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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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welcher Preis dafür würde bezahlt werden müssen ... an Soldaten, Zivilisten Schuldigen und Unschuldigen, Alten und Jungen, ganz zu schweigen von den historischen Gebäuden, Kulturgütern und Kunstwerken. Ein Sieg auf dem Schlachtfeld war etwas anderes als ein Sieg beim Schutz des kulturellen Erbes der Menschheit, und auch die Ergebnisse würden unterschiedlich gewertet werden. Manchmal hatte Stout das Gefühl, dass er in einem ganz anderen Krieg kämpfte, einem Krieg im Krieg, einem sich rückwärts drehenden Wirbel in einem reißenden, nach unten stürzenden Strom. Was ist, wenn wir den Krieg gewinnen, dachte er, aber die letzten 500 Jahre unserer Kulturgeschichte verlieren?
    »Du fragst vielleicht, warum die Deutschen den Kampf nicht aufgeben und das Schlachten beenden«, schrieb Stout an seine Frau. »Du weißt, ich habe diese Nation nie auf einen Sockel gestellt und meine geringe Wertschätzung für dieses Land sinkt noch weiter, je länger dieser Krieg andauert. Ich halte die Deutschen an der Spitze für unreif, gemein und hinterhältig, und jene unten für unreif und unglaublich dumm. Sie hätten durch eine Kapitulation nichts zu gewinnen, meinen sie in ihrer blödsinnigen Einstellung, aber indem sie weiterkämpfen, könnten sie sich die Illusion militärischer Größe bewahren.« 169 Aber dennoch tat George Stout alles, um auch die deutsche Kultur zu schützen.
    Er schaute auf seine Uhr. Es war schon nach Mittag, die Kantine würde geschlossen sein. Wieder einmal. Sein Magen knurrte. Sorgfältig rollte er seine Deutschlandkarte zusammen, schob sie in ihre Röhre und legte sie zurück ins Regal. Dann zog er die braune Schachtel in die Mitte des Tisches. Sie war ein Artefakt aus einer anderen Welt, eine Verbindung zu seinem alten Leben. Er betrachtete sie liebevoll. Schließlich entfernte er das Band und öffnete die Schachtel. Darinnen fand er, inmitten von verpackten Geschenken, einen Früchtekuchen. Er dachte an seine Küche zu Hause und an seine Frau, wie sie sich über die Rührschüssel beugte, und an seine Söhne – den einen, der sich noch an Mutters Schürzenzipfel klammerte, und den anderen, der vor Kurzem von der Marine eingezogen worden war. Er glaubte an Pflicht und Ehre, aber wie alle anderen hatte er Heimweh. Er zog seinen Dolch heraus und schnitt sorgfältig eine Scheibe von seinem Früchtekuchen ab. Der Kuchen war immer noch gut, feucht und schmeckte köstlich. Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Welt während der Lebenszeit eines Kuchens verändern kann, dachte er.
    An diesem Abend griff George Stout wieder, wie schon so oft nach einem langen Tag, zu seinem Füller. 170
    Liebe Margie,
es ist halb acht, und ich bin für heute mit meiner Arbeit fertig, bis auf einen Telefonanruf, den ich noch erwarte. Und in der Zwischenzeit will ich dir mit großer Freude berichten, dass mich heute Nachmittag deine beiden Weihnachtspäckchen erreicht haben. Sie waren ein wenig zerbeult ... aber ich habe mich sehr darüber gefreut. Der Kuchen war völlig unversehrt und ist jetzt schon zum größten Teil gegessen. Die Geschenke sind sehr schön. Die Socken kann ich gut brauchen, auch alles andere gefällt mir sehr. Berthas Taschentuch hat mich fast zu Tränen gerührt, und all die wundervollen Schleifen und Verpackungen. Die Weihnachtskerze ist ein kleines Meisterwerk. Das sind alles wunderbare Sachen, die man hier kaum bekommt ...
    Es gibt noch viel zu tun. Im Augenblick stehen wir etwas unter Druck, aber wir werden es schon schaffen. Wenn wir methodisch vorgehen, werden wir alles in den Griff kriegen. Und ich kann mich immer damit trösten, dass man hier mit den Notwendigkeiten der Situation zurechtkommen muss und nicht mit den Launen irgendwelcher Narren. Letzteres hat mich am Fogg immer wieder geärgert. Ich möchte gern wissen, wie es weitergehen wird.
    Danke, mein Schatz
    In Liebe
    George

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KUNST IN BEWEGUNG
    Görings Landsitz Carinhall
13. März 1945
    Nachdem die Rote Armee den Deutschen das besetzte Polen entrissen hatte, überschritt sie am 8. Februar 1945 die Oder. Einige Tage vorher hatte mit mehreren Bussen und Lastwagen die Ausräumung von Carinhall begonnen, des repräsentativen Anwesens von Hermann Göring in der Schorfheide nordöstlich von Berlin in dem der Reichsmarschall auch seine private Kunstsammlung untergebracht hatte. Im nahe gelegenen Bahnhof wurden die abtransportierten Objekte in die beiden Privatzüge Görings verladen, die noch um weitere elf Waggons ergänzt wurden. Die

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