Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
sein wolle, in der Hoffnung, dass Percy Gallaudet seinen Beitrag zur Reparatur des Abwassersystems seines Freundes schnell hinter sich gebracht hatte. Daraufhin hatte Craig Jack wütend aufgefordert, es doch endlich gut sein zu lassen, die Würfel seien gefallen, also könne Jack sich die Mühe sparen. Jack hatte ihm geantwortet, dass er schon zu viel in die Wege geleitet und zu viele Leute mit hineingezogen habe, um sein Vorhaben jetzt einfach abzublasen.
Mit mehreren Zeitschriften und einer Ausgabe der New York Times unter dem Arm ging Jack weiter zur Tiefgarage, holte seinen traurig aussehenden Accent wieder ans Tageslicht und fuhr Richtung Westen. Er hatte ein wenig Probleme, die Strecke wiederzufinden, über die er morgens in die Innenstadt gelangt war, doch irgendwann erkannte er ein paar markante Punkte wieder, die ihm verrieten, dass er sich auf dem richtigen Weg befand.
Um zehn nach zwei fuhr Jack auf das Gelände des Park-Meadow-Friedhofs und parkte neben einem Dodge Minivan vor dem Bürogebäude. Drinnen fand er die altmodisch gekleidete Frau und Walter Strasser in exakt der gleichen Haltung vor, wie er sie morgens verlassen hatte. Die Frau tippte etwas in einen Computer, und Walter saß reglos hinter seinem Schreibtisch, die Hände immer noch über seinem Wanst gefaltet. Jack fragte sich, ob er überhaupt jemals arbeitete, denn auf seinem Schreibtisch gab es nichts, was darauf hindeuten würde. Beide schauten auf, als er hereinkam, doch die Frau wandte sich sofort und ohne ein Wort zu sagen wieder ihrer Arbeit zu. Jack ging zu Walter hinüber, der ihm mit dem Blick folgte.
»Irgendein Zeichen von Percy?«, fragte Jack.
»Nicht, seit er heute Morgen weggefahren ist.«
»Keine Nachricht?«, fragte Jack. Fasziniert stellte er fest, dass er nur an einem gelegentlichen Blinzeln und Walters Lippenbewegungen beim Sprechen erkennen konnte, dass der Mann bei Bewusstsein war.
»Nichts.«
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, ihn zu erreichen? Ich soll ihn irgendwann nach zwei hier treffen. Er war einverstanden, Patience Stanhope heute Nachmittag noch auszugraben.«
»Wenn er das gesagt hat, dann wird er auch kommen.«
»Hat er ein Handy? Ich habe vergessen, ihn danach zu fragen.«
»Nein. Wir schicken ihm eine E-Mail, wenn wir ihn brauchen. Dann kommt er hier im Büro vorbei.«
Jack legte eine seiner Visitenkarten auf Walters Schreibtisch. »Wenn Sie sich mit ihm in Verbindung setzen könnten, um herauszufinden, wann er sich um Patience Stanhope kümmern kann, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Sie können mich auf meinem Handy erreichen. In der Zwischenzeit fahre ich schon einmal zum Grab hoch, wenn Sie mir sagen könnten, wo es liegt.«
»Gertrude, zeig dem Doktor das Stanhope-Grab auf der Karte.« Die Räder von Gertrudes Schreibtischstuhl quietschten, als sie sich von ihrem Tisch zurückschob. Als Frau weniger Worte tippte sie lediglich mit einem arthritischen Zeigefinger auf die entsprechende Stelle. Jack warf einen Blick darauf. Dank der Höhenlinien erkannte er, dass es ganz oben auf der Hügelkuppe lag.
»Die beste Aussicht auf dem ganzen Friedhof«, bemerkte Walter.
»Ich werde dort warten«, entgegnete Jack. Er drehte sich um und wollte zurück zu seinem Wagen.
»Doktor!«, rief Walter. »Da der Termin für die Öffnung des Grabs jetzt feststeht, wäre da noch die Gebühr. Sie muss vor Beginn der Arbeiten bezahlt werden.«
Nachdem Jack sich von einer beträchtlichen Zahl Zwanzigdollarscheine aus seinem dicken Bündel getrennt hatte, kehrte er zu seinem Mietwagen zurück und fuhr den Hügel hinauf. Er fand eine kleine Parkbucht mit einer schattigen Laube, unter der eine Bank stand. Er ließ seinen Wagen dort stehen und schlenderte in die Richtung, in der er die Grabstelle der Familie Stanhope vermutete. Sie lag oben auf der Kuppe des Hügels. Es gab drei identische, recht schlichte Grabsteine aus Granit. Er fand den von Patience und warf einen kurzen Blick auf die eingemeißelte Inschrift.
Danach holte Jack die Zeitschriften und die Zeitung aus dem Auto und machte es sich auf der Bank gemütlich. Das Wetter hatte sich seit dem Morgen stark verbessert. Die Sonne brannte mit einer Kraft, die sie in den vergangenen Tagen nicht gehabt hatte, als wollte sie alle daran erinnern, dass der Sommer vor der Tür stand. Er war froh über den Schatten unter der mit Efeu berankten Laube, denn es herrschte eine geradezu tropische Hitze.
Jack sah auf seine Uhr. Er konnte kaum glauben, dass er in weniger als
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