Monuments Men
entschieden:
Maßgebend für den Besitzstand sind die Verhältnisse vor dem Kriege, in Frankreich vor der Kriegserklärung am 1.9.1939.
Nach diesem Stichtag vollzogene Übereignungen [sic] an den französischen Staat oder dergleichen sind gegenstandslos und rechtsunwirksam (z. B. polnische und slowakische Bibliothek in Paris, Bestände des Palais Rothschild oder sonstiger herrenloser jüdischer Besitz). Vorbehalte bezgl. der Durchsuchung, Beschlagnahme und des Abtransportes nach Deutschland auf Grund solcher Einwände werden nicht anerkannt. Reichsleiter Rosenberg, bezw. sein Vertreter, Reichshauptstellenleiter Ebert, hat hinsichtlich des Zugriffsrechtes eindeutige Weisungen vom Führer persönlich; er ist ermächtigt, die ihm wertvoll erscheinenden Kulturgüter nach Deutschland abzutransportieren und hier sicherzustellen. Über ihre Verwendung hat der Führer sich die Entscheidung vorbehalten.
Es wird gebeten, die in Frage kommenden Militärbefehlshaber, bezw. Dienststellen entsprechend anzuweisen.
gez. Keitel 15
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LEPTIS MAGNA
Nordafrika
Januar 1943
Während die Amerikaner noch mit ihren Sorgen beschäftigt waren und Pläne entwickelten, befanden sich die Briten schon in kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Achsenmächten. In Europa bestand die alliierte Kriegsmaschine hauptsächlich aus Saboteuren, die im Untergrund tätig waren, und aus Kampfpiloten, die der deutschen Luftwaffe über dem Ärmelkanal Paroli boten. In der Sowjetunion führte die Rote Armee einen Abwehrkampf gegen die vorrückende Wehrmacht; im Mittelmeerraum dagegen wogte der Kampf hin und her in der großen nordafrikanischen Wüste. Die Briten saßen in Ägypten; eine vereinte italienisch-deutsche Streitmacht hielt Libyen und Algerien. Zwei Jahre lang, beginnend mit einem italienischen Angriff auf Ägypten 1940, wurde in der Wüste gekämpft. Erst im Oktober 1942 erzielten die Briten nach der Niederlage der deutschen und italienischen Truppen in der zweiten Schlacht von El Alamein den entscheidenden Durchbruch und begannen auf Tripolis vorzurücken, die libysche Hauptstadt.
Im Januar 1943 erreichten sie Leptis Magna, die Überreste einer römischen Stadt rund 100 Kilometer östlich von Tripolis. Hier erblickte Oberstleutnant Sir Robert Eric Mortimer Wheeler von der Royal Artillery der britischen Nordafrikaarmee erstmals die majestätische Kapitale von Lucius Septimius Severus: die eindrucksvolle Eingangstür der Basilika, die unzähligen Säulen, die den alten Marktplatz säumten, das riesige abfallende Amphitheater mit dem leuchtend blauen Wasser des Mittelmeers im Hintergrund. Auf dem Höhepunkt seiner Macht im 3. Jahrhundert n. Chr. – als Kaiser Severus seine Heimatstadt überreichlich mit Geld ausgestattet hatte, um sie zur kulturellen und wirtschaftlichen Hauptstadt Afrikas zu machen – war Leptis Magna eine Hafenstadt gewesen, doch im Laufe der vergangenen 17 Jahrhunderte war der Hafen versandet und zu einem harten Lehmbecken geworden, einem trostlosen, leeren Ort.
Hier, dachte Mortimer Wheeler, ist Macht. Und es gemahnt uns an unsere eigene Sterblichkeit.
Die Stadt war verfallen, heruntergekommen und wieder von der Sahara in Besitz genommen worden, die in den vergangenen zweitausend Jahren immer weiter an sie herangerückt war. Die meisten Säulen und Steine waren stumpf, spiegelten die Farbe des rötlichen Sandes, doch inmitten der Ruinen konnte Wheeler ein paar leuchtend weiße Bauten ausmachen, einige der vielen »Verbesserungen«, die von den Italienern im vergangenen Jahrzehnt gemacht worden waren. »Ein neues Reich erwächst aus den Ruinen des alten«, erklärte Mussolini den Italienern unentwegt. »Wir erbauen ein neues Römisches Reich.« Wheeler nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche und hielt am Himmel nach feindlichen Flugzeugen Ausschau. Nichts, nicht einmal eine Wolke. Zum zweiten Mal hatten die Italiener diesen Eckpfeiler ihres »Reiches« kampflos aufgegeben.
Das erste Mal war dies 1940 geschehen, als 36 000 britische und australische Soldaten den Vorstoß der 200 000 Mann starken 10. italienischen Armee nach Ägypten zurückschlugen.
Die Briten verloren 1941 die Ruinen, als die Italiener, verstärkt durch deutsche Truppen und unter dem Befehl des deutschen Generals Erwin Rommel, sie nach Ägypten zurückdrängten. Kurze Zeit später veröffentlichten die Italiener eine große Propagandaschrift unter dem Titel Che cosa hanno fatto gli Inglesi in Cirenaica (Was die Engländer in der Cyrenaika getan
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