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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ruhte auf der glänzenden metallischen Oberfläche. In dem hellen blauweißen Neonlicht, das im Balsamierungsraum herrschte und auch noch die letzte Farbe aus seinen Zügen tilgte, sah er aus, als sollte er eigentlich selbst in einem seiner Särge liegen.
    Jack und Latasha standen neben dem Balsamierungstisch, der als Ersatz für einen Sektionstisch herhalten würde. Beide hatten Ganzkörper-Tyvek-Schutzanzüge angezogen, die Latasha aufmerksamerweise aus dem rechtsmedizinischen Institut mitgebracht hatte, zusammen mit Handschuhen, Plastik-Gesichtsmasken und einer Sammlung von Autopsiegeräten. Ebenfalls im Raum waren Bill Barton, ein freundlich wirkender älterer Herr, den Harold als seinen bewährtesten Mitarbeiter bezeichnet hatte, und Tyrone Vich, ein kräftiger Afroamerikaner, der ungefähr doppelt so groß und breit war wie Bill Barton. Beide hatten sich netterweise bereit erklärt, länger zu bleiben, und würden Jack und Latasha zur Seite stehen, falls sie in irgendeiner Form Unterstützung brauchten.
    »Wir werden jetzt den Sarg öffnen«, fuhr Harold fort. »Ich werde bestätigen, dass er tatsächlich die sterblichen Überreste von Patience Stanhope enthält. Bill und Tyrone werden die Leiche entkleiden und für die Autopsie auf den Balsamiertisch legen. Wenn Sie fertig sind, werden Bill und Tyrone die Leiche wieder anziehen und zurück in den Sarg betten, so dass sie morgen früh wieder beerdigt werden kann.«
    »Werden Sie auch hierbleiben?«, fragte Jack.
    »Ich glaube nicht, dass das notwendig ist«, sagte Harold. »Aber ich wohne in der Nähe, und Bill oder Tyrone können mich anrufen, falls es irgendwelche Fragen geben sollte.«
    »Das klingt doch gut«, entgegnete Jack und rieb sich begeistert die in Handschuhen steckenden Hände. »Dann lassen Sie uns die Sache mal in Angriff nehmen!«
    Harold ließ sich von Bill eine Kurbel geben, steckte ihre Spitze in ein eingelassenes Gehäuse an einem Ende des metallenen Sargs, passte sie ein und versuchte, sie zu drehen. Die Anstrengung trieb ihm einen flüchtigen Hauch Farbe ins Gesicht, reichte jedoch nicht aus, um den Verschlussmechanismus zu drehen. Harold winkte Tyrone zu sich, der den Leiter des Instituts ablöste. Tyrones Muskeln spannten sich unter seinem baumwollenen Kittelhemd, und mit einem abrupten, quälenden Quietschen begann sich der Deckel zu öffnen. Unmittelbar darauf ertönte ein kurzes Zischen.
    Jack sah zu Harold hinüber. »Ist dieses Zischen gut oder schlecht?«, fragte er. Er hoffte, dass es kein Zeichen für Verwesungsgase war.
    »Weder noch«, antwortete Harold. »Es zeugt von der fantastischen Versiegelung dieses Sargs, was nicht sonderlich überraschend ist, denn der Ewige Ruhe ist ein hochklassiges Hightech-Produkt.« Harold schickte Tyrone ans andere Ende des Sargs, wo er das Kurbeln wiederholte.
    »Das sollte genügen«, bemerkte Harold, als Tyrone fertig war. Er schob die Finger unter den Rand des Sargdeckels und wies Tyrone an, seinem Beispiel zu folgen. Dann hoben sie den Deckel gleichzeitig an und ließen das Licht in den Sarg und über Patience Stanhopes sterbliche Überreste strömen.
    Das Innere des Sargs war mit weißem Satin ausgeschlagen, und Patience trug ein schlichtes weißes Taftkleid. Passend zu diesem Rahmen waren ihr ungeschütztes Gesicht, die Unterarme und die Hände von einem weißen, wattigen Pilzflaum bedeckt. Unter dem Schimmel war ihre Haut von einem marmornen Grau.
    »Ohne den geringsten Zweifel, das ist Patience Stanhope«, sagte Harold andächtig.
    »Sie sieht ja fantastisch aus«, bemerkte Jack, »fein herausgeputzt und fertig für den Abschlussball.«
    Harold warf ihm einen missbilligenden Blick zu, hielt seine dünnen Lippen jedoch fest aufeinandergepresst.
    »Okay!«, sagte Jack schwungvoll. »Bill, Tyrone, zieht ihr die Partyklamotten aus, dann geht’s an die Arbeit.«
    »Ich werde Sie jetzt alleine lassen«, sagte Harold, und in seiner Stimme schwang leiser Tadel mit, als spräche er zu einem ungezogenen Kind. »Ich hoffe, die ganze Sache wird sich für Sie lohnen.«
    »Was ist mit Ihrem Honorar?«, fragte Jack. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er gar nichts mit ihm vereinbart hatte.
    »Ich habe Ihre Karte, Dr. Stapleton. Wir werden Ihnen eine Rechnung schicken.«
    »Wunderbar«, antwortete Jack. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Es war uns ein Vergnügen«, erwiderte Harald ironisch. Jacks respektlose Bemerkungen hatten seine Bestatterseele gekränkt.
    Jack zog einen kleinen rollbaren Tisch aus

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