Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
ist. Seit diesem Fiasko mache ich nicht mehr viele Hausbesuche.«
Jack schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Du hast mir ja gesagt, was ich wissen musste.«
»Sehen wir uns morgen im Gericht?«
»Wahrscheinlich nicht. Ich habe einige dringende private Pläne, die es erforderlich machen, dass ich morgen früh den ersten Shuttle-Flug zurück in den Big Apple nehme. Also wünsche ich dir lieber jetzt schon viel Glück.«
Jack und Craig schüttelten einander die Hand, und wenn sie auch nicht Freunde geworden waren, kannten und schätzten sie einander nach dieser Erfahrung doch ein wenig mehr als früher.
Die Fahrt zurück in die Stadt um kurz nach vier Uhr morgens ähnelte der Fahrt hinaus in den Vorort. Es gab einigen Verkehr auf dem Mass Pike, aber nur noch sehr wenig, nachdem er die Innenstadt erreicht hatte und die Massachusetts Avenue entlangfuhr. Jack brauchte nicht einmal zwanzig Minuten für die ganze Strecke zum rechtsmedizinischen Institut. Er parkte gleich neben dem Gebäude auf einem reservierten Parkplatz, aber da er so früh am Morgen wieder wegfahren würde, glaubte er nicht, dass es Probleme geben würde.
Der Mann vom Sicherheitsdienst erkannte ihn wieder und ließ ihn hinein. Als er die Treppe hochging, schaute er auf seine Uhr. Die Zeit wurde allmählich knapp. In nicht einmal zwei Stunden würde er im Flugzeug sitzen und vom Terminal wegrollen.
Als Jack die Bibliothek betrat, musste er zweimal hinschauen. In dem Raum herrschte ein sehr viel größeres Chaos als vor seiner Fahrt nach Newton. Latasha sah aus, als büffelte sie für die Abschlussprüfung in ihrem Spezialgebiet. Zahlreiche großformatige Bücher, die sie aus dem gesamten Institut zusammengesucht hatte, lagen aufgeschlagen auf dem Tisch. Jack kannte die meisten davon. Es waren Standardwerke zur inneren Medizin, Physiologie, Toxikologie und Pharmakologie. Die Prozessunterlagen, die Jack ordentlich sortiert hatte, lagen jetzt wild durcheinander – zumindest sah es für ihn so aus.
»Was um Himmels willen ist hier passiert?«, fragte er lachend.
Latasha hob den Kopf von einem aufgeschlagenen Lehrbuch. »Willkommen zurück, Fremder!«
Jack klappte ein paar Bücher zu, die er nicht wiedererkannt hatte. Nachdem er den Titel gelesen hatte, schlug er sie an der gleichen Stelle wieder auf. Er setzte sich Latasha gegenüber.
»Was ist mit Ihrer Schulter passiert?«
Jack drückte immer noch den Gefrierbeutel auf die schmerzende Stelle. Inzwischen enthielt der Beutel fast nur noch Wasser, aber es war immer noch kalt genug, um den Schmerz ein wenig zu lindern. Als er ihr erzählte, was passiert war, bemitleidete sie ihn gebührend und verurteilte Craig unerwartet scharf.
»Es war nicht seine Schuld«, widersprach Jack. »Ich war so sehr mit dem Fall beschäftigt, dass ich nicht einen Moment darüber nachgedacht habe, was für eine hirnverbrannte Idee es war, mich einfach so in sein Haus zu schleichen. Ich meine, einen Tag, nachdem zwei andere Typen bei ihm eingebrochen sind und seine Kinder terrorisiert haben, damit sie ihm ausrichten, dass sie zurückkommen würden, falls ich eine Autopsie vornehmen sollte. Und ich hatte die Leiche gerade obduziert, verdammt noch mal. Was um Himmels willen habe ich mir bloß dabei gedacht?«
»Aber Sie waren Gast in seinem Haus. Man könnte doch annehmen, dass er erst mal nachsieht, auf wen er da mit seinem Baseballschläger losgeht.«
»Ich war nicht länger bei ihnen zu Gast. Aber lassen wir das. Gott sei Dank hat keiner von uns schlimmere Verletzungen davongetragen als eine Schulterprellung. Zumindest glaube ich, dass es nur eine Prellung ist. Aber vielleicht sollte ich mein Schlüsselbein röntgen lassen.«
»Sehen Sie das Ganze doch einfach positiv«, sagte Latasha. »Zumindest sind Sie jetzt ganz sicher, dass er nicht im Koma liegt, nicht wahr?«
Jack musste widerwillig lächeln.
»Was ist mit dem Biomarker-Test? Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Nichts, was die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, dass es ein falsches positives Ergebnis war. Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, dass das Resultat stimmte.«
»Ich würde sagen, das ist eine gute Nachricht«, entgegnete Latasha. »Das schließt eine Menge potenzieller Wirkstoffe aus.« Ihr Blick schweifte über die Bücher, die sie um sich herum ausgebreitet hatte.
»Sieht aus, als wären Sie ziemlich beschäftigt gewesen.«
»Und wie! Mit Hilfe von ein paar Diet Cokes habe ich meinen toten Punkt überwunden. Das war der reinste
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