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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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gebaut hatte, nicht einmal mehr eine Mauer stehen geblieben war. Mich überkam eine tiefe Traurigkeit. Aber dann erkannte ich plötzlich die Wahrheit: Wir hatten den Krieg überstanden. In all dieser Zeit hatten wir genug zu essen gehabt. Wir waren wohlauf und wir konnten arbeiten.« Er deutete mit einem Kopfnicken zu seiner Familie, dann zu den beiden amerikanischen Soldaten, die auf der anderen Seite des Tisches saßen. »Wir haben Glück gehabt«, sagte er. 159
    Der Kampf war vorüber. Hancock war sicher, dass der Krieg nicht mehr nach La Gleize zurückkehren würde. Aber weiter im Osten, in Deutschland, da war er noch voll im Gange.

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DER NEUE MONUMENTS MAN
    Luxemburg und Westdeutschland
5. Dezember 1944 bis 24. Februar 1945
    Anfang Dezember 1944 wurde George Stout darüber informiert, dass der MFAA in der 12. US-Heeresgruppe mehrere neue Männer zugeteilt werden sollten. Dabei handelte es sich um Soldaten, die alle vorher Berufe im Kulturbereich ausgeübt hatten und den im Feld tätigen Monuments-Offizieren als Assistenten zur Seite stehen sollten. Wie üblich, würde es einige Wochen dauern, bis sie ihre formellen Marschbefehle erhalten würden, aber zumindest wusste er, dass Hilfe unterwegs war.
    Sheldon Keck, den Stout dem jüngsten Monuments-Offizier der 9. Armee, Walter »Hutch« Huchthausen, zuteilen wollte, war ein angesehener Kunstkonservator. Er diente seit 1943 als Soldat in der Armee, war aber erst vor Kurzem für den Einsatz im Kulturgüterschutz ausgewählt worden. Keck war verheiratet, hatte einen kleinen Sohn – »Keckie« war erst drei Wochen alt, als sich sein Vater zum Dienst meldete – und war genau jene Art von Profi, den sich Stout für diese Arbeit gewünscht hatte.
    Lamont Moore, ein Kurator an der National Gallery of Art in Washington, der 1941 bei der Verlegung von deren bedeutendsten Kunstwerken in das Biltmore Estate mitgewirkt hatte, sollte George Stout bei der Leitung des MFAA-Büros in der 12. Heeresgruppe behilflich sein – eine außerordentlich wichtige Aufgabe, da Stout sehr häufig an der Front unterwegs war.
    Walker Hancock sollte einen Assistenten im Offiziersrang erhalten Corporal Lehman, doch dessen Überstellung wurde von der Militärbürokratie verzögert. Vorläufig musste Hancock daher noch alleine weiterarbeiten – aber mit tatkräftiger Unterstützung durch George Stout.
    Der letzte neue Mann war zweifellos der eindrucksvollste. Gefreiter Lincoln Kirstein, 37 Jahre alt, war ein bekannter Intellektueller Schriftsteller und Impresario, der in der New Yorker Kulturszene über beste Kontakte verfügte. Der Sohn eines Selfmade-Geschäftsmanns, der es bis zum Partner des späteren Präsidenten Roosevelt gebracht hatte, hatte sich schon als junger Mann durch große Begabungen hervorgetan. Als Student in Harvard hatte er in den 1920er-Jahren die Harvard Society for Contemporary Art gegründet, einen unmittelbaren Vorläufer des Museum of Modern Art in New York City. Darüber hinaus zählte Kirstein zu den Mitbegründern einer Literaturzeitschrift mit dem Titel Hound and Horn, die sich eine so große Reputation erwarb, dass darin Originaltexte von weltberühmten Schriftstellern wie Alan Tate und E. E. Cummings veröffentlicht wurden. In einem (unter Pseudonym verfassten) Artikel von Alfred Barr, dem ersten Direktor des neuen Museum of Modern Art in New York, wurde in Hound and Horn zum ersten Mal in Amerika vor Hitlers Einstellung gegenüber der Kunst gewarnt.
    Nach seinem Studienabschluss wurde Kirstein Romanschriftsteller und Künstler. Aber er machte sich einen Namen eher als ein Förderer denn als ein Schöpfer der Kunst. Als angesehener Kritiker wurde er schon mit Anfang dreißig zu einer führenden Figur der New Yorker Kunstszene und zählte den mit Staatspreisen ausgezeichneten Dichter Archibald MacLeish zu seinen Freunden ebenso wie den Schriftsteller Christopher Isherwood, dem seine Darstellung des nationalsozialistischen Berlin, I Am a Camera, internationalen Ruhm einbringen sollte (ein Werk, das später dem Musical und Kinofilm Cabaret als Vorlage diente).
    Kirsteins wichtigster Beitrag zur Kunstwelt indes war im Stillen erfolgt und hatte sich, da gerade der Krieg begann, nur als mäßig erfolgreich erwiesen. Im Jahr 1934 hatte er den berühmten russischen Choreografen George Balanchine überredet in die USA zu emigrieren. Die beiden Männer gründeten die School of American Ballett sowie mehrere fahrende Ballett-»Karawanen« und die American Ballett Company

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