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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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dass die hygienischen Einrichtungen in der Ausbildungsstätte der Armee unterdurchschnittlich waren und dass er bereits etwas ungepflegter war, als ihm lieb war.
    Ach ja, diese Unternehmung mochte sein »Geistesprodukt« sein, wie Paul Sachs geschrieben hatte, aber hier drüben war George Stout nur ein einfacher Soldat, der keine Autorität über irgendjemanden besaß. Und so gefiel es ihm. Auch im Militär hegte Stout eine tiefe Abneigung gegen Manager. Er machte sich lieber durch echte Arbeit die Hände schmutzig – und wusch sie sich anschließend gründlich.
    Es war eine gute Gruppe, das musste er zugeben. Eine Gruppe, wie auch er sie zusammengestellt hätte, wenn man mit dieser Aufgabe auf ihn zugekommen wäre. Nur 11 Männer, leider, aber gute Männer. Keine ausgebildeten Konservatoren, aber die nächstbesten: Gelehrte, Künstler, Museumskuratoren und Architekten – Männer, die sich ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienten und nicht anderen Arbeit aufluden. Sie alle waren fest verankert in ihrem Beruf. Fast alle hatten eine Ehefrau, die meisten hatten Kinder. Sie waren alt genug, um zu begreifen, worum es ging, und vielleicht auch noch jung genug, um die Strapazen auf den Schlachtfeldern zu verkraften und zu überleben.
    Überleben. Das war ein Wort, an das George Stout eigentlich nicht denken wollte. Er zog mit diesen Männern in den Krieg, und er wusste, dies bedeutete, dass vielleicht einige von ihnen nicht überleben würden. Es war ein Verbrechen, sie in den Kampf hinauszuschicken, dachte er abermals, ohne entsprechende Ausrüstung und ausreichend Mitarbeiter.
    Er machte Lord Woolley dafür verantwortlich, den alten Archäologen im Kriegsministerium. Ein Pfundskerl eigentlich, wie Ronald Balfour wohl sagen würde, aber er ließ die Gruppe verhungern. Woolley war übertrieben stolz darauf, dass nur drei Personen das Leitungsbüro der Kulturgüterschutzoperation am Laufen hielten – und eine davon war Lady Woolley, seine Ehefrau. Wie konnte man bei einem solchen Mitarbeiterstab das Unternehmen ernst nehmen? »Wir schützen die Kunst und wahren dabei das Maß.« 45 So lautete Woolleys Motto. Es stammte aus der Gefallenenrede des Perikles. Stout war sicher, dass die hohen Tiere im Militär diesen historischen Bezug zu schätzen wissen würden. Diese Cleverness würde sich zweifellos im Feld als nützlich erweisen.
    Wenn es sorgfältig aufgezogen wird, hatte er seiner Frau geschrieben. Das war das Entscheidende. War es wirklich zu viel verlangt, in einem Millionenheer die Abstellung von einhundert Mann zu fordern? War es wirklich zu viel verlangt, ein paar Tausend Dollar zu fordern für Kameras, Funkgeräte und andere Basisausrüstung?
    »Na, wer sagt’s denn, George, hier ist sie«, rief Ronald Balfour in seinem abgehackten Midlands-Akzent.
    Die Worte rissen George Stout aus seinen Gedanken und holten ihn zurück nach England, in den Frühling, ins Jahr 1944. Er blickte auf. Vor ihnen lag eine kleine Ansammlung von reetgedeckten Steinhäusern. Über ihnen ragte ein Kirchturm auf, ebenfalls einer der Gründe, weshalb sie zu diesem Dörfchen gegangen waren. Stout blickte hinauf zur Sonne, die jetzt direkt über ihnen stand, und schaute dann auf seine Armbanduhr. Der Gottesdienst musste schon lange vorbei sein.
    »Legen wir den kurz ab«, sagte Stout und deutete auf seinen Wäschesack, »dann gehen wir rauf.«
    »Einverstanden«, erwiderte Balfour und grinste. Balfour, dachte Stout, musste man einfach mögen. Aber noch wichtiger war: Das war ein Mann, dem man vertrauen konnte. Und das war gut so, denn auf Männer wie Balfour kam es an. Stout war ein Wissenschaftler, ein Modernisierer, aber er verließ sich nie auf Maschinen. Der begabte Beobachter, nicht die Maschine war das Entscheidende, wenn es um den Schutz und die Erhaltung von Kulturgütern ging. Das war das Geheimnis, glaubte er, um ein Unternehmen zum Erfolg zu führen: ein sorgfältiger, kluger und leistungsfähiger Beobachter der Welt zu sein und entsprechend zu handeln. Um sich im Feld als erfolgreich zu erweisen, würde ein Monuments-Offizier nicht nur Wissen benötigen; er würde auch Leidenschaft, Gewieftheit, Flexibilität und Verständnis für die militärische Kultur brauchen: für den Umgang mit Waffen, für die Befehlsketten. Balfour, so erkannte Stout, verfügte über diese Mischung aus scharfem Intellekt, praktischem Instinkt und Respekt vor der Uniform. Und er brachte ihm Vertrauen entgegen.
    Bringt uns da rüber, dachte er, und

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