Monuments Men
Aufgeben kam nicht infrage, aber auch zur Selbstgefälligkeit bestand kein Grund. In den folgenden zwei Tagen, die von nervösen Diskussionen geprägt waren, sprachen die Museumsdirektoren über die praktischen und strategischen Schwierigkeiten eines Museumsbetriebs in Kriegszeiten: Sollten sie im Falle von Luftangriffen ihre Türen für Schutz suchende Passanten öffnen? Sollten die wertvollsten Werke dauerhaft ausgelagert und in Sicherheit gebracht und durch weniger bedeutende ersetzt werden? Sollten weiterhin Sonderveranstaltungen und Ausstellungen stattfinden, auch wenn dadurch eine größere Zahl von Besuchern angezogen wurde, als man problemlos evakuieren konnte? Sollten Objekte aus den Küstenstädten in Museen im Landesinneren gebracht werden, die weniger gefährdet waren? Wie sollte man sich gegen Brandbomben wappnen? Gegen Stromausfälle? Gegen das Zersplittern von Glasscheiben?
Die Abschlussresolution, die Paul Sachs am nächsten Tag vorlegte, war ein Ruf zu den Waffen 12 :
Wenn unsere Museen und Kunstgalerien der Gesellschaft in Friedenszeiten lieb und teuer sind, dann gilt dies umso mehr im Krieg. Denn wenn das Belanglose und das Triviale nicht mehr zählen und wir unsere wichtigsten und grundlegendsten Werte zu schützen haben ..., dann müssen wir zu unserer Verteidigung alle unsere geistigen und moralischen Kräfte aufbieten. Wir müssen eifersüchtig wachen über alles, was uns aus unserer langen Vergangenheit überliefert worden ist, über alles, was wir in der schwierigen Gegenwart erschaffen können, und über alles, was wir in der näheren Zukunft zu erhalten entschlossen sind.
Kunst ist der unzerstörbare und dynamische Ausdruck dieser Ziele. Sie ist und sie war immer der sichtbare Beweis für das Handeln freier Geister ... Daher stellen wir fest:
1. Dass die amerikanischen Museen ihr Möglichstes tun werden, um den Menschen dieses Landes in der gegenwärtigen Krise zu dienen.
2. Dass sie ihre Tore offen halten werden für alle, die geistige Erbauung suchen.
3. Dass sie, gestützt auf die fortdauernde finanzielle Unterstützung ihrer Gemeinschaften, ihr Betätigungsfeld ausweiten und die Vielfalt ihrer Werke verbreitern werden.
4. Dass sie als Quelle der Inspiration wirken und die Vergangenheit erhellen und die Zukunft beleben werden; dass sie den Kampfgeist stärken werden, von dem der Sieg abhängt.
Doch trotz dieser hochtrabenden Worte setzten die meisten Museen an der Ostküste ihre Vorbereitungen auf den Krieg fort. Das Metropolitan schloss still und leise seine wichtigen Galerien und ersetzte die Mitarbeiter der Kuratoren durch Feuerwehrleute. An Silvester, bei Nacht und Nebel, ließ die National Gallery 75 ihrer bedeutendsten Werke verladen und heimlich aus Washington abtransportieren. Als das Museum im neuen Jahr das erste Mal öffnete, hingen weniger Gemälde an ihren Plätzen. Am 12. Januar kamen die Meisterwerke in Biltmore an, dem großen Landgut der Vanderbilts in den Bergen von Nordkalifornien, wo sie bis 1944 versteckt blieben.
Doch bei diesem Dezembertreffen beschäftigte man sich nicht nur mit Auslagerungen. Paul Sachs und sein pfiffiger Konservator George Stout nutzten die Gelegenheit und luden die Direktoren zu einer Reihe von Seminaren über Museumssicherheit an das Fogg ein. Dutzende Museumsleute sollten in den kommenden Monaten von Stout, der seit Jahren engen Kontakt zu Konservatoren in Europa pflegte, im Hinblick auf die Schwierigkeiten unterwiesen werden, mit denen sie künftig zu kämpfen haben würden. Stout informierte sie über Schimmel und Pilze, über die Vorzüge von Maschendraht und über Schäden durch Hitze. Er erläuterte, warum Bomben Fenster herausrissen und wie man Bilder am besten in Kisten verpackte, um Beschädigungen durch umherfliegende Glassplitter zu vermeiden. Für das Dezembertreffen am Met hatte er ein Informationsblatt über den Umgang mit den Auswirkungen von Bombenangriffen erstellt. Im Frühjahr 1942 erweiterte er dieses Infoblatt zu einem Artikel in seiner monatlichen Fachzeitschrift Technical Issues, in dem erstmals systematisch die Probleme der Erhaltung von Kunstwerken in Kriegszeiten behandelt wurden.
Zugleich drängte Stout auf ein konzertiertes, landesweites Vorgehen. Er erläuterte die Probleme bei der Sicherung von Kunstwerken im Krieg in einem Infoblatt, das er Francis Henry Taylor schickte, dem Mann, der das Treffen im Dezember 1941 organisiert hatte. Die amerikanischen Museen, erklärte er darin, seien nicht darauf
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