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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Augenbrauen hervor ansah und die nach unten weisende Nase teilweise das tückische Grinsen auf seinen Lippen verdeckte, hielt Randolph seine Nase gerade, vielleicht einen Hauch erhöht, und betrachtete die Menschen um ihn herum mit einem Ausdruck, der von manchen als sanfte Herablassung aufgefasst werden könnte. Und im Gegensatz zu Tonys vollen Lippen, die dieser häufig mit der Zunge befeuchtete, während er sprach, bildete Randolphs Mund eine schmale, präzise, fast lippenlose Linie, und wenn er redete, war seine Zunge beinahe unsichtbar. Mit einem Wort, Randolph war der Inbegriff des erfahrenen, beherrschten Angehörigen der Bostoner Upperclass, der so genannten Brahmanen, während Tony den jugendlichen, dynamischen Spielplatzclown und Rüpel gab. Anfangs war Craig über diesen Gegensatz erfreut gewesen, doch als er nun die potenziellen Geschworenen betrachtete, fragte er sich unwillkürlich, ob Tonys Auftreten sie nicht eher ansprechen und größeren Einfluss auf sie ausüben würde. Diese neue Sorge trug noch zusätzlich zu Craigs Unbehagen bei.
    Und er hatte allen Grund, sich unbehaglich zu fühlen. Trotz Randolphs Beteuerungen lief der Fall nicht gut. Von besonderer Bedeutung war die Tatsache, dass im Kern bereits durch die in Massachusetts vorgeschriebene Kommission, die alle Fälle von Arzthaftung vorab prüfen musste, zu Gunsten des Klägers entschieden worden war, denn sie hatte nach Anhörung von Zeugen befunden, es gebe genügend ordnungsgemäß begründete Anzeichen für eine mögliche Vernachlässigung der ärztlichen Sorgfaltspflicht, um den Fall vor Gericht zuzulassen. Als Folge dieses Beschlusses brauchte der Kläger Jordan Stanhope nicht einmal eine Kaution zu hinterlegen, um den Fall trotz eines negativen Beschlusses vor Gericht verhandeln zu lassen.
    Der Tag, an dem Craig das erfahren hatte, war für ihn der schwärzeste in der ganzen Vorbereitungsphase des Prozesses gewesen, und ohne dass jemand etwas davon ahnte, hatte er zum ersten Mal in seinem Leben an Selbstmord gedacht. Natürlich hatte Randolph ihm den gleichen Seelentrost wie damals gespendet, nämlich, dass er diese unbedeutende Niederlage nicht persönlich nehmen solle. Aber wie sollte er diese Entscheidung nicht persönlich nehmen, die von einem Richter, einem Anwalt und einem Arztkollegen gefällt worden war? Das waren keine Highschool-Abbrecher oder geistig abgestumpfte Arbeiter; es waren Akademiker, und dass sie glaubten, er habe sich einen Behandlungsfehler zuschulden kommen lassen, hatte Craigs Ehrgefühl und seinem Sinn für persönliche Integrität einen tödlichen Schlag versetzt. Er hatte buchstäblich sein ganzes Leben darauf verwendet, der beste Arzt zu werden, und dass er es geschafft hatte, bewiesen nicht nur seine hervorragenden Noten an der medizinischen Fakultät und seine ausgezeichneten Beurteilungen während seiner Ausbildung zum Facharzt in einer der begehrtesten Einrichtungen des ganzen Landes, sondern auch das Angebot eines berühmten und weithin angesehenen praktischen Arztes, in seine Praxis einzusteigen. Und trotzdem bezichtigten ihn diese Akademiker einer Sorgfaltspflichtverletzung, die Anlass zu Schadenersatzansprüchen gab. Dadurch hatten sie sein gesamtes Selbstwertgefühl untergraben, und es drohte vollständig zusammenzubrechen.
    Abgesehen von der Entscheidung der Kommission hatten noch andere Ereignisse dunkle Wolken an seinem Himmel aufziehen lassen. Gleich zu Beginn, noch bevor die schriftlichen Befragungen abgeschlossen waren, hatte Randolph Craig nachdrücklich geraten, alles daranzusetzen, sich wieder mit seiner Frau Alexis zu versöhnen, sein Freizeitapartment (als das Randolph es bezeichnet hatte) in der Stadt aufzugeben und zurück ins Familienheim nach Newton zu ziehen. Randolph war überzeugt, dass Craigs relativ neuer, hedonistischer Lebensstil (wie er es nannte) bei Geschworenen nicht besonders gut ankommen würde. Gewillt, Randolphs erfahrenen Rat anzunehmen, auch wenn er sich über seine Abhängigkeit ärgerte, hatte Craig seine Empfehlungen aufs Wort befolgt. Er war erfreut und dankbar gewesen, dass Alexis bereit gewesen war, ihn wieder nach Hause zurückkehren zu lassen, auch wenn er im Gästezimmer schlafen musste, und seitdem hatte sie ihn großmütig unterstützt, was sich auch darin äußerte, dass sie in diesem Moment hinten im Zuschauerbereich saß. Einem Impuls folgend drehte Craig sich um und begegnete Alexis’ Blick. Mit ihrer weißen Bluse und der blauen Strickjacke war sie

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