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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einer alkoholbedingten Dyskinesie aufwies, als wüsste er nicht mehr genau, wo seine Füße waren. Der Arzt in ihm fragte sich, ob er in der Nacht nicht noch einmal nach Craig sehen sollte. Die Frage war nicht leicht zu beantworten, denn Craig würde ihm seine Fürsorglichkeit sicher übel nehmen, da sie implizierte, dass er Hilfe brauchte, und diese Vorstellung war ihm ein Gräuel.
    Jack stand auf und streckte sich. Der Revolver beruhigte ihn, auch wenn er sich keine Sorgen machte, dass jemand in der Nacht ins Haus einbrechen könnte. Er sah auf die Uhr. Es war noch zu früh, um ins Bett zu gehen. Er schaute auf den leeren Fernsehbildschirm: kein Interesse. Da ihm nichts Besseres einfiel, holte er Craigs Prozessakte und ging damit ins Arbeitszimmer. Als Gewohnheitsmensch setzte er sich wieder in den gleichen Sessel, in dem er auch an den vergangenen Abenden gesessen hatte. Nachdem er die Stehlampe eingeschaltet hatte, blätterte er die Unterlagen durch, bis er den Patientenbogen aus der Notaufnahme fand.
    Jack zog ihn heraus und lehnte sich bequem zurück. Er hatte ihn bereits einmal überflogen, vor allem den Abschnitt, in dem von der Zyanose die Rede war. Jetzt wollte er ihn Wort für Wort lesen. Doch kaum hatte er damit angefangen, als er auch schon wieder abgelenkt wurde. Sein Blick war zu Craigs altmodischer Arzttasche gewandert. Plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke. Er fragte sich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines falschen positiven Ergebnisses bei dem Biomarker-Test lag.
    Als Erstes ging er zur Tür und horchte, ob er Craig oben herumgehen hörte. Obwohl Craig angedeutet hatte, dass es ihm nichts ausmachte, wenn Jack in seine Tasche schaute, war es Jack immer noch unangenehm. Aber nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alles still war, zog er die lederne Arzttasche aus dem Regal, öffnete sie und holte den Biomarker-Test heraus. Er faltete die Anwendungshinweise auf und las, dass das Verfahren auf hochspezifischen monoklonalen Antikörpern beruhte, was bedeutete, dass die Chancen eines falschen positiven Ergebnisses gen null tendierten.
    »Dann eben nicht«, sagte er laut. Er legte die Schachtel zurück an ihren Platz ganz unten in der Tasche neben den drei leeren Fläschchen, und stellte die Tasche wieder ins Regal. So viel zur nächsten genialen Idee, dachte er bei sich.
    Jack kehrte zum Lesesessel zurück und widmete sich wieder den Aufzeichnungen aus der Notaufnahme. Leider fand er darin nichts annähernd Verdächtiges, und wie ihm schon bei der ersten Lektüre aufgefallen war, enthielt der Eintrag zur Zyanose die interessantesten Informationen.
    Urplötzlich klingelten die Telefone auf den beiden Schreibtischen. Das heisere Klingeln in dem ansonsten stillen Haus versetzte Jack einen gehörigen Schreck. Nach dem fünften Mal vermutete er, dass Craig es gar nicht hörte, und erhob sich schwerfällig aus dem Lesesessel. Er knipste die Lampe auf Alexis’ Schreibtisch an und sah auf das Display. Dort stand der Name Leonard Bowman.
    Nach dem siebten Klingeln war Jack sich sicher, dass Craig nicht abheben würde, und griff nach dem Hörer. Wie er vermutet hatte, war es Alexis.
    »Danke, dass du rangegangen bist«, sagte sie, nachdem Jack sich gemeldet hatte.
    »Ich habe auf Craig gewartet, aber ich nehme an, seine Schlummer-Kombination hat ihn ins Reich der Träume geschickt.«
    »Ist bei euch alles in Ordnung?«, fragte Alexis.
    »Alles bestens«, sagte Jack. »Und wie steht’s bei euch?«
    »Ganz gut. Wenn man bedenkt, was passiert ist, halten die Mädchen sich fantastisch. Christina und Meghan schlafen schon, und Tracy sieht sich im Fernsehen einen alten Film an. Wir müssen alle im gleichen Zimmer übernachten, aber ich glaube, das ist auch ganz gut so.«
    »Craig ist sich nicht mehr sicher, ob ich die Autopsie tatsächlich durchführen soll.«
    »Warum das denn? Ich dachte, das hätten wir so abgesprochen.«
    »Er hat Bammel wegen der Mädchen, aber das war, nachdem er sich zwei doppelte Scotchs genehmigt hatte. Er will mir morgen sagen, wie er sich entschieden hat.«
    »Dann werde ich ihn morgen früh anrufen. Ich finde, du solltest obduzieren, nach dieser Drohung erst recht. Meine Güte, das ist doch einer der Gründe, warum die Mädchen und ich hierher gefahren sind. Geh einfach davon aus, dass alles so läuft wie ausgemacht! Ich werde ihn schon wieder umstimmen.«
    Nach abschließendem Small Talk vereinbarten sie, dass sie sich am nächsten Tag im Gericht sehen würden, und legten auf.
    In

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