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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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übergroßen Sweatshirt. Zwei weitere Personen aus der Geschworenen-Reserve wurden hereingerufen und vereidigt, dann wurde die Befragung fortgesetzt.
    Craig beugte sich zu seinem Anwalt und fragte ihn flüsternd, was er tun müsse, wenn er auf die Toilette wolle. Sein gereizter Darm reagierte auf seine Anspannung. Randolph versicherte ihm, dass das überhaupt kein Problem sei und er einfach nur Bescheid sagen solle. Craig nickte und schob seinen Stuhl zurück. Es war demütigend, alle Blicke auf ihn gerichtet zu spüren, als er durch die Pforte in der Abtrennung schritt. Der einzige Mensch, den er wahrnahm, war Alexis. Jedem anderen Blickkontakt wich er aus.
    Die Herrentoilette war altmodisch und stank nach schalem Urin. Hastig betrat Craig eine Kabine, um mehreren verdächtig aussehenden, unrasierten Männern aus dem Weg zu gehen, die bei den Waschbecken herumlungerten und sich mit gedämpfter Stimme unterhielten. Mit ihren graffitibeschmierten Wänden, dem zerbrochenen Marmormosaik-Fußboden und dem unangenehmen Geruch erschien die Herrentoilette Craig wie ein Symbol für sein gegenwärtiges Leben.
    Mit einem Stück Toilettenpapier wischte er die WC-Brille ab. Er dachte erneut an Leonas Aussage. Obwohl sie hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den möglichen Ausgang des Verfahrens wahrscheinlich den größten Schaden angerichtet hatte, war es doch nicht die schlimmste in rein emotionaler Sicht gewesen. Diese zweifelhafte Ehre gebührte sowohl seiner eigenen protokollierten Aussage als Tony Fasanos Sachverständigen. Zu Craigs Bestürzung war es Tony nicht schwergefallen, örtliche Sachverständige zu finden, die bereit waren, als Zeugen gegen ihn auszusagen, und die Aufstellung war beeindruckend. Es waren alles Leute, die er kannte und bewunderte und die auch ihn persönlich kannten. Die Erste, deren eidliche Aussage im Beweiserhebungsverfahren zu Protokoll genommen wurde, war die Kardiologin, die bei dem Wiederbelebungsversuch geholfen hatte. Ihr Name lautete Dr. Noelle Everette. Der Zweite war Dr. William Tardoff, der Leiter der kardiologischen Abteilung des Newton Memorial Hospital, und die dritte und schmerzlichste Aussage stammte von Dr. Herman Brown, dem Leiter der kardiologischen Abteilung des Boston Memorial Hospital und Inhaber des Lehrstuhls für Kardiologie an der medizinischen Fakultät von Harvard. Alle drei sagten aus, dass die ersten Minuten nach einem Herzinfarkt für die Überlebenschancen entscheidend waren. Auch stimmten sie alle darin überein, dass es allgemein bekannt sei, dass der Patient unbedingt so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsse und jede Verzögerung unzumutbar sei. Obwohl alle die Vorstellung, bei Verdacht auf Herzinfarkt einen Hausbesuch zu machen, als Unsinn abtaten, brachte Randolph sie dazu, auszusagen, dass sie glaubten, Craig habe nicht sicher gewusst, welche Diagnose zu stellen sei, ehe er am Bett der Patientin eingetroffen sei. Außerdem hatte er erreicht, dass zwei von den dreien zu Protokoll gaben, von Craigs Bereitschaft beeindruckt zu sein, einen Hausbesuch zu machen, ganz gleich, wie die Diagnose lautete.
    Randolph war durch die Antworten der Sachverständigen längst nicht so aus dem Konzept gebracht worden wie Craig und hatte die Befragung mühelos gemeistert. Der Grund, warum sie Craig so zu schaffen machten, lag darin, dass diese Ärzte angesehene Kollegen waren. Ihre Bereitschaft, für den Kläger auszusagen, fasste er als unverhohlene Kritik an seinem ärztlichen Ruf auf. Das galt insbesondere für Dr. Herman Brown, der Craigs Dozent an der Universität und sein Chefarzt während seiner Ausbildung zum Facharzt gewesen war. Die Kritik und Missbilligung von Dr. Brown verletzten Craig tief, vor allem da dieser ihm als Student so große Anerkennung gezollt hatte. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, war es Craig nicht gelungen, irgendeinen örtlichen Kollegen dazu zu bewegen, für ihn auszusagen.
    So sehr die Aussagen der Sachverständigen Craig auch erschüttert hatten, seine eigene war noch sehr viel besorgniserregender gewesen. Er hatte die Befragung sogar als die ärgerlichste und quälendste Erfahrung seines ganzen bisherigen Lebens empfunden, vor allem da Tony Fasano die Sitzung mit einer Verschleppungstaktik auf zwei zermürbende Tage ausgedehnt hatte. Randolph hatte Craigs Schwierigkeiten bis zu einem gewissen Grad vorausgesehen und versucht, ihn vorzubereiten. Er hatte Craig geraten, nach jeder Frage zu zögern, falls ein

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