Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
gelingen?« fragte Franco. »Die eigentliche Drecksarbeit haben doch Freddie Capuso und Richie Herns erledigt. Ich glaube, du machst dir völlig unberechtigt in die Hose.«
»Ach, meinst du wirklich?« fragte Angelo. »Du kennst diese Frau doch gar nicht. Sie ist eine hartnäckige kleine Zecke.«
»Ist ja gut«, resignierte Franco. »Wenn du dich unbedingt runterziehen lassen willst, dann glaub doch, was du willst.« Als sie die Brücke überquert und New Jersey erreicht hatten, bog Franco nach rechts in den Palisades Interstate Parkway ein. Da Angelo allem Anschein nach weiterschmollen wollte, stellte er das Radio an, drückte ein paar Knöpfe und fand schließlich einen Sender, auf dem beliebte Oldies gespielt wurden. Er drehte die Lautstärke voll auf und begleitete Neil Diamond aus vollem Halse bei dem Song »Sweet Caroline«. Beim zweiten Refrain beugte Angelo sich vor und stellte das Radio aus.
»Okay«, sagte er. »Du hast gewonnen. Meine Laune verbessert sich auf der Stelle, wenn du mir versprichst, nicht mehr zu singen.«
»Magst du den Song etwa nicht?« fragte Franco und tat so, als wäre er beleidigt. »Für mich hängen wirklich schöne Erinnerungen an diesem Lied. Wenn ich es höre, muß ich immer daran denken, wie ich es mit Maria Provolone getrieben habe.« Dann leckte er sich die Lippen, als ob er sie noch schmecken könnte.
»Die würde ich nicht mal im Notfall anfassen«, entgegnete Angelo und lachte sich halb tot. Er war gerne mit Franco Ponti zusammen. Franco arbeitete in jeder Hinsicht professionell, außerdem hatte er jede Menge Sinn für Humor, an dem es ihm selbst, wie er sehr wohl wußte, mangelte. Franco verließ den Parkway und bog in die Palisades Avenue ein. Nachdem er die Route 9W passiert hatte, fuhr er in Richtung Westen einen langgestreckten Hügel hinab und erreichte Englewood in New Jersey. Die Umgebung veränderte sich schnell; erst säumten Fastfood-Restaurants und Tankstellen die Straße, doch schon bald befanden sie sich in einem Vorort der gehobenen Mittelklasse.
»Hast du den Plan und die Adresse griffbereit?« fragte Franco. »Ja«, erwiderte Angelo. Er holte den Plan hervor und schaltete die Innenbeleuchtung an. »Sie wohnt Overlook Place. Wir müssen gleich links abbiegen.«
Overlook Place war leicht zu finden. Fünf Minuten später rollten sie eine gewundene, von Bäumen gesäumte Straße entlang. Die Rasenflächen vor den prächtigen Häusern waren so riesig wie Fairways auf einem Golfplatz.
»Kannst du dir vorstellen, in so einem Haus zu wohnen?« fragte Franco, während er seinen Blick von rechts nach links schweifen ließ. »Hier kann man sich ja glatt auf dem Weg von seiner eigenen Haustür bis zur Straße verirren.«
»Mir gefällt das ganz und gar nicht«, entgegnete Angelo. »Es ist einfach zu friedlich. Wir werden hier auffallen wie zwei bunte Hunde.«
»Laß dich doch nicht so schnell aus der Fassung bringen«, versuchte Franco ihn zu beruhigen. »Im Moment erkunden wir doch nur die Umgebung. Nach welcher Hausnummer suchen wir eigentlich?«
Angelo warf einen Blick auf seinen Zettel. »Overlook Place Nummer acht.«
»Also muß das Haus auf der linken Seite liegen«, stellte Franco fest. Sie fuhren gerade an Hausnummer zwölf vorbei. Einen Augenblick später trat er auf die Bremse und fuhr rechts an den Straßenrand. Sprachlos starrten sie auf ein massives Haus im Tudorstil, das im Hintergrund von hohen Pinien gesäumt wurde. Zu dem Haus führte eine mit antiken Lampen verzierte Serpentinen-Auffahrt. In den meisten der mehrfach verglasten Fenster brannte Licht. Das Grundstück hatte ungefähr die Größe eines Fußballplatzes.
»Sieht aus wie ein verdammtes Schloß«, schimpfte Angelo. »Damit hatte ich auch nicht gerechnet«, entgegnete Franco. »Und jetzt?« fragte Angelo. »Wir können hier doch nicht einfach nur rumsitzen. Seitdem wir von der Hauptstraße abgebogen sind, ist uns kein einziges anderes Auto begegnet.« Franco legte den ersten Gang ein. Angelo hatte recht. Sie konnten nicht einfach stehenbleiben und warten. Irgend jemandem würden sie mit Sicherheit auffallen, und er würde Verdacht schöpfen und die Polizei rufen. Sie waren sogar schon an einem dieser verrückten Schilder mit der Aufschrift Neighborhood Watch vorbeigefahren, auf denen ein Mann zu sehen war, der darauf hinwies, daß hier regelmäßig private Wachen Patrouille gingen.
»Am besten finden wir erst mal ein bißchen mehr über dieses sechzehnjährige Küken heraus«,
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