Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
folgen.
Franco ging ein Stück zur Seite, damit Cindy sich bücken und einen Blick auf Angelo werfen konnte. Bevor ein weiteres Wort gesprochen wurde, stieß Franco sie kopfüber in den Wagen. Cindy schrie, doch Angelo brachte sie schnell zum Schweigen und zog sie ins Auto.
Mit einem schnellen Griff riß Franco ihr die Hundeleine aus der Hand und verscheuchte den Pudel. Dann quetschte er sich hinter das Steuer, indem er sie noch näher an Angelo heranpreßte, ließ den Motor an und brauste davon.
Laurie war über sich selbst überrascht. Nachdem man ihr das Videoband über den Franconi-Mord gebracht hatte, hatte sie sich noch einmal mit äußerster Konzentration über ihre Schreibarbeit hergemacht. Sie hatte effektiv gearbeitet und viel geschafft. Auf der Ecke ihres Schreibtischs stapelte sich ein erfreulicher Aktenturm mit abgeschlossenen Fällen. Ihr blieb nur noch ein letzter Fall, für den sie alle erforderlichen Materialien und Berichte vorliegen hatte. Sie zog den verbliebenen Kasten mit histologischen Schnitten zu sich heran und wollte gerade durch das Okular ihres Mikroskops sehen, um den ersten Schnitt zu inspizieren, als jemand an ihre Tür klopfte. Es war Lou Soldano.
»Was machst du denn noch so spät hier?« fragte Lou und ließ sich schwerfällig auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch plumpsen. Er machte sich weder die Mühe, seinen Mantel auszuziehen, noch nahm er seinen Hut ab, der ihm viel zu weit und in den Nacken gerutscht war.
Laurie sah auf die Uhr. »Oh, mein Gott!« rief sie. »Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es geworden ist.«
»Ich habe von der Queensborough Bridge aus bei dir zu Hause angerufen«, sagte Lou. »Da du dich nicht gemeldet hast, habe ich beschlossen, kurz am Institut anzuhalten. Ich hatte mir schon gedacht, daß du noch hier sein würdest. Du arbeitest zu viel.«
»Das mußt gerade du sagen!« entgegnete Laurie mit erheitertem Unterton. »Sieh dich nur mal an! Wann hast du eigentlich zum letzten Mal richtig geschlafen - abgesehen von einem Nickerchen an deinem Schreibtisch?«
»Laß uns lieber über angenehmere Dinge reden«, schlug Lou vor. »Was hältst du davon, irgendwo eine Kleinigkeit essen zu gehen? Ich muß noch kurz im Revier vorbei und ein paar Sachen diktieren, aber in einer Stunde wäre ich soweit. Ich hätte wirklich Lust, heute auszugehen. Die Kinder sind nämlich bei ihrer Tante. Wie wär’s mit einem Italiener?«
»Willst du wirklich noch ausgehen?« fragte Laurie. Die Ringe unter Lous dunklen Augen erstreckten sich bereits bis zu seinen Lachfältchen, und die Bartstoppeln in seinem Gesicht konnte man längst nicht mehr als nachmittäglichen Anflug bezeichnen. Vermutlich hatte er sich mindestens seit zwei Tagen nicht rasiert.
»Irgendwas muß ich doch essen«, sagte Lou. »Wie lange willst du denn noch arbeiten?«
»Vielleicht eine halbe Stunde«, erwiderte Laurie. »Ich bin bei meinem letzten Fall.«
»Du mußt doch auch etwas essen«, insistierte Lou. »Gibt es Fortschritte im Fall Franconi?« wollte Laurie wissen. »Schön wär’s«, seufzte Lou. »Das Problem bei Mafia-Anschlägen ist, daß man die Täter zügig schnappen muß. Ansonsten verläuft die Spur schnell im Sande. Leider sind wir von dem entscheidenden Durchbruch, auf den ich so gehofft hatte, noch weit entfernt.«
»Tut mir leid«, sagte Laurie.
»Danke«, entgegnete Lou. »Und wie steht es bei euch? Hast du inzwischen eine Ahnung, wie Franconis Leiche verschwunden ist?«
»Bei uns hat sich genausowenig getan«, erwiderte Laurie. »Calvin hat mir wegen meiner Nachforschungen gründlich die Leviten gelesen. Dabei habe ich nur mit einem Gehilfen der Nachtschicht ein paar Worte gewechselt. Ich fürchte, die Institutsleitung will die Geschichte am liebsten unter den Teppich kehren.«
»Dann hatte Jack also recht, als er dir geraten hat, die Finger von dem Fall zu lassen«, stellte Lou fest. »Ich glaube ja«, gestand Laurie zögernd ein. »Aber bitte erzähl ihm das nicht.«
»Ich wünschte, der Polizeipräsident wollte die Sache auch unter den Teppich kehren«, sagte Lou. »Vielleicht werde ich wegen des Franconi-Falls sogar degradiert.«
»Da ist noch etwas, was ich dir erzählen wollte«, warf Laurie ein. »Eines von den Bestattungsunternehmen, die in der Nacht, in der Franconi verschwunden ist, eine Leiche abgeholt haben, heißt Spoletto. Es sitzt in Ozone Park. Irgendwie kam mir der Name bekannt vor. Und dann ist mir eingefallen, daß ich während der
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