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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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das Verzeichnis der deutschen Kunstdepots entdeckt hatte, in eine Sammelstelle für die Kunstwerke umgewandelt, die im Zuständigkeitsbereich der 9. US-Armee gefunden wurden. Nun strömten Kunstobjekte nicht nur aus dem Feld, sondern auch aus Verstecken hierher, in denen deutsche Privatleute ihre wertvollen Stücke vor dem Zugriff der Regierung in Sicherheit gebracht hatten. Bei einem seiner letzten Besuche hatte Stout im Suermondt-Museum mehr Altarbilder gesehen als er sich im gesamten Rheinland hatte vorstellen können. Und auch wenn die Monuments Men damit nichts zu tun hatten, wurden die Bilder alle inspiziert, repariert und dann ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben.
    Stouts Hauptaugenmerk galt momentan jedoch der 1. US-Armee, wo er im Dezember durch seinen Kollegen Walker Hancock als Leiter des Kulturgüterschutzes abgelöst worden war. Die 1. Armee kämpfte sich durch die Wälder in Westdeutschland zum Rheinland vor, der dicht bevölkerten Region am Rhein, in der einige der bedeutendsten Kulturzentren Deutschlands lagen. Stout rollte seine große Karte mit den Frontverläufen zusammen und griff zu seiner Rheinlandkarte. Alle paar Tage brachte er die Eintragungen auf den neuesten Stand, sodass die Karte mittlerweile voll war mit Kreisen und Dreiecken, die jeweils die vermutete Lage eines deutschen Unterbringungsortes für Kunstwerke anzeigten. Alle befanden sich auf der deutschen Seite der Front, viele lagen aber auch verführerisch nahe jenseits des Flusses. Er wusste, dass die Deutschen die Kunstwerke vielleicht weiter nach Osten zu schaffen versuchen würden, wenn die Alliierten weiter vorrückten, was sie auch vor dem Fall von Metz und von Aachen getan hatten. Doch der Abtransport derartiger Mengen an Material erforderte Lastwagen, Treibstoff und Männer, alles Dinge, welche die Deutschen zu vergeuden sich nicht erlauben konnten. Er glaubte oder hoffte daher, dass sich die Objekte weiterhin hier befanden, auf dieser Seite des Rheins.
    Stout fuhr mit dem Finger nach Süden zu der großen Stadt Köln. Sie war das nächste Ziel der 1. Armee, am Rhein entlang zum großen Dreieck bei Bonn. Köln war der letzte bekannte Wohnort von Franz Graf Wolff-Metternich, des ehemaligen Leiters des Kunstschutzes in Paris und jetzigen Konservators im Rheinland. Wolff-Metternich war vermutlich der bestinformierte deutschen Kunstbeamte, und wenn man Berichten aus Paris Glauben schenken konnte, auch jener, der am ehesten zur Kooperation mit den Alliierten bereit war.
    Aber Stouts Finger blieb nicht bei Bonn stehen, genauso wie er nie nur an den nächsten Schritt dachte, sondern immer auch gleich an den übernächsten und den überübernächsten. Jenseits des Rheins, nur ein paar Zentimeter östlich, lag Siegen.
    Er klopfte zweimal auf den Ort. Siegen. Diese Stadt tauchte immer wieder auf. In Aachen, in Metz und in anderen deutschen Quellen. Stout war überzeugt, dass sich dort ein Kunstdepot befand wahrscheinlich sogar ein größeres. Es musste so sein. In allen befreiten Gebieten, von der Küste der Bretagne bis zum deutschen Kernland, wurden Kunstobjekte vermisst. Und zwar nicht nur irgendwelche Objekte, sondern Werke von unsterblichen Künstlern – von Michelangelo, Raphael, Rembrandt, Vermeer. Sie waren verschwunden, aber irgendwo mussten sie stecken.
    Dann gab es noch die kirchlichen Schätze, Altäre, Thorarollen, Kirchenglocken, Buntglasfenster, Schmuck, Archive, Tapisserien historische Objekte, Bücher. Sogar Amsterdamer Straßenbahnwagen, hieß es, seien gestohlen worden. Die Vielfalt der geraubten Gegenstände wurde nur durch ihre Menge übertroffen. Fünf Jahre waren eine lange Zeit, um Raubzüge durchzuführen, und an diesen Aktionen waren Tausende Leute beteiligt gewesen: Kunstsachverständige, Wächter, Verpacker und Techniker. Tausende Züge und Zehntausende Liter Treibstoff waren benötigt worden. Waren insgesamt vielleicht eine Million Objekte geraubt worden? Das erschien unmöglich, aber Stout gelangte allmählich zu der Annahme, dass die Nazis das tatsächlich getan hatten. Ihre Raubgier war unersättlich gewesen, und sie waren bekannt für ihre Effizienz, ihre Wirtschaftlichkeit und ihre Grausamkeit.
    Doch trotz ihres Eifers gingen die Nationalsozialisten nicht besonders sorgsam mit den Kunstwerken um, soweit er bisher gesehen hatte. In Westeuropa waren die von ihnen eingerichteten Unterbringungsorte saubere, gut beleuchtete Lagerstätten gewesen, die auf Karten verzeichnet und viele Jahre vorher,

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