Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
Vom Netzwerk:
haben). In diesem Pamphlet wurden geraubte Kunstwerke, zerschlagene Statuen und beschmierte Wände im Museum von Kyrene gezeigt – Zerstörungen, die angeblich von den britischen und australischen Soldaten angerichtet worden waren, wie die Italiener behaupteten. Erst nach der erneuten Einnahme von Kyrene, knapp 650 Kilometer östlich von Leptis Magna, fanden die Briten heraus, dass die Beschuldigungen der Italiener falsch gewesen waren. Die Statuen waren schon seit Jahrhunderten zerbrochen, die Podeste waren leer, weil die Italiener die Statuen entfernt hatten; die Wandschmierereien befanden sich nicht an den Wänden der Museumsgalerien, sondern in einem hinteren Raum, der voll war mit ähnlichen Schmierereien der italienischen Soldaten.
    Doch das britische Kriegsministerium kam nur mit einem blauen Auge davon: Fast zwei Jahre lang mussten sich die Briten gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, die sie weder einräumen noch entkräften konnten. Sie verfügten in Nordafrika über keine Archäologen, und niemand hatte die Stätte untersucht, als sie sich in britischer Hand befand. Tatsächlich hatte in der britischen Armee niemand die historische und kulturelle Bedeutung von Kyrene und damit auch seine Propagandatauglichkeit erkannt.
    Jetzt stand Wheeler in der Mitte von Leptis Magna und beobachtete erstaunt, wie die Briten denselben Fehler abermals begingen. Links von ihm ratterten Lastwagen über die alten römischen Pflastersteine. Rechts kletterten Soldaten auf den verfallenen Mauern umher. Ein arabischer Wachmann, so bemerkte Wheeler, konnte nur mit den Armen wedeln, als ein Panzer an ihm vorbei in den Tempel fuhr. Der Geschützführer steckte den Kopf heraus und begann zu winken. Einer seiner Kameraden machte ein Foto. Ein fantastischer Tag in Nordafrika. Ich wünschte, Mama, du könntest hier sein. Hatte die britische Armee aus dem Debakel in der Cyrenaika nichts gelernt? Wenn sie so weitermachte, würde sie den Italiener wirklich einen Grund liefern, ihr alles Mögliche anzuhängen.
    »Können wir denn nichts dagegen unternehmen, Sir?«, fragte Wheeler den stellvertretenden Civil Affairs Officer (CAO). Vertreter des Spezialstabs Civil Affairs wurden in besetzte Gebiete geschickt, wenn die Kämpfe abgeklungen waren. Sie sollten den Frieden sichern, auch wenn die Front vielleicht nur ein paar Kilometer entfernt war.
    Der Offizier zuckte mit den Schultern. »Soldaten sind eben Soldaten«, meinte er.
    »Aber das hier ist Leptis Magna«, protestierte Wheeler. »Die berühmte Stadt des römischen Kaisers Lucius Septimius Severus. Die besterhaltenen römischen Ruinen in Nordafrika.«
    Der Mann schaute ihn nur an. »Noch nie davon gehört«, brummte er.
    Wheeler schüttelte den Kopf. Alle Offiziere hatten Informationen über die Cyrenaika erhalten. Aber ein CAO der britischen Nordafrikaarmee hatte noch nie etwas von Leptis Magna gehört, obwohl die Armee mit hoher Wahrscheinlichkeit dort würde kämpfen müssen. Wie konnte das sein? Weil man ihr noch nicht den Vorwurf gemacht hatte, die historische Stätte geschändet zu haben? War es typisch für diesen Krieg, dass man Fehler immer erst dann erkannte, wenn man sie begangen hatte?
    »Sind die wichtig?«, fragte der Offizier.
    »Was meinen Sie?«
    »Diese verfallenen Bauten.«
    »Das sind Überreste des Altertums, Sir. Und sie sind tatsächlich wichtig.«
    »Warum?«
    »Sie sind unersetzlich. Sie sind Geschichte. Sie ... Es ist unsere Pflicht als Soldaten, sie zu schützen, Sir. Wenn wir das nicht tun, wird es der Feind gegen uns verwenden.«
    »Sind Sie Historiker, Leutnant?«
    »Ich bin Archäologe. Direktor des London Museum.« 28
    Der Civil-Affairs-Offizier nickte. »Dann unternehmen Sie etwas dagegen, Herr Museumsdirektor.«
    Als Wheeler erkannte, dass der CAO seine Bemerkung ernst gemeint hatte, wurde er aktiv. Zufällig erfuhr er, dass ein anderer Archäologe vom London Museum, Oberstleutnant John Bryan Ward-Perkins, in einer Einheit in der Nähe von Leptis Magna als Artilleriehauptmann eingesetzt war. Mit Unterstützung des CAO leiteten die beiden Männer den Verkehr um, fotografierten den Schaden, stellten Wachen auf und leiteten Reparaturmaßnahmen in der Ruinenstadt in die Wege. Damit sind die Soldaten wenigstens beschäftigt, sagten sie sich.
    In London wurden ihre Berichte mit Verwunderung aufgenommen. Leptis Magna? Schutzmaßnahmen? »Schicken Sie die Berichte an Woolley«, sagte schließlich jemand. »Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Woolley war Sir Charles

Weitere Kostenlose Bücher