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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vierundzwanzig Stunden verheiratet sein würde. Aber nur, gestand er sich ein, falls es nicht zu irgendeiner unvorhergesehenen Katastrophe kam, er es nicht pünktlich zurückschaffte, zum Beispiel. Er dachte etwa eine Minute darüber nach, während ein Blauhäher ihn wütend von einem nahen Hartriegel-Baum aus beschimpfte. Mit einem Kopfschütteln verscheuchte Jack den Gedanken, dass er womöglich nicht rechtzeitig in der Kirche sein würde. Das war einfach unmöglich. Trotzdem bedeutete es eine unliebsame Erinnerung daran, dass er Laurie anrufen musste. Doch da er immer noch nicht wusste, wann Patience’ Leiche endlich verfügbar sein würde, hatte er auch diesmal eine Entschuldigung, um den Anruf zu verschieben.
    Jack konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal einfach nur untätig herumgesessen hatte. Er hatte gelernt, dass er seine Dämonen am besten dadurch in Schach halten konnte, dass er ständig in Bewegung blieb, sei es bei der Arbeit oder beim Basketball. Erst Laurie hatte ihn im Laufe der letzten Jahre geduldig aus dieser Angewohnheit herausgelockt, doch immer nur, wenn sie zusammen waren. Das hier war anders, denn er war alleine. Trotzdem verspürte er nicht den Drang, unablässig über die Vergangenheit nachzudenken und das, was hätte sein können. Er war zufrieden damit, sich das auszumalen, was sein würde, es sei denn …
    Zum zweiten Mal verscheuchte Jack diesen Gedanken aus seinem Kopf. Stattdessen griff er nach der Zeitung und begann zu lesen. Es war ein angenehmes Gefühl, an der frischen Luft in der Sonne zu sitzen und die Zeitung zu genießen, während im Hintergrund die Vögel zwitscherten. Die Tatsache, dass er mitten auf einem Friedhof saß, störte ihn dabei keineswegs. Im Grunde genommen trug sie dank seines Sinns für Humor sogar noch zusätzlich zu seinem Vergnügen bei.
    Als Jack die Zeitung ausgelesen hatte, wandte er sich den Magazinen zu. Nachdem er mehrere recht lange, aber interessante Artikel im New Yorker gelesen hatte, ließ sein Wohlbefinden allmählich nach, vor allem als er nach einer Weile in der prallen Sonne saß. Er warf einen Blick auf die Uhr und fluchte. Es war Viertel vor vier. Er stand auf, streckte sich und schob die Zeitung und die Magazine zusammen. Irgendwie würde er Percy ausfindig machen und ihn auf eine Anfangszeit festnageln. Da er wusste, dass der letzte Shuttle-Flug nach New York gegen neun Uhr startete, gestand er sich ein, dass er es nicht mehr schaffen würde. Wenn er nicht im Mietwagen nach New York zurückfuhr – eine Aussicht, die ihn aus mehreren Gründen nicht gerade mit Begeisterung erfüllte –, würde er noch eine weitere Nacht in Boston verbringen müssen. Er könnte ja in dem Hotel übernachten, das er am Flughafen gesehen hatte, denn er hatte nicht die Absicht, ins Haus der Bowmans zurückzukehren, nachdem Alexis und die Kinder fort waren. So groß auch sein Mitgefühl für Craig war, von seiner depressiven Stimmung hatte er seit dem Mittagessen endgültig genug.
    Die Zeitungen und Magazine flogen durch das fehlende Fenster auf der Beifahrerseite in den Hyundai. Jack war schon halb um den Wagen herum, als er plötzlich den Bagger hörte. Er schirmte seine Augen mit der Hand ab, spähte durch die Bäume den Hügel hinunter und sah, wie Percys gelbes Gefährt sich gerade daranmachte, die gewundene Friedhofsstraße heraufzufahren. Die hinten eingezogene Schaufel sah aus wie das Bein eines Grashüpfers. Hastig rief Jack Harold Langley an.
    »Es ist schon fast vier«, beschwerte sich Harold, als Jack ihm sagte, dass die Exhumierung kurz bevorstand.
    »Ich habe getan, was ich konnte«, entgegnete Jack. »Ich musste den Mann sogar bestechen, damit er überhaupt kommt.« Er verschwieg, dass er Walter Strasser ebenfalls bestochen hatte.
    »In Ordnung«, sagte Harold resigniert. »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen. Ich muss hier unbedingt noch ein paar Sachen fertig machen. Falls ich mich ein wenig verspäten sollte, öffnen Sie ja nicht den Sarkophag, bevor ich da bin! Ich sage es noch einmal, versuchen Sie nicht, den Deckel des Sarkophags anzuheben, bis ich vor Ort bin und dabei zusehen kann! Ich muss den Sarg identifizieren und bestätigen, dass er sich in genau diesem Sarkophag befand.«
    »Verstanden«, antwortete Jack.
    Ehe Percy oben angekommen war, fuhr der Park-Meadow-Pick-up vor. Enrique und Cesar stiegen aus und holten ihr Werkzeug von der Ladefläche. Mit lobenswerter Effizienz und einem Mindestmaß an

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