Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Gelegenheit zu nutzen und stattdessen im Krankenhaus vorbeizufahren.
»Ich hatte gehofft, dass du es bist«, sagte Alexis, als sie Jacks Stimme hörte.
»Kannst du mich verstehen?«, fragte Jack. »Ich habe auf Lautsprecher geschaltet.«
»Ich höre dich gut. Wo bist du?«
»Das frage ich mich auch andauernd«, flachste Jack. Seine Stimmung hatte sich seit dem frustrierenden Ergebnis von Patience’ Obduktion wieder gebessert. Latashas Enthusiasmus und die Aussicht auf Unterstützung durch einen Toxikologen hatten ihm einen Energieschub verpasst, und sein Gehirn hatte allmählich Fahrt aufgenommen wie eine altmodische Dampflok. Jetzt flatterten Ideen in seinem Kopf herum wie eine Schar aufgeregter Spatzen.
»Du bist ja bester Laune. Was ist denn los?«
»Ich sitze im Auto und bin auf dem Weg zum Newton Memorial Hospital.«
»Ist dir etwas passiert?«
»Mir geht es gut. Ich will nur kurz reinspringen und den Leuten aus der Notaufnahme, die sich um Patience Stanhope gekümmert haben, ein paar Fragen stellen.«
»Sind die Exhumierung und die Autopsie abgeschlossen?«
»Ja.«
»Und was hast du gefunden?«
»Abgesehen von einem aus unserer Sicht irrelevanten Darmkarzinom nichts.«
»Nichts?«, fragte Alexis. Die Enttäuschung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
»Ich weiß, was du jetzt denkst, mir ging es eben genauso. Ich war völlig deprimiert. Aber jetzt glaube ich, dass es im Grunde ein unerwartetes Geschenk war.«
»Wieso das denn?«
»Wenn ich eine gewöhnliche, banale Koronarerkrankung gefunden hätte, was ich eher erwartet hatte als etwas Dramatisches, was ich jetzt zu finden hoffe, hätte ich es dabei belassen. Sie war herzkrank und hatte einen Herzinfarkt. Ende der Geschichte. Aber die Tatsache, dass sie nicht herzkrank war, schreit geradezu nach einer Erklärung. Ich meine, es gibt eine kleine Chance, dass sie einen tödlichen Herzanfall hatte, den wir nach acht Monaten nicht mehr nachweisen können, aber inzwischen glaube ich, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass noch etwas anderes mit im Spiel war, vor allem, wenn man bedenkt, wie vehement Fasano gegen eine Autopsie war und dass Franco versucht hat, mich von dieser verdammten Straße zu drängen. Und dann auch noch die Drohung gegenüber euren Kindern. Wie geht es ihnen überhaupt?«
»Ganz gut. Sie wirken sehr gefestigt und amüsieren sich prächtig hier bei ihrer Grandma. Sie verwöhnt sie, wie jedes Mal, wenn sie bei ihr sind. Aber zurück zu dir: Was willst du mir eigentlich damit sagen?«
»Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, vielleicht bringt es ja etwas. Patience Stanhopes Tod und der Versuch, mich von der Autopsie abzuhalten, könnten zwei vollkommen voneinander unabhängige Vorgänge sein. Fasano und Konsorten könnten hinter den Drohungen stecken, und zwar aus rein finanziellem Interesse. Aber irgendwie ergibt das nicht allzu viel Sinn. Warum sollte er so weit gehen, in euer Haus einzubrechen, und mich dann völlig unbehelligt die Leiche exhumieren lassen? Mein Gefühl sagt mir, dass die drei Vorfälle gar nichts miteinander zu tun haben. Fasano hat mich aus dem Grund bedroht, den er mir selbst genannt hat. Franco hat ein Problem mit seinem Ego, seit ich ihm in die Eier getreten habe, also gibt es keinen Zusammenhang zwischen meinem Ärger mit ihm und Patience Stanhope. Damit fehlt uns nur noch eine Erklärung für den Einbruch in euer Haus.«
»Das ist mir zu kompliziert«, klagte Alexis. »Wenn Tony Fasano nicht für den Überfall auf meine Kinder verantwortlich ist, wer dann?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber ich habe mich gefragt, welches Motiv dahinterstecken könnte, wenn es nicht Fasano und sein Honorar war. Ganz offensichtlich wäre es dann ein Versuch, mich davon abzuhalten, etwas herauszufinden, und was könnte durch eine Autopsie ans Licht kommen? Möglicherweise eine Medikamentenüberdosis oder eine falsche Medikation, die Patience Stanhope im Krankenhaus verabreicht worden sein könnten. Krankenhäuser sind große Organisationen mit vielen Anteilseignern, da ist eine Menge Geld im Spiel.«
»Das ist Unsinn«, erwiderte Alexis, ohne zu zögern. »Das Krankenhaus hat doch nichts mit dem Überfall auf meine Kinder zu tun.«
»Alexis, du wolltest, dass ich nach Boston komme, um mit neuen Ideen aufzuwarten, und genau das tue ich jetzt.«
»Aber doch nicht das Krankenhaus«, jammerte sie. »Bist du deswegen auf dem Weg dorthin?«
»Ja«, gestand Jack. »Ich halte
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