Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
mich für einen recht guten Menschenkenner. Ich war beeindruckt von den beiden Leuten aus der Notaufnahme, mit denen ich am Dienstag gesprochen habe. Sie sind völlig offen und geradeheraus. Ich will mich noch einmal mit ihnen unterhalten.«
»Was hast du denn vor?«, spottete Alexis. »Willst du sie fragen, ob sie einen so gewaltigen Fehler gemacht haben, dass das Krankenhaus ein paar Leute losschicken musste, die meine Kinder misshandeln, um das Ganze zu vertuschen? Das ist doch lächerlich.«
»So wie du es ausdrückst, klingt es ziemlich weit hergeholt. Aber ich werde es trotzdem tun. Die Autopsie ist noch nicht vorbei. Ich meine, der makroskopische Teil ist abgeschlossen, aber jetzt werden wir schauen, was die toxikologische Untersuchung hergibt, und einen Blick durchs Mikroskop werfen. Außerdem will ich mir noch einmal bestätigen lassen, welche Medikamente Patience Stanhope verabreicht wurden, damit ich den Toxikologen informieren kann.«
»Na ja, das klingt schon wieder vernünftiger, als das Krankenhaus dieser lächerlichen Vertuschungsaktion zu bezichtigen.«
»Die Überdosis oder falsche Medikation war nicht meine einzige Idee. Willst du die andere auch hören?«
»Na gut, aber ich hoffe, dein nächster Vorschlag ist nicht ganz so abwegig wie der erste.«
Jack lagen ein paar geistreiche, sarkastische Erwiderungen auf der Zunge, aber er beherrschte sich. »Die Idee mit dem Krankenhaus basierte darauf, dass Patience Stanhopes Herzinfarkt und der Versuch, mich von der Autopsie abzuhalten, zwei getrennte, wenn auch miteinander in Verbindung stehende Ereignisse waren. Aber was, wenn hinter beidem die gleiche Person steckt?«
Jack machte absichtlich eine Pause, um diese Bemerkung wirken zu lassen.
»Ich bin nicht ganz sicher, ob ich dir folgen kann«, sagte Alexis schließlich. »Willst du damit sagen, dass jemand erst Patience Stanhopes Herzinfarkt verursacht und dann versucht hat, eine Autopsie zu verhindern, um nicht entdeckt zu werden?«
»Genau das will ich damit andeuten.«
»Ich weiß nicht, Jack. Das klingt fast genauso verrückt. Ich vermute, du sprichst von Jordan.«
»Jordan wäre der Erste, der einem da in den Sinn kommt. Craig hat erzählt, dass er und Patience nicht gerade ein liebendes Paar waren, und Jordan profitiert am meisten von ihrem Tod. Zumindest hat er keine Zeit mit Trauern verschwendet. Soweit wir wissen, hatten er und seine Freundin schon ein Verhältnis, als Patience noch nicht von der Bildfläche verschwunden war.«
»Wie kann jemand absichtlich bei einem anderen Menschen einen Herzinfarkt hervorrufen?«
»Digitalis wäre eine Möglichkeit.«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Alexis zweifelnd. »Das scheint genauso weit hergeholt zu sein. Wenn Jordan an ihrem Tod schuld wäre, würde er Craig doch nicht wegen eines Behandlungsfehlers verklagen, und er hätte ganz bestimmt nicht die Exhumierungsgenehmigung unterschrieben.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte Jack, während er auf den Parkplatz des Newton Memorial Hospital fuhr. »Ich stimme dir zu, dass es nicht rational klingt, aber vielleicht haben wir es ja nicht mit einer rationalen Person zu tun. Vielleicht verschafft dieser Prozess Jordan ja einen Kick, weil er glaubt, es beweist, wie viel cleverer er ist als wir alle. Aber eine solche Vermutung wäre voreilig. Zuerst muss bei der toxikologischen Untersuchung irgendein Wirkstoff gefunden werden. Und wenn wir etwas entdeckt haben, müssen wir uns zurückarbeiten.«
»Das ist schon das zweite Mal, dass du ›wir‹ sagst. Ist das nur deine Ausdrucksweise, oder steckt etwas anderes dahinter?«
»Eine der Rechtsmedizinerinnen aus dem Bostoner Institut ist so großzügig, mir zu helfen.«
»Du hast doch hoffentlich mit Laurie gesprochen«, sagte Alexis. »Ist sie damit einverstanden, dass du immer noch hier bist?«
»Sie ist nicht gerade glücklich darüber, aber es ist schon okay.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass du morgen heiraten sollst.«
»Ich auch nicht«, sagte Jack. Vorsichtig fuhr er auf einen Parkplatz in der Nähe des Teichs. Das Licht seiner Scheinwerfer fiel auf einen Schwarm auf dem Wasser schaukelnder Vögel. »Was ist heute Nachmittag im Gericht passiert?«
»Randolph hat zwei Sachverständige in den Zeugenstand gerufen, der eine kam aus Yale und der andere von der Columbia-Universität. Beide waren glaubwürdig, aber nicht gerade mitreißend. Das Beste war, dass sie sich überhaupt nicht durch Tony haben irritieren lassen,
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