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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war, hatte Craig einmal versucht, ihre Aufmerksamkeit auf diese Angewohnheit zu lenken, weil er hoffte, sie so dazu zu bringen, sie zu ändern, aber sie war wütend geworden und hatte ihm giftig vorgeworfen, ein arroganter Harvard-Snob zu sein. Daraufhin hatte Craig klugerweise nachgegeben. Mit der Zeit hatte er sich ein wenig daran gewöhnt, und in der Hitze der Nacht war es ihm ohnehin egal, ob sie einen Akzent hatte oder nicht.
    »Wie war dein Training?«, fragte Craig und stand auf.
    »Herrlich«, antwortete Leona. »Noch besser als sonst.«
    Craig zuckte zusammen. Schon wieder dieses »a«. Auf dem Weg zum Aufzug unterdrückte er eine Bemerkung, indem er sie einfach ignorierte. Während sie weiter von ihrem Training schwärmte und sich darüber ausließ, warum er unbedingt sowohl Pilates als auch Yoga ausprobieren sollte, dachte er zufrieden an den bevorstehenden Abend und sann darüber nach, was für ein angenehmer Tag es doch bis dahin gewesen war. An diesem Morgen hatte er in seiner Praxis zwölf Patienten behandelt: nicht zu viele und nicht zu wenig. Es hatte kein hektisches Gerenne von einem Untersuchungsraum in den nächsten gegeben, wie es in seiner alten Praxis üblich gewesen war.
    Im Laufe der Monate hatten er und Marlene, seine matronenhafte Sekretärin und Rezeptionistin, ein System entwickelt, nach dem sie die Termine entsprechend der Diagnose und der Persönlichkeit des Patienten den individuellen Bedürfnissen anpassten. Die kürzesten Termine dauerten fünfzehn Minuten und wurden für schnelle Kontrolluntersuchungen bei gut unterrichteten Patienten angesetzt, die alle Anweisungen ihres Arztes befolgten, während die längsten hingegen anderthalb Stunden in Anspruch nahmen. Termine, die über eine Stunde dauerten, wurden im Allgemeinen an neue Patienten mit bereits bekannten ernsten gesundheitlichen Problemen vergeben. Für weitgehend gesunde neue Patienten wurden zwischen fünfundvierzig Minuten und einer Stunde eingeplant, je nach Alter und Grad der Beschwerden. Wenn im Laufe des Tages ein unvorhergesehenes Problem auftrat, etwa ein Patient auch ohne einen Termin dringend behandelt werden musste oder Craig ins Krankenhaus gerufen wurde, was beides an diesem Tag nicht vorgekommen war, rief Marlene die nachfolgenden Patienten an, um den Termin zu verschieben, falls dies möglich und angemessen war.
    Infolgedessen passierte es nur selten, dass Patienten in Craigs Praxis warten mussten, und genauso selten litt er unter dem Druck, hinter seinem Terminplan zurückzuliegen und die verlorene Zeit aufholen zu müssen. Es war eine zivilisierte Form, Heilkunst zu praktizieren, und sehr viel besser für beide Seiten. Inzwischen ging Craig wieder gerne in die Praxis. Es war die Art des Praktizierens, die er sich vorgestellt hatte, als er davon geträumt hatte, Arzt zu werden. Das einzige kleinere Ärgernis in dieser ansonsten perfekten Situation war die Tatsache, dass es ihm nicht gelungen war, seine Beziehung zu Leona vollständig geheim zu halten. Es gab allerlei Vermutungen, und Leona nährte sie in ihrem jugendlichen Eigensinn auch noch. Folglich war Craig ständig der unterschwelligen Missbilligung von Marlene und seiner Arzthelferin Darlene ausgesetzt und musste ihr passiv-aggressives Verhalten Leona gegenüber mit ansehen.
    »Du hörst mir gar nicht zu!«, beschwerte sich Leona ärgerlich. Sie bedachte Craig mit einem zornigen Blick. Beide hatten ihr Gesicht den Aufzugtüren zugewandt, während sie in die Tiefgarage hinabfuhren.
    »Natürlich höre ich dir zu«, log Craig. Er lächelte, aber damit war Leonas aufbrausende Gereiztheit nicht beschwichtigt.
    Die Aufzugtüren öffneten sich auf dem Parkservice-Deck, und Leona stolzierte hinaus und gesellte sich zu einem halben Dutzend Leute, die auf ihre Wagen warteten. Craig folgte ein paar Schritte dahinter. Relativ abrupte Stimmungsschwankungen waren eine Seite von Leonas Charakter, den Craig nicht besonders schätzte, aber sie beruhigte sich meist schnell wieder, wenn er sie einfach ignorierte. Hätte er sich ein paar Minuten zuvor in der Empfangshalle nicht beherrschen können und sie auf ihren Akzent angesprochen, sähe die Sache ganz anders aus. Ein einziges Mal hatte er eine solche Bemerkung fallen gelassen; darauf war eine zwei Tage anhaltende Verstimmung gefolgt.
    Craig reichte einem der Angestellten seinen Parkzettel.
    »Roter Porsche, kommt sofort, Dr. Bowman«, sagte der Mann und tippte salutierend mit dem Zeigefinger an den Schirm seiner

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