Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
mußte Raymond noch tiefer in die Nische hineinrücken. Eingekeilt zwischen den beiden Männern fühlte er sich noch unwohler.
»Laurie Montgomery ist ein verdammt cleveres und hartnäckiges Weibsbild«, sagte Angelo mit seiner rauhen Stimme. »Sie kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, wenn Sie es genau wissen wollen.«
Raymond vermied es, in Angelos mit Narben übersätes Gesicht zu sehen. Da er seine Augen nicht richtig zumachen konnte, waren sie rot unterlaufen und wäßrig.
»Angelo hatte vor ein paar Jahren eine äußerst unerfreuliche Begegnung mit Laurie Montgomery«, erklärte Vinnie. »Komm, Angelo, erzähl ihm doch mal, was du heute erfahren hast, nachdem mein Schwager vom Beerdigungsinstitut angerufen hat.«
»Ich habe mich mit Vinnie Amendola in Verbindung gesetzt«, erwiderte Angelo. »Er ist unser Kontaktmann in der Leichenhalle. Wie er mir erzählt hat, hat Laurie Montgomery ausdrücklich klargestellt, daß sie den Fall Franconi selbst in die Hand nehmen und alles daransetzen werde, herauszufinden, wie die Leiche verschwunden ist. Vinnie Amendola macht sich nun natürlich ernsthafte Sorgen.«
»Vielleicht verstehen Sie jetzt ein bißchen besser, was ich eben meinte«, meldete sich Vinnie wieder zu Wort. »Bloß weil wir Ihnen einen Gefallen getan haben, haben wir jetzt dieses lästige Problem am Hals.«
»Das tut mir wirklich leid«, entgegnete Raymond lahm. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
»Das bringt uns auf die eben von Ihnen angeschnittene Frage der Beitragszahlungen zurück«, fuhr Vinnie fort. »Unter den gegebenen Umständen würde ich vorschlagen, daß Sie komplett auf die Beiträge verzichten. Mit anderen Worten: Vinnie Junior und ich zahlen keine Beiträge mehr, und zwar nie mehr.«
»Darüber muß ich erst mit unserer Muttergesellschaft sprechen«, brachte Raymond mühsam hervor und räusperte sich.
»Schön«, entgegnete Vinnie. »Das kümmert mich nicht im geringsten. Erklären Sie diesen Leuten einfach, daß es sich um eine lohnende Geschäftsausgabe handelt. Vielleicht können Sie es ja sogar von der Steuer absetzen«, fügte er noch hinzu und mußte herzhaft über seinen eigenen Witz lachen. Raymond schauderte, doch er ließ die anderen nichts davon merken. Er wußte, daß man ihn in die Ecke gedrängt hatte, aber er hatte wohl kaum eine andere Wahl, als auf den Vorschlag einzugehen.
»Okay«, murmelte er schließlich.
»Danke«, entgegnete Vinnie. »Allmählich glaube ich, daß die ganze Geschichte gut ausgehen wird. In gewisser Weise sind wir ja jetzt Geschäftspartner. Ich nehme an, Sie haben die Adresse von Cindy Carlson dabei?«
Raymond griff in seine Manteltasche und reichte Vinnie die Visitenkarte von Dr. Levitz. Vinnie schrieb sich von der Rückseite die Adresse ab und gab ihm die Karte zurück. Dann reichte er Angelo den Zettel mit der Anschrift.
»Englewood, New Jersey«, las Angelo laut.
»Ist das ein Problem?« fragte Vinnie. Angelo schüttelte den Kopf.
»Dann wird die Sache also erledigt«, stellte Vinnie klar und wandte sich wieder Raymond zu. »Das war’s dann also mit Ihrem neuen Problem. Wenn ich Ihnen noch einen Tip geben darf: Verstricken Sie sich nicht in weitere Probleme. So wie ich das sehe, haben Sie Ihren letzten Trumpf ausgespielt, nachdem wir uns auf die neue Beitragsregelung geeinigt haben.« Ein paar Minuten später verließ Raymond das Lokal. Erst als er einen Blick auf seine Uhr warf, merkte er, daß er zitterte. Es war kurz vor fünf und wurde gerade dunkel. Er trat auf die Straße und winkte ein Taxi heran. Was für eine Katastrophe! dachte er. Irgendwie mußte er die Unterhaltskosten für die Doubles von Vinnie Dominick und dessen Sohn aufbringen - und zwar solange die beiden lebten.
Ein Taxi hielt an. Raymond stieg ein und nannte dem Fahrer seine Adresse. Als sie davonbrausten und das Neopolitan Restaurant hinter sich ließen, begann er sich allmählich besser zu fühlen. Die tatsächlich anfallenden Kosten für den Unterhalt der beiden Doubles waren minimal, schließlich lebten die Tiere isoliert auf einer verlassenen Insel. So verfahren war die Situation also gar nicht, vor allem nachdem er nun das drohende Problem mit Cindy Carlson aus dem Weg geräumt hatte. Als er sein Apartment erreichte, hatte sich seine Laune bereits erheblich verbessert. Zumindest bis er die Tür öffnete.
»Du hattest zwei Anrufe aus Afrika«, berichtete Darlene.
»Gibt’s Probleme?« fragte Raymond. Irgend etwas an Darlenes Stimmlage ließ bei
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