Monuments Men
würden.
TEIL II
NORDWESTEUROPA
Brief von James Rorimer an seine Frau Katherine, 6. Juni 1944 48
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Meine Lieben,
uns wurde mitgeteilt, dass heute die Invasion Europas mit massiven Landungskräften angelaufen ist. In der Morgenzeitung habe ich mit Erleichterung gelesen, dass Rom verschont blieb. Jetzt denke ich an die Kampftruppen und an die Aufgabe, die vor ihnen liegt. Wir Älteren möchten einerseits unseren Beitrag dazu leisten, der Tyrannei den Todesstoß zu versetzen, auf der anderen Seite denken wir an unsere Familien zu Hause und an die Verpflichtungen, die wir als Ehemänner, Väter, Söhne und Mitglieder der Gesellschaft in Friedenszeiten eingegangen sind.
Mein Status hat sich kaum verändert. Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringen wird. Ich hoffe, dass ich mich nützlich machen kann. Ich glaube, dass ich aufgrund meines niedrigen Ranges wohl nur schwerlich einen wichtigen Auftrag erhalten werde. Kenntnisse über Europa und die Europäer, die Fähigkeit, mit Menschen Freundschaften aufzubauen und zu pflegen, ein Gespür für echte Werte, eine erfolgreiche Karriere – nichts von alldem, einschließlich des Wunsches, sich nützlich zu machen, was man auch als Dienst an der Menschheit bezeichnet – scheint hier ausschlaggebend zu sein. Ich gehe davon aus, dass ich weiterhin als Offizier für Monuments and Fine Arts arbeiten werde – aber es ist noch nicht ersichtlich, wie diese Arbeit aussehen wird.
In Liebe
Jim
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DIE LANDUNG AM D-DAY
Normandie
Juni bis August 1944
Der Beschuss von Omaha Beach durch Kriegsschiffe vor der Küste begann um 5.37 Uhr am Morgen des 6. Juni 1944. Bei Tagesanbruch setzte das Luftbombardement ein. Die erste Welle der alliierten Landungstruppen ging in der »H-Hour«, um 6.30 Uhr, an Omaha Beach an Land. Die Soldaten erkannten schnell, dass das Bombardement bislang wenig bewirkt hatte. Da dichter Nebel herrschte und die Bomberpiloten fürchteten, sie könnten versehentlich die eigenen Truppentransporter treffen, hatten sie ihre Bombenfracht viel zu weit im Landesinneren abgeworfen, weshalb die deutschen Verteidigungsanlagen weitgehend unversehrt blieben. Die östlichsten und westlichsten amerikanischen Einheiten an Omaha Beach erlitten schwere Verluste, bis sie sich schließlich halbwegs am Strand festsetzen konnten. Die Soldaten der zweiten Welle, die eine halbe Stunde später an Land gingen, stießen zu den Überlebenden, die auf einer kleinen Sandbank ausharrten, die sich aus dem Wasser erhob. Auch sie kamen zunächst nicht weiter, ihre Ausrüstung blieb auf dem überfüllten Strand zurück, und ihre Verwundeten ertranken in der steigenden Flut. Nach sechsstündigem Gefecht hielten die Amerikaner erst einen gefährlich kleinen Strandabschnitt. Die Flut verkleinerte ihren Brückenkopf fast so schnell, wie sie ihn sichern konnten.
Doch stetig trafen weitere Landungswellen ein. Da die natürlichen Strandausgänge durch deutsches Maschinengewehrfeuer versperrt waren, begannen kleine Gruppen die Felsen hochzuklettern. Oberst George A. Taylor trieb die Überlebenden mit dem Schlachtruf an: »Zwei Arten von Menschen werden zurückbleiben auf diesem Strand: die Toten und jene, die noch sterben werden. Schauen wir, dass wir herauskommen aus dieser Hölle!« 49 Insgesamt wurden an diesem Tag 34 000 Soldaten über den Ärmelkanal nach »Bloody Omaha« übergesetzt; mehr als 20 000 kamen hier ums Leben. Überwiegend handelte es sich um Rekruten und Freiwillige, die speziell für diese Schlacht ausgebildet und trainiert worden waren, aber nach wie vor von ihrer früheren Existenz als Lehrer, Mechaniker, Fabrik- oder Büroarbeiter geprägt waren. Sie starben an Sword Beach, Gold Beach, Juno Beach und Pointe du Hoc. Sie landeten in Wellen an Utah Beach, mehr als 23 000 Mann, tauchten aus dem Nebel und der Brandung auf und strömten ins Landesinnere auf die deutschen Stellungen zu. Die 101. und die 82. Luftlandedivision hatten 13 000 Mann hinter den feindlichen Linien abgesetzt, und wenn die Soldaten, die am Strand an Land gingen, nicht bis Mitternacht zu ihnen stießen, würden diese Fallschirmjäger aufgerieben werden. Und selbst wenn sie die Luftlandetruppen fanden, oder das, was von ihnen noch übrig war, wussten die Soldaten, dass der Kampf noch lange nicht gewonnen war, dass der Brückenkopf am Strand sehr unsicher war und dass sich eine Million deutsche Soldaten schussbereit in den Hecken verbargen.
Die Deutschen hatten sich verkalkuliert. Sie glaubten, die
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