Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Lebertransplantation ausgegangen sind, aber mit dem DQ-alpha-Test haben wir eine exakte Gewebeübereinstimmung festgestellt. Das heißt also, daß es sich um die eigene Leber des Toten handeln muß.«
»Ich glaube, ich kapituliere«, stöhnte Jack und erhob verzweifelt die Hände.
»Nach dem DQ-alpha-Test bestand zunächst durchaus noch die, wenn auch unwahrscheinliche, Möglichkeit, daß wir es doch mit einem Transplantat zu tun haben«, erklärte Ted. »Es gibt bei der DQ-alpha-Sequenz einundzwanzig verschiedene mögliche Genotypen, und der Test versagt in etwa 7% der Fälle. Aber ich bin noch einen Schritt weitergegangen und habe die A-B-Null-Blutgruppen auf Chromosom 9 untersucht, und diese stimmen ebenfalls exakt überein. Wenn man die beiden Ergebnisse zusammennimmt, ist es so gut wie ausgeschlossen, daß es sich nicht um die eigene Leber des Patienten handelt.«
»Das haut mich um«, bemerkte Jack, faltete die Hände und legte sie auf den Kopf. »Ich habe sogar einen mit mir befreundeten Chirurg angerufen und ihn gefragt, ob man aus irgendeinem anderen Grund Operationsnähte an der Vena cava, der Arteria hepatica und am Gallensystem finden kann. Und seine Antwort lautete: ›Nein. Es muß sich um eine Transplantation handeln‹.«
»Was soll ich dazu sagen?« entgegnete Ted. »Wenn ich könnte, würde ich das Ergebnis Ihnen zuliebe natürlich gerne korrigieren.« Daraufhin lachte er los, und Jack tat so, als wolle er ihm einen Haken verpassen.
Während sie sich unterhielten, klingelte unentwegt das Telefon. Jack gab Ted zu verstehen, daß er doch bitte noch einen Moment bleiben möge, und nahm den Hörer ab. »Was ist los?« fragte er unhöflich.
»Ich bin weg«, sagte Chet, winkte Jack noch einen Abschiedsgruß zu und quetschte sich an Ted vorbei aus der Tür. Jack hörte aufmerksam zu. Seine Aufgebrachtheit schlug allmählich in Interesse um. Er nickte ein paarmal und sah dann zu Ted auf. Um ihn nicht zu verstimmen, hob er einen Zeigefinger und flüsterte ihm zu: »Nur noch eine Minute.«
»Ja, sicher«, sagte er in den Hörer. »Wenn die Leute von UNOS uns empfehlen, es in Europa zu versuchen, dann tun wir das auch.« Mit einem Blick auf seine Uhr fügte er hinzu: »Da drüben ist es jetzt zwar Mitternacht, aber versuchen Sie es trotzdem!«
»Das war Bart Arnold«, erklärte er, als er den Hörer aufgelegt hatte. »Ich habe sämtliche pathologischen Ermittler darauf angesetzt, alle vor kurzem durchgeführten Lebertransplantationen abzuchecken.«
»Was bedeutet UNOS?« fragte Ted.
»United National Organ Sharing«, erklärte Jack. »Dort werden landesweit alle Organtransplantationen erfaßt.«
»Und?« fragte Ted. »Hatten sie Erfolg bei der Suche?«
»Nein«, erwiderte Jack. »Es ist mir ein völliges Rätsel. Dabei hat Bart schon bei allen größeren Transplantationszentren nachgefragt.«
»Vielleicht handelt es sich bei dieser Leber ja auch gar nicht um ein Transplantat«, gab Ted zu bedenken. »Wie ich Ihnen ja bereits sagte - die Wahrscheinlichkeit, daß beide Tests zufällig zu demselben Ergebnis kommen, ist äußerst gering.«
»Ich bin mir aber absolut sicher, daß man dem Toten eine Leber transplantiert hat«, entgegnete Jack. »Ansonsten gibt es keinen vernünftigen Grund, einem Menschen eine Leber herauszunehmen und wieder einzusetzen.«
»Sind Sie sich da absolut sicher?«
»Absolut«, erwiderte Jack.
»Der Fall scheint Ihnen ja sehr am Herzen zu liegen«, bemerkte Ted.
Jack lachte, obwohl ihm eigentlich nicht nach Heiterkeit zumute war. »Ich werde dieses Rätsel lösen«, stellte er klar. »Komme, was wolle. Wenn ich es nicht schaffe, verliere ich den Respekt vor mir selbst. Schließlich werden Lebertransplantationen nicht gerade jeden Tag durchgeführt. So ein Fall muß sich einfach aufklären lassen, sonst kann ich meinen Job gleich an den Nagel hängen.«
»Okay«, entgegnete Ted. »Eins kann ich noch für Sie tun: Ich könnte einen Test mit einem Polymarker durchführen, der Bereiche auf den Chromosomen vier, sechs, sieben, neun, elf und neunzehn miteinander vergleicht. Hierbei dürfte die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Übereinstimmung von zwei Gewebeproben mehrere Milliarden zu eins betragen. Und für meinen eigenen Seelenfrieden werde ich die DQ-alpha-Sequenz von der Leberprobe und von dem Gewebe des Toten noch einmal bestimmen, um herauszufinden, wieso sich bei meinem ersten Test eine Übereinstimmung der beiden Gewebe ergeben hat.«
»Ich bin Ihnen für jede
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