Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
rufen Sie mich an!«
»Das klingt gut. Darf ich Sie dann nach dem ganzen Spaß zum Essen einladen?«
»Wenn es nicht zu spät wird. Mädchen brauchen ihren Schönheitsschlaf.«
Jack beendete das Gespräch. Inzwischen waren Enrique und Cesar in der Grube verschwunden, und schaufelweise Erde flog aus dem Loch. Unterdessen hatte Percy Stahlseile an den Schaufelzähnen befestigt. Harold war an den Rand der Grube zurückgekehrt und beobachtete das Geschehen. Jack war froh darüber, dass er ein solches persönliches Interesse an den Tag legte.
Dann dachte er darüber nach, ob er Laurie anrufen solle. Jetzt wusste er, dass er nicht einmal mehr das einhalten konnte, was er am Vorabend als schlimmsten Fall skizziert hatte: erst an diesem Abend nach Hause zu kommen. Die Ereignisse hatten seinen Abflug unerbittlich bis zum nächsten Morgen hinausgeschoben, seinem Hochzeitstag. Obwohl seine feige Seite ihn davon zu überzeugen versuchte, den Anruf zu verschieben, bis er die Autopsie hinter sich hatte, wusste er, dass er jetzt anrufen musste. Aber das war nicht das Einzige, worüber er sich Gedanken machte: Die nächste Frage war, was er ihr über die morgendliche Jagd auf dem Mass Pike erzählen sollte. Nachdem er einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, beschloss er, reinen Tisch zu machen. Er glaubte, der Mitleidsfaktor würde größer sein als ihre Sorge, denn er konnte ihr mit ziemlicher Gewissheit versichern, dass Franco mindestens ein paar Tage brauchen würde, um sich zu erholen, und somit nicht wieder unvermutet irgendwo auftauchen konnte. Das galt natürlich nicht für Antonio, wer auch immer er sein mochte. Vor seinem geistigen Auge sah Jack ihn wieder vor sich, wie er bei ihrer Auseinandersetzung vor dem Basketballplatz am Memorial Drive hinter Franco stand oder an diesem Morgen im Gerichtssaal saß. Er hatte keine Ahnung, welche Stellung er im Fasano-Team einnahm, aber er musste an ihn denken, als Percy damit begonnen hatte, Patience’ Grab zu öffnen. Unbewusst hatte Jack den Revolver in seiner Jackentasche berührt, nur um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Wenn er an die Warnung dachte, die an die Kinder gerichtet worden war, bedurfte es keiner wilden Fantasien, um sich vorzustellen, dass jemand auf dem Friedhof aufkreuzte, um die Exhumierung zu verhindern.
Jack atmete einmal tief durch und drückte die Kurzwahltaste für Lauries Nummer. Es bestand immer noch die Hoffnung, dass er nur ihre Mailbox erreichte. Leider erfüllte sie sich nicht. Laurie antwortete schon nach kurzem Klingeln.
»Wo bist du?«, fragte sie ohne Einleitung.
»Die schlechte Nachricht ist, ich bin auf einem Friedhof in Boston. Die gute Nachricht, ich liege nicht im Grab.«
»Das ist nicht der passende Zeitpunkt für Witze.«
»Entschuldige! Den konnte ich mir nicht verkneifen. Ich bin auf einem Friedhof. Das Grab wird gerade geöffnet.«
Es folgte eine unbehagliche Pause.
»Ich weiß, dass du enttäuscht bist«, sagte Jack. »Ich habe alles getan, was ich konnte, um die Sache zu beschleunigen. Eigentlich hatte ich gehofft, jetzt schon auf dem Rückweg zu sein. Es war nicht ganz einfach.« Jack schilderte ihr seinen morgendlichen Zusammenstoß mit Franco. Er erzählte ihr alles, was passiert war, inklusive der Kugel, die in der Verkleidung der A-Säule seines Mietwagens stecken geblieben war.
Laurie hörte wie betäubt zu, bis Jack seinen Monolog beendete, in dem er auch erwähnt hatte, dass er gezwungen gewesen war, sowohl den Friedhofsleiter als auch den Baggerfahrer zu bestechen. Außerdem hatte er erzählt, dass Craigs Aussage die reinste Katastrophe gewesen war.
»Es nervt mich unheimlich, dass ich jetzt nicht weiß, ob ich sauer sein oder dich bemitleiden soll.«
»Also wenn du mich fragst, ich wäre eher für Mitleid.«
»Bitte, Jack. Keine Witze! Ich meine es ernst.«
»Nach der Obduktion ist der letzte Shuttle-Flug heute Abend sicher weg. Ich werde in einem Hotel am Flughafen übernachten. Der erste Flieger startet morgens gegen halb sieben.«
Laurie seufzte vernehmlich. »Ich gehe morgen schon früh zu meinen Eltern, um mich fertig zu machen, also werden wir uns in der Wohnung nicht mehr über den Weg laufen.«
»Kein Problem. Ich glaube, ich bin durchaus in der Lage, meinen Smoking ohne Hilfe anzuziehen.«
»Kommst du mit Warren zur Kirche?«
»Das habe ich vor. Er ist ziemlich einfallsreich, wenn es darum geht, einen Parkplatz zu finden.«
»In Ordnung, Jack. Dann sehen wir uns also in der
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