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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bis ihr Blick einen Moment lang an Craig hängen blieb.
    »Mrs Richard«, drängte Tony. »Hallo! Jemand zu Hause?«
    »Das sind Buchstaben«, fauchte Marlene.
    »Oh, vielen Dank«, entgegnete Tony sarkastisch. »Ich glaube, die meisten Geschworenen haben sie als Buchstaben erkannt. Was ich wissen will, ist, was bedeuten sie? Und erlauben Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass Sie vereidigt wurden und eine Falschaussage einen Meineid bedeuten würde, der eine strenge Bestrafung nach sich zieht.«
    Marlenes Gesicht, das sich im Laufe ihrer Aussage immer stärker gerötet hatte, verfärbte sich noch dunkler. Selbst ihre Wangen schwollen an, als würde sie sich körperlich anstrengen.
    »Wenn es Ihrer Erinnerung auf die Sprünge hilft, will ich Ihnen verraten, dass später noch ausgesagt werden wird, dass Sie und Dr. Craig Bowman sich diese Aktenkennzeichnung ausgedacht haben, die in Ihrer Praxis ansonsten nicht üblich ist. Ich habe hier zwei weitere Patientenakten aus Ihrer Praxis.« Tony hielt zwei andere Mappen in die Höhe. »Die erste gehört Peter Sager, und die Nummer lautet PS eins einundzwanzig. Wir haben speziell diese Akte ausgewählt, weil der Patient die gleichen Initialen hat wie die Verstorbene, doch in ihrer Patientennummer lauten die Buchstaben PP und nicht PS.
    Meine dritte Akte wiederum gehört Katherine Baxter, und deren Nummer lautet KB zwei dreiunddreißig. Es gab noch andere Akten, und in allen Fällen stimmten die beiden ersten Buchstaben mit den Initialen des Patienten überein. Nun, wir sind uns bewusst, dass es noch ein paar weitere PPs gibt, aber es sind sehr wenige. Und deshalb frage ich Sie noch einmal: Was bedeutet PP, denn um die Initialen der Patientin handelt es sich ja offensichtlich nicht?«
    »PP bedeutet ›Problempatient‹«, fauchte Marlene trotzig.
    Tonys Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln in Richtung der Geschworenen. »Problempatient!«, wiederholte er langsam, aber mit lauter Stimme. »Was in Gottes Namen heißt das denn? Machen sie Ärger in der Praxis?«
    »Ja, sie machen Ärger in der Praxis«, spie Marlene hervor. »Es sind Hypochonder. Sie haben eine Flut von albernen Beschwerden, die sie sich ausdenken und mit denen sie dem Doktor nur Zeit stehlen, in der er sich nicht um die Leute kümmern kann, die wirklich krank sind.«
    »Und Dr. Bowman war damit einverstanden, dass Sie den Patienten diese Bezeichnung gaben.«
    »Natürlich. Er hat uns ja gesagt, wer in diese Kategorie gehörte.«
    »So, nur damit es keine Missverständnisse gibt, Patience Stanhopes Akte war eine PP-Akte, was bedeutet, dass sie eine Problempatientin war. Ist das richtig?«
    »Ja!«
    »Keine weiteren Fragen.«
    Jack beugte sich zu Alexis hinüber und flüsterte: »Das ist ein PR-Albtraum. Was hat Craig sich bloß dabei gedacht?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber solche Sachen sind nicht gerade hilfreich. Im Gegenteil, jetzt sieht die Sache noch finsterer aus.«
    Jack nickte, sagte jedoch nichts mehr. Er konnte es einfach nicht fassen, dass Craig so dumm gewesen war. Alle Ärzte hatten Patienten, die sie als »Problempatienten« bezeichneten, aber so etwas wurde niemals in der betreffenden Akte vermerkt. In jeder Praxis gab es Patienten, die gehasst oder verachtet wurden und die die Ärzte nur zu gerne loswürden, was ihnen aber oft nicht gelang. Jack erinnerte sich daran, dass er in seiner eigenen Augenarztpraxis zwei oder drei Patienten gehabt hatte, die ihm so zuwider waren, dass es ihm für den ganzen Tag die Laune verdarb, wenn er ihre Namen im Terminplan entdeckte. Er wusste, dass dies eine völlig natürliche menschliche Reaktion war, und auch als Arzt war man vor solchen Gefühlen nicht gefeit. Und doch war das ein Punkt, der, außer bei den Psychiatriestudenten, während der Ausbildung gerne unter den Teppich gekehrt wurde.
    Randolph versuchte im Kreuzverhör, den Schaden so weit wie möglich wiedergutzumachen, doch es war offensichtlich, dass ihn dieses Thema vollkommen unvorbereitet erwischt hatte. Bei dem ritualisierten Beweiserhebungsverfahren im Vorfeld einer Verhandlung waren solche Überraschungen selten. Tony trug ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau.
    »Einen Patienten als ›Problempatienten‹ zu kennzeichnen, ist nicht notwendigerweise ein Zeichen für Geringschätzung, nicht wahr, Mrs Richard?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Tatsächlich liegt der Grund dafür, einen solchen Patienten gesondert hervorzuheben, in der Absicht, ihm eher mehr Aufmerksamkeit

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