Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
relevanten Fakten zu entlocken, und unterlassen Sie es, durch Ihre Formulierungen Theorien oder Argumente in den Raum zu stellen, die in das Schlussplädoyer gehören. Ich warne Sie jetzt zum letzten Mal!«
»Es tut mir leid, Euer Ehren«, sagte Tony, bevor er sich wieder Craig zuwandte. »Was geschah also mit diesen geliebten Patienten, die Sie nun schon einige Jahre lang betreut hatten?«
»Sie mussten sich einen neuen Arzt suchen.«
»Was leider oft einfacher gesagt ist als getan. Haben Sie ihnen bei dieser unangenehmen Aufgabe geholfen?«
»Wir haben ihnen Namen und Telefonnummern gegeben.«
»Die Sie einfach aus den Gelben Seiten herausgesucht hatten?«
»Es waren die Nummern von Ärzten aus der näheren Umgebung, die meine Mitarbeiterinnen und ich kannten.«
»Haben Sie alle diese Ärzte angerufen?«
»In einigen Fällen.«
»Was bedeutet, dass Sie in anderen Fällen nicht angerufen haben. Dr. Bowman, hat es Ihnen nichts ausgemacht, Ihre angeblich ach so geliebten, verzweifelten Patienten im Stich zu lassen, die sich mit ihren gesundheitlichen Problemen vertrauensvoll an Sie gewandt hatten?«
»Ich habe sie nicht im Stich gelassen!«, stieß Craig entrüstet hervor. »Sie hatten die Wahl.«
»Keine weiteren Fragen«, sagte Tony. Auf dem Rückweg zum Tisch des Klägers verdrehte er die Augen.
Richter Davidson sah über den Rand seiner Brille hinweg zu Randolph hinüber. »Möchte die Verteidigung weitere Fragen stellen?«
»Nein, Euer Ehren«, antwortete Randolph, der sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte.
»Der Zeuge kann den Zeugenstand verlassen«, sagte Richter Davidson.
Craig stand auf und kehrte mit entschlossenem Schritt an den Tisch der Verteidigung zurück.
Der Richter wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tony zu. »Mr Fasano?«
Tony erhob sich. »Die Beweisführung des Klägers ist abgeschlossen, Euer Ehren«, sagte er selbstsicher, ehe er sich wieder hinsetzte.
Der Blick des Richters wanderte zurück zu Randolph.
Auf dieses Stichwort hin richtete sich Randolph zu seiner vollen aristokratischen Größe auf. »In Anbetracht der mangelnden Grundlage für eine Klage und dem Fehlen schlüssiger Beweise beantragt die Verteidigung, die Klage abzuweisen.«
»Abgelehnt«, entgegnete Richter Davidson spitz. »Die vorgelegten Beweise reichen für uns aus, um das Verfahren fortzusetzen. Wenn das Gericht nach der Mittagspause wieder zusammentritt, können Sie Ihren ersten Zeugen aufrufen, Mr Bingham.« Dann ließ er seinen Hammer heruntersausen, und der Knall hallte im Raum wider wie ein Schuss. »Wir unterbrechen zur Mittagspause. Ich möchte Sie noch einmal dahingehend belehren, dass Sie mit niemandem, auch nicht untereinander, über den Fall reden dürfen und Ihre Meinung bis zum Abschluss der Zeugenaussagen für sich behalten müssen.«
»Bitte erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener.
Jack und Alexis standen zusammen mit allen anderen im Gerichtssaal auf, als der Richter durch die Kassettentür verschwand.
»Was hältst du davon?«, fragte Jack, während die Geschworenen nach draußen geleitet wurden.
»Ich bin immer wieder erstaunt darüber, mit welcher Wut dieses Verfahren Craig immer noch erfüllt und wie wenig er sich unter Kontrolle hat.«
»Mich überrascht, dass du als hausinterne Expertin überrascht bist. Passt das nicht genau zu seinem Narzissmus?«
»Doch, das tut es, aber ich hatte gehofft, dass die Einsicht, die er gestern beim Mittagessen gezeigt hat, ihm dabei helfen würde, sich besser unter Kontrolle zu halten. Ich konnte sehen, wie sich Craigs Gesichtsausdruck schon veränderte, als Tony nur aufstand – er hatte ihm nicht einmal eine Frage zu stellen brauchen.«
»Eigentlich wollte ich ja von dir wissen, wie du Randolphs Kreuzverhör fandest, zumindest den Teil, den wir mitbekommen haben.«
»Ich fürchte, es war leider nicht so wirkungsvoll, wie ich gehofft hatte. Craig klang viel zu belehrend, so als hielte er einen Vortrag. Ich hätte das ganze Kreuzverhör lieber so schwungvoll und direkt gesehen, wie es zum Ende hin war.«
»Also ich fand Randolphs Befragung eigentlich schon recht eindrucksvoll«, sagte Jack. »Mir war nie klar, dass Craig sich tatsächlich ganz alleine hochgearbeitet hat. Neben dem Medizinstudium selbst für seinen Lebensunterhalt aufzukommen, wie er es getan hat, und dabei immer noch diese Noten zu erzielen ist sehr beeindruckend.«
»Aber du bist Arzt und kein Geschworener, und du hast Tonys erste Befragung nicht gehört. Craig mag
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