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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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seinem Lesesessel versuchte Jack sich wieder auf die Prozessakte zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Unablässig dachte er darüber nach, was wohl in den nächsten Tagen passieren würde. Er würde sich noch wundern.

 
Kapitel 17
     
    Newton, Massachusetts
    Donnerstag, 8. Juni 2006
    07.40 Uhr
     
    D as Unbehagen, das Jack verspürt hatte, nachdem Alexis und die Kinder am Vorabend weggefahren waren, verstärkte sich am nächsten Morgen noch. Er wusste nicht, ob Craigs Laune vom Stress seiner bevorstehenden Aussage oder von einem durch Alkohol und Schlaftabletten hervorgerufenen Kater herrührte, aber er war in das gleiche stumme, missmutige Brüten zurückgefallen, das er schon an Jacks erstem Morgen im Haus der Bowmans an den Tag gelegt hatte. Damals hatten Alexis und die Kinder die Situation erträglich gemacht, aber ohne sie war es eindeutig unangenehm.
    Jack hatte versucht, eine optimistische Stimmung zu verbreiten, als er aus seiner Höhle im Souterrain heraufgekommen war, aber für seine Bemühungen hatte er von Craig bloß einen kühlen, starren Blick geerntet. Erst nachdem Jack sich etwas Cornflakes und Milch genommen hatte, hatte Craig zum ersten Mal den Mund aufgemacht.
    »Alexis hat mich angerufen«, sagte er mit rauer, elender Stimme. »Sie sagte, ihr beide hättet gestern Abend noch miteinander gesprochen. Wie auch immer, die Botschaft lautet: Die Autopsie findet statt.«
    »Gut«, entgegnete Jack lediglich. So schlecht, wie Craig gelaunt zu sein schien, wollte er jedes überflüssige Wort vermeiden.
    Als Craig schließlich zum Aufbruch bereit war, ging er zu Jack hinüber, der am Esstisch saß, Kaffee trank und die Zeitung überflog.
    »Es tut mir leid, dass ich so ein erbärmlicher Gastgeber bin«, sagte er in normalerem Ton ohne jede Herablassung oder Sarkasmus. »Das ist nicht unbedingt die glorreichste Phase in meinem Leben.«
    Jack schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich kann nachfühlen, was du gerade durchmachst. Ich bin zwar selbst nie wegen eines Behandlungsfehlers verklagt worden, aber damals, als ich noch als Augenarzt praktizierte, habe ich es bei ein paar Freunden miterlebt. Ich weiß, dass es furchtbar ist, genauso schlimm wie eine Scheidung.«
    »Es ist zum Kotzen«, sagte Craig.
    Dann tat er etwas vollkommen Unerwartetes und umarmte Jack unbeholfen, doch bevor dieser reagieren konnte, ließ er ihn auch schon wieder los. Craig wich Jacks Blick aus, während er sein Jackett zurechtzog. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich es zu schätzen weiß, dass du hergekommen bist. Danke für deine Mühe, und es tut mir leid, dass du dir meinetwegen ein paar Mal Prügel eingefangen hast.«
    »Das habe ich doch gerne getan«, antwortete Jack und verkniff sich den sarkastischen Zusatz: »War mir ein Vergnügen.« Es war ihm zuwider, nicht ganz aufrichtig zu sein, aber Craigs plötzliche Verwandlung hatte ihn unvorbereitet erwischt.
    »Sehen wir uns im Gerichtssaal?«
    »Im Laufe des Tages.«
    »Na gut. Bis dann also.«
    Jack sah Craig nach. Wieder einmal hatte er seinen Schwager unterschätzt.
    Er ging hinunter in sein Gästezimmer im Souterrain und packte seine Sachen. Er wusste nicht, was er mit der Bettwäsche machen sollte. Schließlich zog er sie ab und legte sie zusammen mit den Handtüchern auf einen Haufen. Die Decken faltete er zusammen. Neben dem Telefon lag ein Notizblock. Er schrieb ein paar Dankesworte und legte den Zettel auf die Decken. Er überlegte, was er mit dem Haustürschlüssel machen sollte, und beschloss, ihn vorerst zu behalten und ihn Alexis zusammen mit der Prozessakte zurückzugeben. Die Akte wollte er behalten, bis die Autopsie abgeschlossen war, falls sich dabei Fragen ergeben sollten, die mit Hilfe der Unterlagen erhellt oder beantwortet werden konnten. Er zog seine Jacke an. Auf der einen Seite spürte er das Gewicht der Waffe, auf der anderen sein Handy.
    Mit dem dicken Umschlag unter einem Arm und seiner Tasche in der anderen Hand ging Jack nach oben zur Haustür. Seit seiner Ankunft in Boston war das Wetter herrlich gewesen, doch nun hatte es sich deutlich zum Schlechten gewandelt. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, und es regnete. Jack musterte seinen Hyundai. Er stand ungefähr fünfzehn klitschnasse Meter von ihm entfernt. Gleich neben der Tür bemerkte er einen Schirmständer. Jack zog einen Schirm mit der Aufschrift Ritz-Carlton heraus.
    Er lief mehrere Male, über Pfützen springend, hin und her, ehe er all seine Sachen im Wagen hatte.

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