Auf der anderen Seite des etwa zehn Meter breiten Wasserstreifens lag Isla Francesca. In dem immer schwächer werdenden Licht schimmerte die dichte Vegetation in Mitternachtsblau. Direkt gegenüber dem Häuschen mit dem Teleskop-Mechanismus befand sich auf der Insel ein Betonblock, der offenbar als Stützpfeiler diente, wenn die Brücke ausgefahren war. Hinter dem Pfeiler erstreckte sich in Richtung Osten eine weite Rodung.
    »Laßt uns doch mal versuchen, die Brücke auszufahren!« schlug Melanie vor.
    Kevin knipste die Taschenlampe wieder an und fand mühelos die Schalttafel. Es gab zwei Knöpfe: einen roten und einen grünen. Er drückte zuerst den roten. Als nichts passierte, drückte er den grünen. Als sich immer noch nichts tat, fiel ihm ein Schlüsselloch mit einem Schlitz auf, der auf »AUS« gerichtet war.
    »Man braucht einen Schlüssel!« rief er den beiden Frauen zu. Melanie und Candace waren bereits ans Ufer vorgegangen.
    »Der Fluß hat eine leichte Strömung«, stellte Melanie fest, während sie die langsam vorbeitreibenden Blätter und Zweige betrachtete. Candace hatte ihren Blick nach oben gerichtet und musterte die oberen Äste der Bäume, die zu beiden Seiten das Flußufer säumten und deren Wipfel sich beinahe berührten.
    »Warum bleiben die Tiere eigentlich auf der Insel?« fragte sie.
    »Menschenaffen meiden genauso wie alle anderen Affenarten das Wasser«, erklärte Melanie. »Vor allem meiden sie tiefe Gewässer. Deshalb müssen Zoos um ihre Primaten-Gehege lediglich einen kleinen Graben anlegen.«
    »Aber sie können doch da oben über die Äste klettern«, gab Candace zu bedenken.
    »Bonobos sind ziemlich schwer«, erklärte Kevin. Er hatte sich wieder zu den Frauen gesellt. »Und unsere sind sogar besonders schwer. Die meisten wiegen über einen Zentner. Die Äste hier sind längst nicht stark genug, um sie zu tragen. Als wir damals die ersten Tiere ausgesetzt haben, haben wir ein paar fragwürdige Stellen entdeckt, dort haben wir die Bäume dann vorsichtshalber gefällt. Aber auch jetzt gibt es noch viele Schlankaffen, die zwischen dem Festland und der Insel hin- und herpendeln.«
    »Was sind das für seltsame Gegenstände da drüben auf der Lichtung?« fragte Melanie und deutete auf die Insel. Kevin richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die

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