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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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das bei einer Darmspiegelung festgestellt worden?«
    »Zweifellos. Wenn sie eine hätte machen lassen. In Craigs Berichten steht, dass sie sich trotz seiner Empfehlungen stets geweigert hat.«
    »Dann hätte der Krebs sie also umgebracht, wenn sie nicht den Herzinfarkt erlitten hätte.«
    »Schlussendlich ja«, sagte Jack. »Wie kommen Sie mit dem Hals voran?«
    »Ich bin so gut wie fertig. Das Zungenbein ist ganz.«
    »Gut! Warum holen Sie nicht schon mal das Gehirn raus, während ich die Bauchhöhle fertig mache? Wir liegen hervorragend in der Zeit.« Jack warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war kurz vor acht, und sein Magen knurrte. »Haben Sie vor, mein Angebot mit dem Abendessen anzunehmen?«, rief er Latasha nach, die schon wieder auf dem Rückweg zum Tisch war.
    »Lassen Sie uns sehen, wie spät es ist, wenn wir fertig werden«, rief sie über die Schulter zurück.
    Jack entdeckte eine Reihe von Polypen im ganzen Dickdarm verteilt. Als er mit dem Darm fertig war, legte er ihn zurück in die Bauchhöhle. »Alle Achtung, Harold Langley versteht wirklich etwas von seinem Job. Was er bei Patience Stanhope geleistet hat, würde einem alten ägyptischen Balsamierer alle Ehre machen.«
    »Ich habe nicht viel Erfahrung mit einbalsamierten Leichen, aber diese hier ist in besserem Zustand, als ich erwartet hatte«, sagte Latasha, als sie den Stecker der Knochensäge einsteckte. Es war ein oszillierendes Gerät, mit dem man durch harten Knochen, nicht aber durch weiches Gewebe schneiden konnte. Sie schaltete es probeweise ein. Die Säge gab ein hohes, sirrendes Geräusch von sich. Sie stellte sich ans Kopfende des Tischs und begann mit der Arbeit am Schädel, den sie zuvor freigelegt hatte, indem sie Patience’ Kopfhaut über ihr Gesicht heruntergeklappt hatte.
    Mehr oder weniger unbeeindruckt von dem Lärm tastete Jack die Leber ab und suchte nach Metastasen des Kolonkarzinoms. Als er keine fand, setzte er mehrere parallele Schnitte in das Organ, aber es schien metastasenfrei zu sein. Er wusste, dass er unter dem Mikroskop vielleicht ein paar finden würde, aber das musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
    Zwanzig Minuten später, als sicher war, dass das Gehirn keinerlei sichtbare Anomalien aufwies, und sie eine Reihe von Proben aus verschiedenen Organen entnommen hatten, richteten die beiden Rechtsmediziner ihre Aufmerksamkeit auf das Herz. Jack hatte die Lunge weggeschnitten, so dass es nun alleine in der Schale lag.
    »Das ist so, als würde man sich das schönste Geschenk bis zum Schluss aufheben«, sagte Jack, während er das Organ gespannt und neugierig musterte und sich fragte, welche Geheimnisse es ihnen wohl bald enthüllen würde. Seine Größe entsprach in etwa der einer großen Orange. Das Muskelgewebe war grau, aber die Kappe aus Fettgewebe hatte eine hellbraune Farbe.
    »Das wird das reinste Dessert«, entgegnete Latasha mit gleichem Enthusiasmus.
    »Dieses Herz erinnert mich an einen Fall, den ich vor ungefähr einem halben Jahr untersucht habe. Die Frau war bei Bloomingdale’s zusammengebrochen, und ihr Herz konnte auch mit einem Defibrillator nicht mehr in Gang gebracht werden, genau wie bei Patience Stanhope.«
    »Was haben Sie bei der Obduktion gefunden?«
    »Eine ausgeprägte erworbene Verengung der hinteren interventrikulären Koronararterie. Anscheinend hat eine kleine Thrombose auf einen Schlag einen großen Teil des Reizleitungssystems des Herzens ausgeschaltet.«
    »Und so etwas erwarten Sie jetzt auch hier?«
    »Es steht ziemlich weit oben auf meiner Liste«, sagte Jack. »Aber ich glaube, wir werden auch irgendeine Form von Septumdefekt finden, der zu einem Rechts-links-Shunt geführt hat, was die Zyanose erklären würde.« Dann fügte er beiläufig hinzu: »Aber was es uns leider nicht verraten wird, ist, warum jemand so erpicht darauf war, dass wir nicht erfahren, was auch immer wir gleich herausfinden werden.«
    »Ich vermute, wir werden auf ausgedehnte Koronarschäden und Anzeichen für eine Reihe früherer kleiner, asymptomatischer Herzinfarkte stoßen, durch die ihr Reizleitungssystem schon vor dem letzten Herzinfarkt gefährdet war, wenn auch nicht so sehr beeinträchtigt, dass es bei einem Standard-EKG aufgefallen wäre.«
    »Ein interessanter Gedanke«, sagte Jack. Über den Tisch hinweg musterte er Latasha, die immer noch das freiliegende Herz betrachtete. Sein Respekt für sie wuchs. Er hätte sich nur gewünscht, dass sie nicht unbedingt wie neunzehn aussähe.

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