Monuments Men
Junge: »Fräulein, ich brauche Sie jetzt sofort. Bringen Sie Ihren Stenografieblock und einen Schreibstift mit. Ich möchte Ihnen meinen Letzten Willen diktieren.«
Mein privates Testament. 257
Da ich in den Jahren des Kampfes glaubte, es nicht verantworten zu können, eine Ehe zu gründen, habe ich mich nunmehr vor Beendigung dieser irdischen Laufbahn entschlossen, jenes Mädchen zur Frau zu nehmen, das nach langen Jahren treuer Freundschaft aus freiem Willen in die schon fast belagerte Stadt hereinkam, um ihr Schicksal mit dem meinen zu teilen. Sie geht auf ihren Wunsch als meine Gattin mit mir in den Tod. Er wird uns das ersetzen, was meine Arbeit im Dienst meines Volkes uns beiden raubte.
Was ich besitze, gehört – soweit es überhaupt von Wert ist – der Partei. Sollte diese nicht mehr existieren, dem Staat, sollte auch der Staat vernichtet werden, ist eine weitere Entscheidung von mir nicht mehr notwendig.
Ich habe meine Gemälde in den von mir im Laufe der Jahre angekauften Sammlungen niemals für private Zwecke, sondern stets nur für den Ausbau einer Galerie in meiner Heimatstadt Linz a. d. Donau gesammelt.
Dass dieses Vermächtnis vollzogen wird, wäre mein herzlichster Wunsch.
Zum Testamentsvollstrecker ernenne ich meinen treuesten Parteigenossen Martin Bormann.
Er ist berechtigt, alle Entscheidungen endgültig und rechtsgültig zu treffen. Es ist ihm gestattet, alles das, was persönlichen Erinnerungswert besitzt, oder zur Erhaltung eines kleinen bürgerlichen Lebens notwendig ist, meinen Geschwistern abzutrennen, ebenso vor allem der Mutter meiner Frau und meinen, ihm genau bekannten treuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, an der Spitze meinen alten Sekretären, Sekretärinnen, Frau Winter, usw., die mich jahrelang durch ihre Arbeit unterstützten.
Ich selbst und meine Gattin wählen, um der Schande des Absetzens oder der Kapitulation zu entgehen, den Tod. Es ist unser Wille, sofort an der Stelle verbrannt zu werden, an der ich den größten Teil meiner täglichen Arbeit im Laufe eines zwölfjährigen Dienstes an meinem Volke geleistet habe.
Gegeben zu Berlin, den 29. April 1945, 4.00 Uhr
Adolf Hitler
als Zeugen: als Zeuge:
Martin Bormann, Nicolaus von Below
Dr. Goebbels
Dass er seine Angehörigen und seine engsten Mitarbeiter als Erben bedachte, entsprang praktischen Überlegungen. Er wusste, dass die Partei dem Untergang geweiht war. Seine frisch angetraute Gemahlin Eva Braun war schlicht »jenes Mädchen«, das sich in wenigen Stunden an seiner Seite durch Gift umbringen würde. Alles, wofür er gearbeitet hatte, war verschwunden, zerstört, aber auch einer der wahnsinnigsten politischen Führer des 20. Jahrhunderts sah am Ende seines Lebens noch die Chance, etwas zu hinterlassen: die Fertigstellung eines Museums in Linz, seines Museums in Linz, gefüllt auch mit geraubten Kunstschätzen aus allen Teilen Europas.
Am folgenden Tag, ein paar Stunden nach Hitlers Tod, verließen drei Motorradkuriere den Führerbunker, von denen jeder ein Original von Hitlers Testament bei sich hatte. 258 Sie fuhren in unterschiedliche Richtungen, aber jeder hatte ein Ziel: sicherzustellen dass der letzte Wille des verstorbenen Führers der NSDAP die vollständige Zerstörung überdauerte, die er seinem Volk, seinem Land und der Welt gewünscht hatte.
Aber dennoch waren in diesem Augenblick Hitlers Getreue – einige aufgrund von Verwirrung und fehlgeleiteter Loyalität, andere aus Eigeninteresse oder aus Angst, einige auch, weil sie fest daran glaubten, dass der Mann, der ihnen befohlen hatte, Millionen Menschen auszulöschen und ganze Städte zu zerstören, nie von ihnen verlangen würde, etwas zu retten, insbesondere etwas so Dekadentes und Bedeutungsloses wie Kunst – damit beschäftigt seine Wünsche zu durchkreuzen und die Kunstsammlung, die er so hoch schätzte, zu vernichten.
Nirgendwo war dies augenfälliger als im österreichischen Salzkammergut, wo Gauleiter Eigruber »stur wie die Böcke« daran festhielt, die Saline in Altaussee vollständig zu zerstören. Zudem hatte er mittlerweile herausgefunden, dass Pöchmüller seinen Plan zu sabotieren versuchte. Sein Adjutant, Gauinspektor Glinz, hatte mitgehört, wie Bergrat Högler, der Betriebsleiter des Bergwerks, am Telefon davon sprach, dass er den Lastwagen der Saline für den Abtransport der »bewussten Kisten« benötige, der Kisten mit den Bomben des Gauleiters. Die Kisten hätten an Ort und Stelle zu bleiben, sagte Glinz zu Högler und
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