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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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teilweise schon vor hundert Jahren, eingerichtet worden waren. Die Briten brauchten ein ganzes Jahr, um ihre große unterirdische Lagerstätte im Steinbruch Manod in Wales umzubauen. Die deutschen Kunstverantwortlichen, die Stout in Metz verhört hatte, hatten behauptet, sie hätten mit der Einrichtung ihrer Depots erst 1944 begonnen. Die meisten der geraubten Objekte, die von den Alliierten aufgespürt wurden, waren schlicht in Kellern aufgestapelt worden, wo einige vergilbten und andere Schimmel ansetzten. Die Leinwände mancher Gemälde waren durchstochen oder angerissen. Verschiedene Objekte wurden unsachgemäß oder überhaupt nicht verpackt. Die Dringlichkeit hatte anscheinend immer Planung und Sorgfalt verdrängt.
    Was hatte Walker Hancock während ihrer gemeinsamen Fahrten immer gesagt? Die Deutschen waren wunderbar diszipliniert und korrekt, solange sie die Oberhand hatten – und hatten zu wüten begonnen, als klar wurde, dass ihr Aufenthalt zu Ende ging.
    Wenn die Deutschen nun Kunstwerke absichtlich beschädigt hatten? Oder sie vernichtet hatten, um die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen? Wenn sich skrupellose Nazibanden oder gewöhnliche Kriminelle wertvolle Stücke angeeignet hatten? Schließlich wurden Kunstwerke im Krieg häufig als Tauschmittel für Essen, sicheres Geleit oder sogar für ein Menschenleben eingesetzt. Dies hatte besonders während des Aufstiegs der Nationalsozialisten gegolten.
    Und wenn die Nazis versucht hatten, sie woandershin zu verlegen? Gemälde konnten von alliierten Kampfpiloten zerstört werden, die eine deutsche Lastwagenkolonne unter Beschuss nahmen und hinterher feststellen mussten, dass diese eine Skulptur von Michelangelo und keine deutschen Soldaten transportierte. Und wenn die Lastwagen auf Minen fuhren? Oder von einem Bombenhagel überrascht wurden? Die Russen trieben mit zwei Millionen Soldaten ihren Vormarsch an der Ostfront voran. Wer konnte garantieren, dass nicht sie als Erste auf die Kunstwerke stoßen würden?
    Stout dachte an seinen alten Partner, Geschwaderführer Dixon-Spain, der aus der MFAA ausgeschieden war, ihm aber eine wichtige Weisheit mitgegeben hatte: »Im Krieg gibt es niemals einen Grund, etwas zu überstürzen.« 168 Doch nach Köln würden sich die Monuments Men tatsächlich in einem Wettlauf befinden: einem Wettlauf gegen Hitler, gegen die rücksichtslosen Elemente der Nazi-Partei und gegen die Rote Armee. Sie würden versucht sein loszulaufen, aber sie mussten vorbereitet sein. Etwas einmal zu tun und es richtig zu machen war besser, als es hastig zu erledigen und dann noch einmal machen zu müssen. Das war eine Lektion, die George Stout im Laufe der Jahre gelernt hatte.
    Er legte seine Karte beiseite und wandte sich wieder seiner Schreibarbeit zu. Sein Monatsbericht an die Armee war vor zwei Tagen verschickt worden. Sein monatlicher Bericht an die Marine war kurz danach gefolgt. Der Bericht über seine jüngste Inspektionsreise war vor ein paar Tagen fertiggestellt worden, unterschrieben und abgelegt. Er hatte die Feldberichte für Februar von Lesley, Posey, Hancock und Hutch gelesen und dann die Objekte auf den Listen zusammengezählt. In der besetzten Zone gab es gegenwärtig 366 unter dem Schutz der MFAA stehende Kulturgüter, aber davon waren erst 253 inspiziert worden.
    Fast 400 Stätten, und das war alles westlich des Rheins. Sobald die 12. US-Heeresgruppe auf die andere Rheinseite übergesetzt hatte, konnte sich die Front ohne Weiteres auf ein Gebiet von mehr als 1500 Quadratkilometern ausdehnen, und er hatte nur neun Kulturgüterschutzoffiziere, um diesen Bereich abzudecken. Zumindest waren ihnen jetzt vier Soldaten als Helfer zugeteilt worden. Anscheinend teilte das SHAEF die Auffassung von Dixon-Spain: Es gab niemals einen Grund, etwas zu überstürzen.
    Stout hatte zum Glück noch immer seinen zuverlässigen Volkswagen; die meisten übrigen Monuments Men verfügten dagegen noch immer über keine eigenen Fahrzeuge. Sie mussten sich mit den Kameras begnügen, die gerade vom Hauptquartier geliefert worden waren. Immerhin hatten sie diesmal auch Filme erhalten. Die Kameras waren französische Gebrauchtgeräte, aber sie erfüllten ihren Zweck.
    Diese verdammten Deutschen. Warum kämpften sie denn immer noch weiter? Der Krieg war entschieden worden, als die westlichen Alliierten die Ardennenoffensive zurückgeschlagen hatten. Jeder wusste das. Die Frage lautete nicht mehr, ob die Alliierten gewinnen würden, sondern wann – und

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